Sag das doch deinen Freunden!
Claudio Zanetti unterliegt Konrad Langhart, im Herbst wurden Hans Fehr und Christoph Mörgeli abgewählt. Gibt es in der SVP Zürich einen Trend zu Mässigung?
Konrad Langhart: Ich weiss nicht, ob es einen solchen Trend gibt. Aber bei den letzten Wahlen haben wir eine Reihe von Akademikern nach Bern geschickt, das gewerbliche, bäuerliche und landschaftliche Umfeld kam eher zu kurz. Ich gehe davon aus, dass die Delegierten dies korrigieren wollten.
Sie haben angekündigt, dass die SVP im Kanton Zürich weiter wachsen soll …
Jeder Parteipräsident will wachsen (lacht).
… auch in den Städten. Wie stellen Sie sich das vor?
Das ist eine gute Frage.
Die urbanen Zentren sind für die SVP schwieriges Terrain.
Ja, aber wir hatten in den Städten auch schon höhere Wähleranteile. Ziel muss sein, die Basisarbeit zu intensivieren und neue Mitglieder zu gewinnen. Mir ist klar, dass das Knochenarbeit wird. In der Stadt Zürich sind wir Oppositionspartei, im Gegensatz zum Kanton, da sind wir Regierungspartei. Staatstragend, wie man das nennt. Das sind Gegensätze. Zusammen mit den städtischen Sektionen werden wir sehen, was sich hier machen lässt. Wir müssen auch aufpassen, dass wir unsere Anteile in der Landschaft nicht verlieren. Goldküstenvertreter haben wir wie gesagt genügend in Bern. Es ist und bleibt ein Spagat, das gesamte Spektrum abzudecken.
Sie wollen die Basisarbeit in den Städten verstärken. Glauben Sie, es gibt dort von Links-Grün desillusionierte Nicht-Wähler, die Sie gar nicht von den Positionen der SVP überzeugen, sondern einfach zum Gang an die Urne motivieren müssen?
Das gilt nicht nur für die Stadt, sondern den ganzen Kanton Zürich. Ich stelle immer wieder fest, dass es viele Leute gibt, die grundsätzlich mit unserer Politik einverstanden sind, aber Berührungsängste haben. Oder wie Sie sagen desillusioniert sind, weil die Erfolge in den Städten zuletzt tatsächlich ausgeblieben sind. Das Potential für die SVP ist auf jeden Fall vorhanden, aber wir werden realistischerweise keine Riesenschritte vorwärts machen.
Sie wollen auch den Zürcher Ständeratssitz für die SVP zurückerobern. Das geht nur über die Stadt und das wäre für die SVP definitiv ein Riesenschritt vorwärts.
Als grösste Partei des Kantons muss das unser Ziel sein.
Aber wie soll das funktionieren? 2015 traten Sie mit Hans-Ueli Vogt an, einem homosexuellen Intellektuellen. Auch ihm gelang es nicht, in den Städten die nötigen Stimmen zu holen.
Wenn es soweit ist, werden wir die Ausgangslage analysieren und sehen, wer zur Verfügung steht. Es ist auch denkbar, mit jemandem anzutreten, der schon einmal kandidiert hat. Das nächste Mal ist es noch schwierig, gegen zwei neu Gewählte anzutreten. Ich gehe nicht davon aus, dass die nach nur einer Legislatur bereits wieder aufhören. Aber spätestens in acht Jahren müssen wir diesen Sitz wieder holen.
Gibt es inhaltliche Schwerpunkte, die Sie in den Städten setzen würden?
Das kann ich als Kantonalpräsident nicht verordnen. Klar ist, dass Themen wie zum Beispiel Einwanderung und Verkehr die Städte stärker tangieren als die Landschaft. Hier anzusetzen, wäre sicher sinnvoll, aber ich möchte mich noch nicht festlegen, dafür ist es zu früh. Ich habe mich bislang vor allem mit kantonaler Politik beschäftigt und die Stadt war entsprechend weit weg.
Gibt es einen Stadt-Land-Graben?
Sie meinen in der Partei?
Ja.
In der SVP gibt es keine Grabenkämpfe zwischen Stadt und Land oder zwischen Akademikern und Nicht-Akademikern. Uns allen ist bewusst, dass wir alle Kreise einbinden müssen, um auf einen derart hohen Wähleranteil zu kommen. Wir haben die unterschiedlichsten Leute wie Hans-Ueli Vogt, einen Intellektuellen und Professor der Universität Zürich, und daneben mich, den Bauern aus dem Weinland. Das sind Welten. Die Überlegung der Delegierten war es wohl, einen zum Präsidenten zu wählen, der mit allen reden kann. Ich hoffe, sie behalten Recht.
Der grandiose Wahlerfolg der SVP im Herbst ist nach der DSI-Niederlage und dem absehbaren Scheitern des Asylgesetz-Referendums bereits etwas verblasst. Stört es Sie, dieses Amt anzutreten, wenn der Zenit wieder überschritten scheint?
Ich denke hier längerfristig. In den kantonalen Wahlen in St.Gallen, Thurgau und Schwyz haben wir gute Ergebnisse erzielt. Klar haben wir mit der DSI verloren, aber Initiativen und Referenden sind generell schwieriger zu gewinnen. Ich empfinde es also nicht so, dass wir auf dem absteigenden Ast wären. Unser Wähleranteil im Kanton Zürich hat bei den letzten beiden Wahlen stagniert. Aber mit guter Arbeit sind einige wenige Prozentpunkte möglich, auch in der Landschaft und in der Agglomeration, wo wir uns gesellschaftspolitisch stark von der FDP unterscheiden.
Werden Sie 2019 wieder für den Nationalrat kandidieren?
Ich habe 2015 auf aussichtslosem 23. Listenplatz ein respektables Ergebnis eingefahren, was nicht zuletzt auf den Rückhalt in der Landschaft zurückgeht. Nach heutigem Stand werde ich 2019 wieder antreten.
Mit viel besseren Chancen, nachdem Sie vier Jahre Gelegenheit hatten, Profil und Bekanntheitsgrad über das Präsidentenamt aufzupolieren.
Das ist zwangsläufig so. Es sei denn, ich erweise mich als Parteipräsident als derart grottenschlecht (lacht).
Noch ein Wort zu Ihrem Vorgänger, Alfred Heer? In welchem Zustand hinterlässt er die SVP Kanton Zürich?
Er hat es gut gemacht und hinterlässt eine bestens aufgestellte Partei. Vom Typ her sind wir verschieden. Es ist gut möglich, dass ich den Medien weniger Schlagzeilen liefern werde.
Wir sind gespannt und werden genau hinsehen.
Tun Sie das, das ist wichtig.