Schweiz
Interview

Erneuerbare Energien: Albert Rösti redet der eigenen Partei ins Gewissen

Interview

Wasserkraft, Wind- und Solarenergie: Albert Rösti redet der eigenen Partei ins Gewissen

Nun ist klar, wie die erneuerbaren Energien in der Schweiz weiter ausgebaut werden sollen. Nach dem Durchbruch im Ständerat zeigt sich Energieminister Albert Rösti erleichtert. Und er sagt, was er in der Energiepolitik als Nächstes vorhat.
20.09.2023, 06:1220.09.2023, 09:02
stefan Bühler und Benjamin Rosch / ch media
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Bundesrat Albert Roesti spricht mit Staenderat an der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Dienstag, 19. September 2023, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
«Strommangellage eine Katastrophe»: Bundesrat Albert Rösti während der Energiedebatte im Ständerat.Bild: keystone

Der Ständerat hat die letzten Hindernisse für den künftigen Ausbau der erneuerbaren Energien aus dem Weg geräumt. Ist das jetzt definitiv die Energiewende?
Albert Rösti:
Es ist ein wichtiger Schritt, damit wir endlich mehr Stromproduktion zubauen können. Für Wasser, Sonne und Wind haben wir nun Gebiete oder Projekte, wo in der Güterabwägung zugunsten der Stromproduktion entschieden werden kann. Davon erhoffe ich mir, dass wir die Gefahr einer Strommangellage im Winter relativ bald minimieren können.​

Haben Sie im Ständerat nochmals gezittert, dass es zu einer Einigung kommt?
Gezittert wäre übertrieben. Ich bin froh, sind Ständerat und Nationalrat auf einer Linie. Es verbleiben wenige Differenzen, die der Nationalrat hoffentlich nächste Woche bereinigen wird. Damit ist die Gefahr eines Referendums reduziert worden.​

Sie haben mehrmals betont, wie wichtig es sei, ein Referendum zu dieser Vorlage zu vermeiden. Wovor haben Sie Angst?
Das Volk soll immer das letzte Wort haben, wenn es abstimmen will. Hier besteht aber das Risiko, dass ganz unterschiedliche Gegner zusammenfinden: etwa die Hauseigentümer, der Landschaftsschutz oder auch die Fischer aus unterschiedlichen Motiven. Eine Vorlage mit vielen verschiedenen Aspekten hat es nie leicht, weil sich unerwartete Allianzen bilden können. Ich kann nicht abschätzen, ob es trotzdem ein Referendum gibt - aber ich habe das Gefühl, dass die Vorlage nun im Volk mehrheitsfähig ist.​

Ein Referendum könnte auch von der SVP kommen. Was sagen Sie Ihrer Partei?
Dass hier ein Referendum nicht zielführend ist. Die SVP hat auch immer mehr Stromproduktion gefordert, bevor man CO2- reduzieren kann. Jetzt haben wir eine solche Vorlage.​

Im Rat waren mehrere Kompromisse nötig zwischen wirtschaftlichen Interessen und solchen des Umwelt- und Landschaftsschutzes. Sind Sie jemandem besonders dankbar für ein Entgegenkommen?
Beide Kommissionen im National- und Ständerat haben dieses Jahr speditiv gearbeitet, auch Sondersitzungen abgehalten. Das Ergebnis ist ihr Erfolg, dafür bin ich dankbar. Für ein Land wie die Schweiz mit ihrem Wohlstand wäre eine Strommangellage eine Katastrophe. Und es kann nicht sein, dass wir auf Strom aus fossilen Notkraftwerken angewiesen sind. Das hat viele im Rat überzeugt.

Was braucht es nach dem Mantelerlass als nächsten Schritt?
Jetzt wissen wir, wo Projekte realisiert werden können und wo der Schutz im Vordergrund steht. Nun wollen wir in einer nächsten Vorlage die Bewilligungsverfahren beschleunigen, ohne den Rechtsanspruch einzuschränken. (aargauerzeitung.ch)​

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117 Kommentare
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@Jeff
20.09.2023 07:04registriert Juli 2023
Danke für das Interview.

"es kann nicht sein, dass wir auf Strom aus fossilen Notkraftwerken angewiesen sind" würde ich fett hervorheben.

Tut gut solch eine Einstellung von ihm zu hören.
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chris-swiss
20.09.2023 07:27registriert November 2022
"Albert Rösti redet der eigenen Partei ins Gewissen"

Dann hoffen wir mal, dass diese Partei ein Gewissen hat. Hab leider noch nicht viel davon gemerkt.
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Ökonometriker
20.09.2023 06:46registriert Januar 2017
Wenn wir unabhängig von fossiler Energie werden wollen, müssen wir den Bau erneuerbarer Energien zulassen. Besonders Winterstrom wird benötigt.
Wir brauchen bis in 30 Jahren 120 TWh Strom pro Jahr. Aktuell können wir ca. 60 TWh erzeugen. Selbst wenn wir unsere AKWs durch 3 Neue des stärksten Typs ersetzen, kommen wir nur auf 70 TWh. Es führt also kein Weg an einem massiven Ausbau der Erneuerbaren vorbei, insb. beim Winterstrom. Importieren ist auch keine Lösung, da ganz Europa im Winter dasselbe Problem hat.
Sonst klappt die Energiewende nicht.
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