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Veloreise: Von der Schweiz in einem Jahr quer durch Afrika bis Kapstadt

Solitaire, Namibia: Bild: Lukas Steiner
Einzige Schweizer

Dieser Schweizer radelte von Oetwil nach Kapstadt – seine Reise in 28 faszinierenden Fotos

Lukas Steiner aus Oetwil an der Limmat sattelte im Juni 2018 sein Velo und radelte nach Kapstadt. Alleine. Mit nicht viel mehr als einer ungefähren Route. 18'580 Kilometer und 326 Tage später kam er an. Hier erzählt er uns seine Reise in 28 starken Bildern.
06.06.2019, 16:1029.09.2019, 11:20
Reto Fehr
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Lukas Steiner war weder ein Afrika-Reisender («da war ich vorher noch nie») noch ein grosser Velofahrer («ich machte nie zuvor eine längere Velotour»).

Aber da war dieser Däne, den der Schweizer in Taiwan traf.

«Ein Landsmann von mir fuhr mit dem Velo nach Kapstadt. Wieso machst du das nicht?», fragte der Däne. Und Lukas sagte: nicht viel. Aber er schaute sich die Sache mal auf der Weltkarte an und stöberte in Blogs. Lukas wusste schon immer, dass er sich eine Auszeit gönnen wollte. Aber eigentlich dachte er mehr an eine Reise mit dem Töff nach Japan. Oder so.

Dann sagte er: «Das ist doch DIE Herausforderung für mich. Ich kenne Afrika nicht, würde es aber gerne kennen lernen. Es gibt so viele Mythen über den Kontinent.»

Das war die geplante Route. Wo Lukas Steiner genau durchfuhr, siehst du hier.
Das war die geplante Route. Wo Lukas Steiner genau durchfuhr, siehst du hier.screenshot: google maps/Lukas steiner

Der Entscheid war getroffen, am 18. Juni 2018 fuhr Lukas Steiner aus dem beschaulichen Oetwil an der Limmat ab, um Afrika zu erobern. Nicht im Sturm, sondern mit einem Jahr Zeit. Mit vielen Warnhinweisen von Bekannten, aber grosser Vorfreude. Er fände kein Wasser und kein Essen, er werde krank und ausgeraubt. Alles würde ihm widerfahren, hiess es. Er wusste nicht genau, was ihn erwarten würde.

Es kam ganz anders.

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Alle bisherigen Artikel aus der Serie findest du hier.

Am 14. Mai 2019 liess er sich vor dem weltberühmten Tafelberg in Kapstadt fotografieren. Es ist sein letztes von unzähligen Bildern seiner Reise. Hier hat er uns 28 dieser Fotos mitgebracht und erzählt seine Reise:

Oetwil an der Limmat, Schweiz

Bild
bild: limmatthaler zeitung, claudio thoma
«Das Bild vor dem Start. All dieses Material nahm ich mit. Mein Velo wog 55 bis 80 Kilogramm. Ich sagte mir: ‹Lieber zu viel als zu wenig.› Unter anderem ist ein 2-Personen-Zelt dabei, ein Stuhl – eine der besten Entscheidungen – und auch eine kleine Küche. Ich wollte selber kochen können, um mir mehr Freiheiten zu lassen.

Zweimal hatte ich unterwegs die Chance, etwas zurückzuschicken. Ich machte es nicht. Als ich beim Start aber das vollbeladene Velo eine Treppe hinuntertrug, dachte ich: ‹Ups, ist schon noch schwer.›»

Akasha, Sudan

Akasha, Sudan, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Das ist in der Sahara. Oft fuhr ich an so verendeten Tieren vorbei. Den Gestank werde ich nie mehr vergessen. Die Leute in der Schweiz sagten mir: Bei 45 bis 50 Grad wirst du in der Wüste verdursten. Ich stand wegen der Hitze jeweils um 2 Uhr auf und fuhr los. Die Wasserplanung war schwierig, aber es ging immer auf.

Durch die Wüste führt eine Teerstrasse – den Chinesen sei Dank. Etwa einmal pro Stunde wurde ich von einem Lastwagen überholt. Wenn ich da die Flasche ausstreckte, hielten die an und gaben mir Wasser. Ich habe in den ersten sieben Tagen im Sudan kein Geld gebraucht. Wenn ich irgendwo sass, kamen Leute, sprachen mit mir und luden mich ein.»

Al-Qadrif, Sudan

Bild
Bild: lukas steiner
«Als ich in den Sudan ging, hiess es: ‹Wie kannst du das verantworten? Die Schweiz muss danach Geld zahlen, wenn du gekidnappt wirst›. Dann kommst du dahin und die Menschen sind alle so krass freundlich. Ich habe praktisch immer wild campiert. Oft kamen Leute und brachten Datteln und Tee.

Im Sudan wird alles mit Eseln gemacht. In Kenia dann übrigens nicht mehr. Jemand erzählte mir, die Chinesen hätten die Esel alle gekauft. Aber zurück zum Bild: ‹Women run Africa›, heisst es. Und das stimmt. Sie erziehen die Kinder, arbeiten, schleppen Wassertanks – während viele Männer im Schatten eines Baumes die Füsse hoch lagern und den Tag verweilen lassen.»

Madani, Sudan

Madani, Sudan Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Das war mein erster Platten – nach 5500 Kilometern in Madani, kurz vor der äthiopischen Grenze. Ich konnte die wichtigsten Dinge selbst reparieren, hatte aber nie grössere Pannen. Ich nahm mir bei Platten jeweils Zeit. Alle Taschen wegnehmen, das Loch finden, etc. Es gehört dazu. Oft ergaben sich auch schöne Gespräche. Die Leute kamen und fragten, was ich mache oder ob sie mich einladen können.»

Simien Mountains, Äthiopien

Simien Mountains, Äthiopien Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Ein spezielles Erlebnis in den Simien Mountains auf ca. 3500 Metern. Die Regenzeit war gerade vorbei und alles schön grün. Das sind Dschelada-Paviane, im Gegensatz zu anderen Artgenossen sind sie aber nicht aggressiv oder gefährlich. Da waren Hunderte dieser Affen. Sie leben dort oben und essen eigentlich den ganzen Tag einfach nur Gras.»

Addis Zemen, Äthiopien

Addis Zemen, Äthiopien, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«In Äthiopien machte ich einen Abstecher zu einem Herzensprojekt von mir. Die Organisation ‹Green Ethiopia› betreibt eine Baumschule und gibt Wissen und Setzlinge an die Bevölkerung ab, die aber dann alles selber machen muss. Erosion ist in dieser Region ein grosses Problem. Als ich dort war, war ich beeindruckt, es hatte wieder einen richtigen Wald.

Mein Professor an der Uni St.Gallen rief die Organisation ins Leben. Es ist Hilfe zur Selbsthilfe und so auch nachhaltig. Daher unterstütz ich es auch. Geld sammeln war nicht das Ziel meiner Reise. Aber ich dachte: Wenn ich die Tour noch mit einem guten Zweck verknüpfen kann – super.»

Mount Kenya, Kenia

Mount Kenya, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas Steiner
«Das ist auf dem Gipfel des Mount Kenya. Ich war mit einem Guide hier, trug aber meinen Rucksack selbst, das gab mir noch etwas Freiheit. Es war auf einem der drei Hauptgipfel (4'985m) ungefähr Minus 10 Grad, wir mussten eine Stunde auf den Sonnenaufgang warten – ich packte meinen Schlafsack aus, während die anderen Touristen froren.

Ich fand es auch schön, mal vom Velo zu steigen und etwas anderes zu machen. Der Aufstieg war hart, ich hatte grosse Blasen an den Füssen, so musste ich am Ende mit meinen Velosandalen hochlaufen.»

Borana Conservancy, Kenia

Borana Conservancy, Kenia Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Ich durfte in Kenia mit diesen Rangern der Borana Conservancy sieben Tage trainieren und unterwegs sein. Das hat mir auch die Augen geöffnet. In Afrika sieht man als Tourist ja einfach diese verschiedenen wilden Tiere und macht Fotos.

Aber dahinter läuft einiges ab. Es gibt in einigen Nationalparks oft Schiessereien mit Wilderern. Und diese Ranger gehen jeden Tag raus und riskieren ihr Leben. Das ist schon krass. Die haben teilweise kaum Geld für Kleidung, aber geben alles für ihre Tiere.»

Kabata, Uganda

Kabata, Uganda, Bild: Lukas Steiner
«In Uganda und Ruanda fahren die Leute alle Velo. Die haben dann meist ein Single-Speed-Velo. Oft fuhren sie einfach etwas neben mir her, das war immer lustig. Hier wird das Velo auch als Transportmittel gebraucht. Fahren konnten sie dann oft nicht mehr und wenn es bergauf ging, mussten auch mal zwei Leute helfen. Ich fand das einfach spannend.

Wir nehmen die Bananen in einem gekühlten Laden von der Auslage, hier siehst du noch richtig, woher sie eigentlich kommen. Weil in Afrika viel entlang von Strassen geschieht, bist du da mit dem Velo mittendrin und exponiert. Aber das schafft auch viel Nähe.»

Uganda

Kikorongo, Uganda, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Den Äquator überquerte ich etwa sechsmal. Das auf dem Bild war beim letzten Mal. Es war wie ein Meilenstein für mich: Jetzt hast du einfach den Äquator mit dem Velo überquert. Die Bilder sieht man ja immer mal wieder – und dann bist du plötzlich selbst da.

In Uganda hatte ich eine super Zeit. Ich erinnere mich auch an die ‹Rolex›, welche sie immer verkauften. Dabei handelt es sich um ein Sandwich, ein ‹Egg roll›, erst nennen sie es ‹roll egg› und dann sprechen sie es – typisch für viele Regionen Afrikas – noch etwas cooler aus: ‹Rolex›».
Noch mehr Bilder
Ursprünglich dachte ich, dass Lukas Steiner hier über seine zehn besten Bilder reden kann. Bei meiner Vorauswahl kam ich auf 56 Aufnahmen. Schlussendlich wurdens 28. Wer noch nicht genug von Afrika hat, hier geht's zur Website von Lukas Steiners Reise und zu seinem Instagram-Account.

Kabarondo, Ruanda

Kabarondo, Ruanda, Bild: Lukas Steiner
Bild: Lukas steiner
«Das Velo ist oft auch ein Transportmittel. Die Leute müssen irgendetwas irgendwohin bringen, haben aber kein Auto oder keinen Lastwagen – dann kommt es halt auf das Velo. Da kommen sie auf die unglaublichsten Ideen: Ich sah auch Menschen, die transportierten ein Sofa mit einem Töffli – und immer mit riesigem Smile im Gesicht.

Sie verfügen einfach über eine grosse Kreativität. Und Gelassenheit. Manchmal geht es, manchmal halt nicht. Aber dann ist morgen ein neuer Tag. Diese Gelassenheit, das versuchte ich auch mitzunehmen.»

Mangaye, Tansania

Mangaye, Ruanda
Bild: lukas steiner
«Die Leute hatten einfach Freude, wenn sie mal auf mein Velo sitzen durften und eine Runde drehen konnten. Hier traf ich diese Masai. Sie waren gerade das Fleisch im Hintergrund am offenen Feuer am grillieren. Ich stieg ab und wir kamen ins Gespräch. Wenn du mit dem Velo unterwegs bist, bist du automatisch mittendrin. Da ist dann auch die Sprachbarriere jeweils nicht so schlimm.

Nyakahura, Tansania

Nyakahura, Tansania, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Nein, das Bild ist nicht bearbeitet, die Kühe haben wirklich so grosse Hörner. Die Hörner sind auch nicht hohl und wiegen sicher einiges. Kühe werden gerne noch als Mitgift gegeben, sie sind in Ostafrika wie Gold.

Zu der Zeit ging es in der Schweiz um die Hornkuh-Initiative. Das fand ich noch witzig: Wir haben hier schon Probleme, die nicht überall als Probleme angesehen werden. Die Leute fragten mich jeweils: Was habt ihr für Probleme in der Schweiz? Und ich musste wirklich überlegen. Ich erhielt mal eine Push-Nachricht, dass Sven Epiney einen Heiratsantrag machte – das hätten die Leute hier nicht verstanden, dass dies einen Aufruhr gibt.»

Livingstonia, Malawi

Livingstonia, Malawi, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Das ist in einem Eco-Garten in Malawi auf einem Gebirgszug bei Livingstonia, im Hintergrund liegt der Malawi-See. Ich suchte nicht immer die Abgeschiedenheit, sondern wollte von den Menschen erfahren, wie sie leben, was sie denken. Hier hat es einfach gepasst mit dieser Aussicht – ein herrlicher Ort.»

Warika, Malawi

Warika, Malawi, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Malawi ist so grün und die Einwohner extrem freundlich. Schau mal diese Farben, das ist doch einfach super! Was ich von Fremden erleben durfte in Sachen Offenheit und Warmherzigkeit war das Highlight meiner ganzen Reise. Die Leute wollten auch immer, dass ich Fotos mache. Diese hier musste ich mehrmals knipsen, weil sie posen wollten.»

Chama, Sambia

Chama, Sambia, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Das war während der Regenzeit. Egal ob ein Fluss, der über die Ufer tritt, ein Stau oder sonst etwas: Alles ist auch immer ein mögliches Geschäft. Hier war ich nicht der Einzige, der über den Fluss musste. Am Ende halfen mir für ein kleines Sackgeld fünf Jungs, das Velo und das Gepäck über den Fluss zu tragen. Da waren etwa 50 Leute, dann kam der Mzungu (der Weisse) mit dem Velo. Alle hatten Spass.»

Mpika, Sambia

Mpika, Sambia, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Mir kamen auf der ganzen Reise etwa fünf Veloreisende entgegen. Hier konnte ich während zehn Tagen mit drei Amerikanern und einem Deutschen mitfahren. Das war eine spezielle Erfahrung. Zum einen sehr schön, um mal mit Leuten zu reden, die ähnliche Dinge erlebten.

Auf der anderen Seite musste ich mich aber auch wieder anpassen. Ich fuhr normalerweise früh am morgen ab, sie wollten jeweils um 8 Uhr aufstehen und erst um 10 Uhr losfahren. Die Zeit mit ihnen war super, aber ich genoss es dann, wieder alleine unterwegs zu sein.»

Chitambo, Sambia

Chitambo, Sambia, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Ich nahm mir immer Zeit für ein Gespräch mit der lokalen Bevölkerung. Vor allem Kinder kamen mit grossen Augen auf mich zu. Wenn du die Leute auf dem gleichen Level abholst – wenn du mit anderen so umgehst, wie du es auch willst – dann kommt es einfach gut. Jetzt zurück in der Schweiz ist das wieder eine riesige Umstellung. Wenn ich jetzt hier in der Stadt «Grüezi» sage, dann wird man schon fast als komisch abgestempelt.»

Kanona, Sambia

Sambia, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Das war das Gefährlichste meiner Reise, diese Begegnungen mit Lastwagen. Sie nehmen einfach keine Rücksicht auf dich. Ich versuchte darum oft, auf kleinere Strassen auszuweichen. Das war zwar viel mühsamer, aber sicherer. Nach so Teerstrassen-Tagen fühlte ich mich jeweils, als hätte ich den ganzen Tag geraucht.»

Muchinga, Sambia

Muchinga, Sambia, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Mir gefiel das Haus. Solche kleinen Shops gab es auf der ganzen Route – ausser in der Wüste. Überall wird irgendwas verkauft. In Sambia sind auch viele Lastwagen unterwegs, welche die Waren nach Tansania und Daressalam an den Hafen transportieren. Die Lastwagenfahrer trinken und rauchen oft. Da kommen diese Shops gelegen.»

Kabwe, Sambia

Kabwe, Sambia, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Wieder so eine typische Szene für das Velo als Transportmittel in Afrika. Die Leute haben halt kein Auto, was hätte er tun sollen? Er kann nicht 10 Kilometer mit der Ziege laufen, wenn die bockig tut. Trotzdem ging er respektvoll mit dem Tier um, obwohl diese die Aktion wohl weniger cool fand als er. Das war übrigens an einem Sonntag, er brachte sie zum Metzger – oder zumindest zu einem, der das schon mal gemacht hat. Fleisch wird in diesen Ländern nur zu speziellen Events gegessen, viel bewusster als hier in der Schweiz. Das finde ich wichtig, auch wenn ich kein Vegetarier bin.»

Choma, Sambia

Kabwe, Sambia, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Die grössten Unterstützer an der Strasse waren die Kinder. Dieses Lachen, das sie dir geben – unbezahlbar. Die sind immer irgendwas am ‹herum nuscheln›, rennen einer Ziege nach, spielen irgendwo am Strassenrand oder folgten mir singend oder hüpfend – das zauberte mir immer ein Lachen ins Gesicht.

Der hier trägt mir ein ‹Village chicken› nach, das wollten sie mir unbedingt verkaufen. Ich lehnte ab. Sie erkannten mich jeweils schon aus grosser Distanz, riefen «Mzunguuuuu» und kamen auf mich zu. Teilweise fuhr ich nur noch winkend durch die Gegend. Das fand ich super.»

Chobe Nationalpark, Botswana

Chobe Nationalpark, Botswana
bild: lukas steiner
«Mein Lieblingsbild. Viele fragten, ob ich da mit Photoshop nachgeholfen habe. Dem ist aber nicht so. Ich war im Chobe Nationalpark und stellte mein Zelt auf. Dann kamen die drei Elefanten – das war einfach ein Lucky Shot. Klar: Elefanten können gefährlich sein. Aber ich sass einfach nur da, wahrte die Distanz und bewegte mich nicht. Ich informierte mich auch bei Rangern, was möglich ist mit dem Velo im Nationalpark. Ein Risiko wollte ich nie eingehen, für mich war diese Situation auch keines. Es war ein unglaublicher Moment.

In der Nacht die Löwen brüllen oder Hyänen lachen zu hören, war schon speziell. Aber im Zelt bist du – wenn du ein paar Regeln befolgst – sicher. Das waren wunderschöne Augenblick.»

Irgendetwas schien diesem Elefanten zu gefallen:

Video: watson

Ngoma Bridge, Botswana

Ngoma Botswana, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Durch den Chobe Nationalpark konnte ich 300 Kilometer fahren, es war kein Problem mit dem Velo. Aber dann das kleine Stück von Kasane nach Ngoma (ca. 50km) ... Da liess man mich nicht durch. Sie hatten Angst, dass mir etwas passiert.

Also ging ich auf den Polizeiposten und beantragte eine Eskorte – die mir tatsächlich gewährt wurde. Die Polizisten taten mir zwar etwas leid, so hinter mir her zu hottern, aber andererseits: Die waren auch froh, dass mal was passierte.»

Bergsig, Namibia

Bergsig, Namibia, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Ja, die zwei da häuten gerade eine Ziege. Und sie sind stockbesoffen. Das ist in Bergsig, Namibia. Der letzte Ort im Damaraland, bevor ich für vier Tage in die absolute Wildnis radelte. Ich durfte neben dem Polizeiposten zelten. Die haben immer fliessend Wasser und man kann ein bisschen reden.

Die beiden traf ich zuvor im Shop. Später kamen sie zum Polizeiposten, holten die Ziege aus dem Polizeiwagen und schlachteten sie vor meinen Augen – inklusive ausbluten lassen und häuten. Ich war gerade am essen und konnte kaum hinschauen. Die Ziege wurde für den Polizeichef geschlachtet, der am nächsten Tag Geburtstag hatte.

Das Blut auf dem Boden lockte in der Nacht 10 bis 15 Hunde an. Immer wieder berührte etwas mein Zelt. Am nächsten Morgen fand ich heraus: Die markierten mein Zelt. Ich werde die Nacht nie vergessen und sie war so typisch für die ganze Reise. Ich erlebt so viele Dinge, von denen du glaubst: Kann nie passieren.»

Huab, Namibia

Damaraland, Namibia, Bild: Lukas Steiner
bild: Lukas steiner
«Ich war immer mit GPS unterwegs. Hier war ich vier Tage im Damaraland, im absoluten Niemandsland, und sah keinen Menschen. Da hatte ich zusätzlich einen Notfallpeil-Sender dabei, womit ich auch SMS an lokale Leute schicken konnte.

An dieser Kreuzung zeigte das GPS die Strassen nicht so genau an. Hier musste ich die richtige Entscheidung treffen, ich nahm die Strasse links – es war die richtige.

Übrigens: Mein Velo war nie so beladen, wie hier. Ich hatte in dieser Abgeschiedenheit zeitweise 22 Liter Wasser dabei (für drei Tage, dann konnte ich an einer Quelle wieder auffüllen). Dazu kamen drei Kilogramm Pasta, zehn Dosen mit Sardinen und Bohnen, zwei Kilo Peanutbutter und viele Packungen Bisquits.»

Damaraland, Namibia

Damaraland, Namibia, Bild: lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Genau solche Momente habe ich auf dem viertägigen Trip ins Niemandsland gesucht. Ich wollte alleine sein. Die Strassenverhältnisse waren schwierig, teilweise musste ich das Velo selbst abwärts stossen. Pro Tag legte ich vielleicht 30 Kilometer zurück – war dafür aber von morgens um 8 bis abends um 18 Uhr unterwegs.

Körperlich war dies die anstrengendste Zeit. Aber genau solche Herausforderungen wollte ich erleben. Eigentlich finde ich das cool, vor allem jetzt rückblickend. Im Moment selbst dachte ich manchmal allerdings: ‹Lukas, musste das jetzt sein?›»

Kapstadt, Südafrika

Kapstadt, Südafrika, Bild: Lukas Steiner
bild: lukas steiner
«Ich hatte einen super letzten Tag. Von Langebaan aus fuhr ich 125 Kilometer nach Kapstadt und hatte den Tafelberg sehr oft im Blick. Ich kam näher und näher und dann war ich einfach da. Es war überwältigend, Kapstadt fühlt sich nicht nach Afrika an. Meine Mutter wollte eigentlich bei der Ankunft vor Ort sein. Aber ich sagte ihr: Ich will den Moment für mich geniessen und mich nicht auf eine Ankunftszeit festlegen.

Für dieses Bild brauchte ich lange. Ich gab Touristen die Kamera, um ein Bild zu machen. Aber die schnitten den Rahmen ab oder sonst etwas passte nicht. Weil ich das letzte Bild perfekt wollte, musste ich einige Mal in der Schlange anstehen und nochmals versuchen.

Zwei Frauen sassen da im Strassencafé und sagten: Kannst du zu uns sitzen und uns deine Geschichte erzählen? Das war ein wunderschöner Empfang, ein Gänsehautmoment.
Noch mehr Bilder und Infos zum Projekt
Wie eingangs erwähnt: Es war schwierig, die Reise auf 28 Bilder zu reduzieren. Wer noch nicht genug hat: Lukas Steiner hat eine Website mit allen Details zum Projekt und auf Instagram gibt's noch viele weitere Fotos von der Reise.

Zurück in der Schweiz

Wenige Tage nach seiner Ankunft kehrte Lukas Steiner in die Schweiz zurück. Was geht da in den ersten Tagen nach so einem Mammutprojekt in ihm vor? «Der Weg war das Ziel meines Projektes. Ich profitierte unterwegs so viel und dann kommt die Endstation: Boom. Fertig. Das habe ich noch nicht wirklich begriffen.»

Und die eine Frage stellt sich nach so einer langen Reise natürlich immer: Was jetzt? Lukas Steiner: «Nach einem Jahr muss ich mich jetzt wieder einleben. Viele sagen mir, dass ich ein Problem haben werde. Aber ich bin gerne zurück. Ich bin gerne in der Routine und Struktur drin. Im Herbst mache ich meinen Master. Ich freue mich drauf. Aber ich werde sicher wieder gehen. Westafrika fehlt noch. Ich habe mich in den Kontinent Afrika verliebt.»

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61 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Altorez
06.06.2019 16:41registriert Juni 2015
Geht ja nur bergab. Sieht man doch auf der Karte.

*Ironie off*

Super Leistung. Respekt. :)
Ich hätte trotzdem das Motorrad genommen ...
42014
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Ehrenmann
06.06.2019 16:56registriert Januar 2018
WOOOOOOOOOOOOW!
Ohne Worte, die Leistung, die Bilder einfach alles..

Grösster Respekt vom Ehrenmann
3678
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Zum Kommentar
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Baba ♀️
06.06.2019 20:17registriert Januar 2014
Grossartiger Trip! Kompliment. Und durch Afrika... ❤😍

Nur eine kleine Anmerkung:"[...] dass Sven Epiney einen Heiratsantrag machte – das hätten die Leute hier nicht verstanden, dass dies einen Aufruhr gibt.»" Doch, in (Ost-)Afrika hätte das sogar eine riesige Aufruhr gegeben! Leider ist die Homophobie EXTREM gross in Ostafrika und es ist undenkbar, dass dort ein offen schwul lebender Mann a) Fernsehmoderator einer öffentlich rechtlichen TV Station wäre und b) seinem Lebenspartner live einen Heiratsantrag macht.

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