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Sonntagsnews: Militärkreise und SVP stellen Amt des Armeechefs infrage

Braucht es noch einen Armeechef? SVP lanciert Debatte – die Sonntagsnews

Der unzulässige Schutz der Zivilbevölkerung, jahrelange Hinweise auf Missstände bei der Ruag und die Debatte über das Amt des Armeechefs: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen.
30.03.2025, 06:2130.03.2025, 08:42
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SVP stellt Amt des Armeechefs erneut infrage

Militärkreise und die SVP haben in der «SonntagsZeitung» das Amt eines Armeechefs infrage gestellt. «Eine Rückkehr zum alten Modell mit einer breiteren Führung ist für mich eine ernsthafte Option», sagte Stefan Holenstein, Präsident des Verbands der Militärischen Gesellschaften, zur Zeitung. Den Posten des Armeechefs gebe es seit 2004. Verteidigungsminister Martin Pfister habe sich noch nicht direkt dazu geäussert. Personelle Abgänge seien eine Chance, die organisatorische Struktur zu überdenken, habe er vor seiner Wahl zum Bundesrat gesagt. Die SVP habe schon mehrmals versucht, den Armeechef abzuschaffen. Aktuell zeigen sich SVP-Vertreter laut der Zeitung weiter offen dafür.

Thomas Suessli, Chef der Armee, spricht an der Praesentation der Armeebotschaft 2025, am Donnerstag, 27. Maerz 2025, in Thun. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Wird er der letzte Armeechef sein? Der abtretende Thomas Süssli.Bild: keystone

Bei Angriff: Schutz der Schweizer Zivilbevölkerung nicht garantiert

Der Schutz der Schweizer Zivilbevölkerung würde nach Informationen der «NZZ am Sonntag» im Fall eines Angriffs nicht funktionieren. «Wir sind darauf nicht vorbereitet», sagte Patrik Reiniger, Vizepräsident der Konferenz der kantonalen Verantwortlichen für Militär, Bevölkerungsschutz und Zivilschutz (KVMBZ) zur Zeitung. Eine Übung im vergangenen Jahr habe Defizite aufgezeigt, namentlich habe die Koordination zwischen Bund und Kantonen nicht funktioniert. Den grössten Aufholbedarf sehe Reiniger bei der Alarmierung der Bevölkerung und der Kommunikation. Die Direktorin des Bundesamts für Bevölkerungsschutz, Michaela Schärer, kenne die Kritik. Grundsätzlich sehe sie den Bevölkerungsschutz sehr viel besser aufgestellt als die Vertretung der Kantone.

Jedes dritte Opfer sexueller Gewalt ist ein Teenager

Die Zahl der Jugendlichen zwischen 10 und 19 Jahren, die vergewaltigt oder sexuell missbraucht wurden, ist besonders stark gestiegen: um 36 Prozent in den letzten vier Jahren, um ganze 70 Prozent im letzten Jahrzehnt. Das zeigt ein Blick auf die Opferzahlen der Kriminalstatistik des Bundes. Auch unter den Tätern finden sich viele Minderjährige, jeder zweite ist Ausländer. Gemäss der Studie zur Jugendgewalt in den Kantonen Zürich und Waadt ist auch die Zahl der Gruppenübergriffe gewachsen. Das berichtet die «NZZ am Sonntag».

Ruag-Whistleblower blieb ungehört

Ein Ex-Kadermann der einstigen Ruag Aviation hat laut «SonntagsBlick» in den letzten zehn Jahren mehrfach Bundesratsmitglieder und weitere Funktionäre auf Missstände im Rüstungskonzern Ruag hingewiesen. Er habe die Misswirtschaft angesprochen, die nun in der Politik für Kopfschütteln und Erstaunen sorge, schrieb die Zeitung. Mit der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK) habe sich der Ex-Kadermann ausgetauscht. Von den anderen Adressaten sei er meist abgewimmelt worden, schrieb die Zeitung. Zu ihnen zählten auch Spitzen der parlamentarischen Aufsichtskommissionen, Ruag-Verwaltungsräte und CEOs. Der Zeitung habe er eine umfangreiche Dokumentation an Schreiben vorgelegt.

ARCHIVE --- ZU 100 JAHRE LUFTWAFFE SCHWEIZ STELLEN WIR IHNEN DIESES BILD ZUR VERFÜGUNG --- F/A-18 fighter jets of the Swiss Army stand in a hangar of RUAG Aviation in Emmen in the canton of Lucerne, S ...
Die Schilderungen des Ex-Kadermanns von Ruag Aviation blieben weitestgehend ungehört.Bild: KEYSTONE

Swiss-CEO Jens Fehlinger: «Wir müssen pünktlicher werden»

Der neue Swiss-CEO Jens Fehlinger ist optimistisch, dass die Swiss-Flüge diesen Sommer pünktlicher sind als letztes Jahr. «Wir müssen pünktlicher werden. Wir haben viele Gespräche mit unseren Partnern rund um den Flughafen Zürich geführt, damit es besser klappt. Und die Koffer müssen mit dem Passagier ankommen. Aktuelle Zahlen zeigen, dass es in die richtige Richtung geht», sagt Fehlinger im «SonntagsBlick»-Interview.

Jens Fehlinger, CEO von Swiss, posiert nach der Jahresmedienkonferenz der Fluggesellschaft Swiss International Air Lines, aufgenommen am Donnerstag, 6. Maerz 2025 in Kloten Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Le ...
Swiss-CEO Jens Fehlinger.Bild: keystone

Zugleich widerspricht er dem Vorwurf, die Swiss sei geizig geworden – seit der Corona-Pandemie gibt es in der Economy nur noch Wasser gratis, obwohl die Swiss Rekordgewinne feiert. «Wir sind ganz und gar nicht geizig, sondern investieren laufend hohe Summen in unser Produkt», sagt Fehlinger. «Es ist nicht so, dass jeder Gast in der Economy essen oder trinken will. Mit unserem neuen Programm Swiss Saveurs können wir unseren Gästen in der Economy ein qualitativ hochwertiges Produkt bieten, das sie kaufen können, wenn sie es möchten.»

3,4 Millionen Franken: Private wollten BAG fiktive Corona-Tests verrechnen

Private haben laut der «NZZ am Sonntag» fünf Jahre nach dem Lockdown noch immer fiktive Corona-Tests dem Bund in Rechnung gestellt – oder es zumindest versucht. Ende 2024 habe jemand versucht, dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ungerechtfertigte Tests in Höhe von 3,4 Millionen Franken zu verrechnen, wie das BAG auf Anfrage der Zeitung mitteilte. Dieser Sachverhalt könnte auf dem Tisch einer kantonalen Staatsanwaltschaft landen – wie schon Tausende mutmassliche Corona-Straffälle vor ihm. Hauptsächlich würden sich die Strafbehörden weiterhin mit dem missbräuchlichen Umgang von Covid-Notkrediten beschäftigen. 60 Prozent der Strafverfahren dazu sei noch nicht abgeschlossen.

At-Home COVID-19 Test kits are displayed at a drug store in Buffalo Grove, Ill., Monday, Aug. 26, 2024. (AP Photo/Nam Y. Huh)
Im Zusammenhang mit der Covid-Pandemie laufen zahlreiche Strafverfahren. Bild: keystone

SP will US-Forscher in die Schweiz locken

Eine SP-Motion zur Attraktivitätsförderung der Schweiz für Forschende aus den USA ist gemäss «Le Matin Dimanche» bei Parlamentsmitgliedern der Mitte, FDP und einem MCG-Vertreter auf Zustimmung gestossen. Ständerat Baptiste Hurni (SP/NE) schlägt unter anderem vor, US-Forschenden den Zugang zu Finanzierungen des Schweizerischen Nationalfonds zu ermöglichen sowie ihnen eine Niederlassungsprämie anzubieten, wie die Westschweizer Zeitung schrieb. Forschende aus den USA würden nach seiner Auffassung internationale Geldgeber anziehen, wovon Schweizer Forschende profitieren würden. Der Dachverband der Schweizer Universitäten Swissuniversities sehe keine Anpassung seiner Rekrutierungen vor, schrieb die Zeitung.

Cassis ärgert sich über FDP-Zurückhaltung beim Lohnschutz

Die zurückhaltende Haltung der FDP bezüglich des Kompromisses bei den Lohnschutz-Massnahmen ist laut «SonntagsBlick» bei FDP-Bundesrat Ignazio Cassis offenbar auf Unmut gestossen. Er soll sich «dem Vernehmen nach» bei der Parteispitze beschwert haben, wie die Zeitung schrieb. Cassis tausche sich regelmässig mit der Spitze der FDP aus, zitierte «SonntagsBlick» die Stellungnahme des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Zu den Inhalten äussere sich das EDA nicht. FDP-Präsident Thierry Burkart und Fraktionschef Damien Cottier haben laut der Zeitung keine Stellung nehmen wollen. (sda)

Bundesrat Ignazio Cassis spricht zur Grossen Kammer waehrend der Fragestunde, an der Fruehjahrssession der Eidgenoessischen Raete, am Montag, 17. Maerz 2025 im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Alessandr ...
Aussenminister Ignazio Cassis war ab dem Verhalten der FDP-Spitze punkto Lohnschutz-Kompromiss offenbar «not amused». Bild: keystone

Giftige Substanzen auf Schweizer Feldern

Giftige Substanzen sind nach Informationen der «SonntagsZeitung» auf Schweizer Feldern gefunden worden. Viele davon sind verboten, wie die Zeitung anhand von Dokumenten, welche sie gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz einsah, schrieb. Nun habe der Bund eine Offensive gestartet. Im laufenden Jahr finanziere der Bund nicht mehr 200, sondern 1000 Analysen. Weitere Kontrollen müssten die Kantone bezahlen. Bei Verstössen drohe die Kürzung von Direktzahlungen. Das System beruhe auf Selbstdeklaration. Viele Kantone würden die Buchhaltung der Landwirtinnen und Landwirte prüfen und keine Proben auf Feldern entnehmen, schrieb die Zeitung.

Politik im Klassenzimmer: «Dringender Handlungsbedarf»

Der Dachverband der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) hat gemäss «SonntagsBlick» mehr Politik im Klassenzimmer gefordert. Viele Jugendliche hätten ihr Vertrauen in die Politik verloren und autoritäre Denkweisen fänden mehr Zuspruch, hiess es laut der Zeitung in einem 2024 verfassten Positionspapier des Verbands. Es bestehe «dringender Handlungsbedarf». Unter politischer Bildung an Schulen verstehe der LCH mehr als bloss Staatskunde: Schülerinnen und Schüler sollten demnach ermutigt werden, sich kritisch mit politischen Themen auseinanderzusetzen. Der Schulleiterverband habe dieser Haltung zugestimmt.

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58 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
30.03.2025 07:58registriert Oktober 2018
„Giftige Substanzen auf Schweizer Feldern“

Der Bund tut viel zu wenig für den Schutz der Bevölkerung und der Natur. Stattdessen stellen die Lobbyisten in Bern sicher, dass die Bauern weiterhin tonnenweise Gift der Chemiekonzerne versprühen und unsere Böden, Gewässer, Natur, Tiere und Nahrungsmittel vergiften können…
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Rethinking
30.03.2025 07:52registriert Oktober 2018
„SVP stellt Amt des Armeechefs erneut infrage“

Das Problem ist, wie so oft, der Kantönligeist…

Wir müssen schweizweite Themen den Kantonen entziehen und dem Bund übergeben…

Der Kantönligeist führt zu Ineffizienz, Geldverschwendung, Doppelspurigkeiten, Informationsproblemen, Koordinationsproblemen usw.
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Tomi2
30.03.2025 07:11registriert März 2025
Wenn die SVP ausgerechnet diese Charge in Frage stellt, dann stimmt mit diesen Trumps wirklich etwas nicht. Jahrzehntelang hat diese Partei federführend die Armee zu Tode gespart. Die heutigen Probleme sind durch die bürgerliche Mehrheit der letzten 40 Jahre entstanden.
Eine Armee ohne Leitung ist wie das traurige Schweizer Parlament. Lauter Amateure beleidigen sich gegenseitig und bringen NICHTS für die Bevölkerung zu Stande. Wir sind nicht alle Bauern oder Banker Herr Dettlin und Konsorten!
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