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Wolf: Gelockerter Abschuss sorgt für Kritik am Bundesrat

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Kritik an gelockerten Wolfs-Abschüssen: «Der Bundesrat bricht sein Versprechen»

Das Vorgehen ist aussergewöhnlich: Weil die Zahl der Wölfe in der Schweiz exponentiell steige, müsse der Bundesrat schnell handeln. Die neuen Regeln will er darum im Eilverfahren einführen. Für Kritik sorgt auch, dass der Bundesrat einen Minimalbestand festlegen und so den Kantonen freie Hand zur Dezimierung der Wolfsrudel geben will.
04.09.2023, 10:19
Anna Wanner / ch media
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Der Bundesrat informierte am 25. August interessierte Kreise darüber, wie er das revidierte Jagdgesetz umsetzen will. Anfang Dezember soll bereits die neue Verordnung in Kraft treten, die es erlaubt, den Wolfsbestand proaktiv zu regulieren. Das ist neu. David Gerke, Geschäftsführer der Gruppe Wolf kritisiert das Vorgehen von Albert Röstis Umweltdepartement.

ZUM THEMA WOLF ALS JAGDBARES TIER IN DER FRUEHJAHRSSESSION DER EIDGENOESSISCHEN RAETE VOM MONTAG, 29. FEBRUAR BIS ZUM FREITAG, 18. MAERZ 2016, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - ...
Seine wachsende Präsenz in den Schweizer Wäldern ist höchst umstritten: der Wolf.Bild: KEYSTONE

Herr Gerke, der Bundesrat will im Eilverfahren den Wolfsbestand um bis zu 70 Prozent reduzieren. Zehn Tage gibt er Zeit für eine Konsultation der wichtigsten Akteure. Hat er die Umweltverbände auf dem falschen Fuss erwischt?
David Gerke: Das formelle Vorgehen ist höchst fragwürdig. Über Monate gab es keine Vernehmlassung zum neuen Jagdgesetz und jetzt sollen wir in ultraverkürzter Form die neuen Bestimmungen der Vernehmlassung gutheissen, die das Gesetz nicht einmal vorsieht.​

David Gerke ist Geschäftsführer der Gruppe Wolf Schweiz.
David Gerke ist Geschäftsführer der Gruppe Wolf Schweiz.Bild: HO/Aargauer Zeitung

Der Bundesrat will das exponentielle Wachstum des Wolfsbestands stoppen. Von 100 Tieren und 11 Rudeln 2020 wuchs der Bestand auf 300 Wölfe und 31 Rudel 2022. Hat es Platz für mehr Wölfe in der Schweiz?
Dass sich Wildtiere exponentiell vermehren, bis der Lebensraum gesättigt ist, gehört zur Natur. Auch der Wolfsbestand würde sich anhand der verfügbaren Nahrung selber dereinst regulieren. Ökologisch gäbe es in der Schweiz Platz für 100 Rudel. Doch gesellschaftlich ist das verständlicherweise nicht akzeptiert. Der Wolf lebt in einer Kulturlandschaft. Da braucht es Regeln, um den Bestand zu regulieren. Das ist unbestritten.​

Was ist also das Problem?
Das Parlament hat mit der Revision des Jagdgesetzes ermöglicht, dass Wölfe proaktiv reguliert werden können. Diese Regulierung wurde jedoch mit diversen Auflagen verbunden. Anstatt diese Auflagen auch in der Verordnung zu berücksichtigen, will der Bundesrat nun einfach ermöglichen, dass ab 12 Rudeln alle überzähligen abgeschossen werden können. Daraus folgt eine Bestandsplanung per Excel-Tabelle, was im Gesetz aber nicht vorgesehen ist. Das ist verheerend. Und darüber hinaus auch nicht das, was uns der Bundesrat und das Parlament während der Gesetzgebung versprochen hatten.​

Wo bricht der Bundesrat sein Versprechen?
Es wurde durch Bundesrat und Parlament klar festgehalten, dass vor einer proaktiven Regulierung des Wolfes der Herdenschutz umgesetzt sein muss und dass bei Regulationsentscheiden auch andere Aspekte berücksichtigt werden müssen, namentlich der positive Einfluss des Wolfes auf die natürliche Verjüngung des Waldes. Also, dass es auch bei einer proaktiven Regulierung des Wolfes eine Interessensabwägung braucht und mildere Massnahmen ausgeschöpft werden müssen. Davon ist in der Verordnung plötzlich keine Rede mehr.​

Der Schaden ist sichtbar, die Zahl der toten Nutztiere stieg von 446 Wolfsrissen 2019 auf 1480 Risse 2022.
Aber da klammern wir das aktuelle Jahr aus! Wir zählen in Graubünden eine Halbierung der Schäden, obwohl der Wolfsbestand weiter wuchs. Das zeigt uns sehr deutlich, dass der Herdenschutz funktioniert. Aber auch da weicht der Bundesrat vom eingeschlagenen Kurs ab.​

Inwiefern?
Die Regeln sind auch im neuen Jagdgesetz klar: Wölfe dürfen erst geschossen werden, wenn der Herdenschutz umgesetzt ist und trotzdem ein Schaden droht. Gleichzeitig ist der Bund nicht bereit, ausreichende Mittel für den Herdenschutz zu sprechen. Schon Mitte Jahr waren die Kredite für Zäune und Hunde ausgeschöpft. Die drei Millionen Franken, die der Bund an ordentlichen Krediten bereitstellt, wurden zuletzt aufgestockt. Jetzt stehen die zusätzlichen Gelder nicht mehr zur Verfügung. Das widerspricht dem Willen des Parlaments und der früheren Departementsvorsteherin Simonetta Sommaruga, die den Fokus auch im neuen Jagdgesetz weiterhin auf den Herdenschutz legten.

Brave, a 7-year-old mother red wolf, walks through her enclosure at Roger Williams Park Zoo in Providence, R.I., Friday, March 31, 2023. The captive red wolf population stands at around 270. Once clas ...
Bild: keystone

Hat der Wind unter Albert Rösti im Departement gekehrt?
Das hat sicher einen Einfluss. Für die Umweltverbände ist vor allem störend, dass wir aufgrund der Zusicherungen seitens Bundesrat und Parlament auf ein Referendum verzichtet hatten. Jetzt kommen die scharfen Änderungen auf dem Verordnungsweg.​

Was tun Sie jetzt?
Wir werden uns in der Konsultation deutlich äussern. Zudem beraten wir uns gemeinsam mit den anderen Umweltverbänden darüber, welche rechtlichen Möglichkeiten wir haben. (aargauerzeitung.ch)​

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105 Kommentare
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Glücklich
04.09.2023 10:16registriert August 2022
2020 - Das Stimmvolk schiesst das Jagdgesetz ab. Der Wolfsschutz in der Schweiz wird nicht gelockert. Die Stimmbevölkerung hat die Revision des Jagdgesetzes abgelehnt‘.

Und wiedermal zeigt sich, dass der Volkswille nicht respektiert wird, unfassbar!
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Tokyo
04.09.2023 10:06registriert Juni 2021
spannendes Demokratie-Verständis des Bundesrates mal wieder
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Fritz_Forelle
04.09.2023 10:19registriert März 2022
Alles wird beobachtet von Bern aus. Bloss der Wolf nicht, der wird abgeknallt. 🤦🏽
Da krieg ich starke Scherzen.
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