«15 'Ndrangheta-Mitglieder in drei Kantonen festgenommen», so lautete die Schlagzeile am Dienstagvormittag. Schon am Nachmittag veröffentlichte die italienische «Polizia di Stato» auf ihrem Twitter-Account folgendes Video:
#Ndrangheta 2 arresti #latitanti Nucera in Svizzera #Scopolizia squadremobili Torino e Verbania coadiuvate da #Scip pic.twitter.com/WF7d0mpyCv
— Polizia di Stato (@poliziadistato) 8. März 2016
Es zeigt laut dem «SonntagsBlick» einen in Saas-Grund VS verhafteten Verdächtigen. Die italienischen Behörden werfen den Verhafteten vor, Mitglieder einer kriminellen Organisation zu sein. Sie sollen an Treffen mitgewirkt, an Riten teilgenommen und sich unter die hierarchischen Strukturen und den bedingungslosen Gehorsam untergeordnet haben.
Die Haftanordnungen basierten auf italienischen Auslieferungsersuchen, teilte das Bundesamt für Justiz (BJ) mit. «Die 15 italienischen Staatsangehörigen wurden heute von den Kantonspolizeien Thurgau, Zürich und Wallis festgenommen», hiess es in der Mitteilung. Auf dem Video aber sind italienische Beamte in Aktion zu sehen:
Laut dem «SonntagsBlick», der sich auf die Strafrechtlerin Nadine Zurkinden von der Universität Basel beruft, handeln sie illegal, weil sie ohne Bewilligung Handlungen für einen fremden Staat durchführen, zu denen ausschliesslich Schweizer Behörden befugt seien. Eine solche Bewilligung lag laut dem Sprecher des Eidg. Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) nicht vor.
Das ausführende Bundesamt für Polizei (Fedpol) sagte der Zeitung, die italienischen Beamten seien bloss dabei gewesen. Mit den Video-Aufnahmen konfrontiert, hiess es, diese zeigten keine Amtshandlung sondern seien bloss eine medienwirksame Inszenierung.
Bei der Aktion vom Dienstag wurden zudem 12 Personen im Thurgau festgenommen, und eine im Kanton Zürich. Diese 13 Personen sollen der Frauenfelder Zelle der kalabresischen 'Ndrangheta angehören, gegen welche die Bundesanwaltschaft seit Jahren ermittelt. Vermutet wurde eine lokale 'Ndrangheta-Zelle in Frauenfeld TG schon lange. Bekannt wurde sie im August 2014, als die kalabresische Polizei in der süditalienischen Provinz zwei mutmassliche italienische Mafiosi mit Wohnsitz im Kanton Thurgau verhaftete und freimütig über Ermittlungen in der Schweiz informierte.
Zudem lobte die italienische Polizei die «ausgezeichnete Zusammenarbeit» mit den Schweizer Behörden. Im Nachgang zu diesen Aussagen informierte auch die Bundesanwaltschaft über die Ermittlungen gegen 10 bis 20 Personen, die mit der kalabrischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta in Verbindung stehen sollen.
Dass der Bundesanwalt während der laufenden Ermittlungen überhaupt vor die Medien trat, hat mit der Informationspolitik der italienischen Behörden zu tun. Gestützt darauf waren zahlreiche Berichte über das Verfahren erschienen. Zudem kam ein Video in Umlauf, das die Schweizer Ermittlungsbehörden von einem geheimen Treffen anfertigen konnten. (kad/sda)