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Verlagerungsbericht 2025: So will Rösti das Potenzial voll ausschöpfen

Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs stockt – Hauptproblem liegt in Deutschland

19.11.2025, 14:0019.11.2025, 14:32

Die Verlagerung des alpenquerenden Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene ist in den letzten zwei Jahren ins Stocken gekommen. Der langsame Ausbau der Zufahrtsstrecken vor allem in Deutschland bremst. So kann die Neat ihr Verlagerungspotenzial nicht ausschöpfen.

Das Verlagerungsziel von noch 650'000 Lastwagenfahrten der 1994 angenommenen Alpeninitiative war auch 2024 überschritten. 960'000 Lastwagen fuhren stattdessen durch die Alpen, wie der Bundesrat zum am Mittwoch verabschiedeten neuen Verlagerungsbericht mitteilte.

Bundesrat Albert Roesti spricht an einer Medienkonferenz nach der Bundesratssitzung, am Freitag, 26. September 2025, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Bundesrat Albert Rösti.Bild: keystone

Fünf Jahre nach Inbetriebnahme ist das Potenzial der Neuen Eisenbahn-Alpentransversale (Neat) mit den Basistunnels durch Gotthard, Lötschberg und Ceneri nicht ausgeschöpft. Der Bahnanteil am Güterverkehr durch die Alpen lag Ende 2024 bei 70,4 Prozent, 2,6 Prozentpunkte tiefer als 2022. 2025 zeichnet sich ein weiterer Rückgang ab.

Langsamer Ausbau im Norden

Hauptsächlicher Bremsklotz ist die nördliche Zulaufstrecke, wie der Bundesrat festhielt. Dort kommt die Modernisierung nur langsam voran. Die Infrastruktur verunmöglicht demnach einen zuverlässigen Betrieb und entspricht nicht den Anforderungen an eine leistungsfähige Güterbahn.

Wo die Strecken modernisiert sind, behindern Baustellen und mangelnde Kapazitäten auf den Ausweichstrecken die Qualität und Produktivität des Güterverkehrs mit der Bahn.

Der aktuelle Bremsklotz ist die Nord-Zufahrt.
Der aktuelle Bremsklotz ist die Nord-Zufahrt. bild: uvek

Der Bundesrat will sich deshalb in den kommenden Jahren für eine rasche Modernisierung in den Nachbarländern engagieren. Zudem setzt er sich für eine bessere internationale Koordination sowie ausreichende Umleitungen ein.

Konkrete Massnahmen eingeleitet

Bis 2028 soll die deutsche Strecke Stuttgart – Singen und ihre schweizerische Verlängerung Schaffhausen – Oerlikon – Othmarsingen so ausgebaut werden, dass sie die deutsche Rheintalstrecke entlastet und als Ausweichroute dient.

Mit Frankreich startete die Schweiz im laufenden Jahr Arbeiten für den Ausbau der linksrheinischen Strecke zu einer modernen und leistungsfähigen Neat-Zufahrt. Bei Basel werden dafür zwei Tunnels ausgebaut. Die Hauptarbeiten beginnen 2026.

Kompensation für Rollende Landstrasse

Der sich abzeichnende Rückgang im alpenquerenden Güterverkehr auf der Schiene könnte sich durch die Einstellung der Rollenden Landstrasse Mitte Dezember verschärfen, hiess es im Bericht weiter. Mit zusätzlichen finanziellen Anreizen will die Landesregierung das in Grenzen halten und den unbegleiteten kombinierten Verkehr fördern.

Darunter fallen Transporte von Sattelaufliegern, Containern und Wechselbehältern per Bahn. Zudem prüft der Bundesrat die Fortsetzung des bisher bis 2030 befristeten Subventionen für den kombinierten Verkehr durch die Alpen.

Der Bundesrat will künftig die Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (LSVA) auch für Elektro-Lastwagen zur Pflicht machen. Diese sollen aber weniger bezahlen müssen als Lastwagen mit fossilem Antrieb. Auch das soll die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn gegenüber der Strasse erhalten. Über die Vorlage dazu wird der Nationalrat voraussichtlich in der Wintersession entscheiden. (sda)

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