Schweiz
Justiz

Durchsuchungen wegen Islamismus im Internet in zwei Schweizer Kantonen

Durchsuchungen wegen Islamismus im Internet in der Schweiz

13.11.2025, 15:5113.11.2025, 15:51

Mit einer koordinierten Aktion in zwölf deutschen Bundesländern sowie in der Schweiz und in Österreich sind die Strafverfolgungsbehörden gegen die Verbreitung islamistischer Propaganda im Internet vorgegangen.

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Auch in den Kantonen Luzern und Solothurn fanden Hausdurchsuchungen statt. (Symbolbild)Bild: keystone

Bei den Beschuldigten handelt es sich laut dem deutschen Bundeskriminalamt (BKA) vor allem um Jugendliche und Heranwachsende, die «relevante Adressaten und Verbreiter islamistischer Propaganda im Internet sind».

Mehr als 50 Durchsuchungsbeschlüsse wurden umgesetzt und zahlreiche Beschuldigte vernommen, wie das BKA am Donnerstag mitteilte. Auch in Österreich und der Schweiz habe es entsprechende Massnahmen gegeben.

Einsatz in zwei Kantonen

So fand am Donnerstag etwa im Kanton Luzern eine Hausdurchsuchung statt, wie die Bundesanwaltschaft (BA) auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilte. Die Durchsuchung sei im Rahmen eines «laufenden Strafverfahrens wegen des Verdachts der Propaganda für eine terroristische Organisation» erfolgt, hiess es weiter.

Das Strafverfahren laufe gegen eine Person, die zur Einvernahme der BA vorgeführt worden sei. Die Hausdurchsuchung führte die BA in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Polizei (Fedpol) und der Luzerner Kantonspolizei durch. Weitere Informationen gegen die Strafverfolgungsbehörden derzeit nicht. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Bereits vor einer Woche habe die BA in Zusammenarbeit mit dem Fedpol im Rahmen eines weiteren laufenden Strafverfahrens gegen eine Person wegen desselben Verdachts eine Hausdurchsuchung im Kanton Solothurn durchgeführt, hiess es auf Anfrage weiter.

Religiöse Gesänge als Propagandawerkzeug

Dschihadistische Propaganda wird nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden aktuell insbesondere über TikTok und Instagram verbreitet, aber auch über Rocket.Chat, Telegram sowie über spezielle Websites.

FILE - A view of the TikTok app logo, in Tokyo, Japan, Sept. 28, 2020. (AP Photo/Kiichiro Sato, File)
Europe Meta TikTok
Über die App TikTok verbreiteten die Beschuldigten ihre Propaganda. Bild: keystone

Eine wichtige Rolle bei der Verbreitung von islamistischen Inhalten, die Gewalt verherrlichen, spielen den Angaben zufolge sogenannte Nasheeds. Das sind religiöse Gesänge, die der Lobpreisung Gottes, des Propheten des Islam, Mohammed, sowie der Vermittlung islamischer Werte dienen.

Im dschihadistischen Kontext werden sie in der Form von Kampfliedern als Propagandainstrument eingesetzt, um Angst zu schüren und neue Kämpfer beziehungsweise Terroristen zu rekrutieren.

Die meisten Videos, die mit dschihadistischen Nasheeds unterlegt sind und von jungen Menschen in Deutschland verbreitet werden, werden der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zugerechnet. Einige dieser Videos zeigen Gewaltszenen, etwa Hinrichtungen. Die Gesänge sind in der Regel auf Arabisch.

Die Aktion der deutschen Polizei fand den Angaben zufolge mit der Ausnahme von Sachsen-Anhalt, Saarland, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern in allen Bundesländern statt. (sda/dpa)

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11 Kommentare
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Knäckebrot
13.11.2025 18:01registriert Juni 2017
Der Westen wird diesen Kampf langfristig verlieren, es sei denn, dass er realisiert, dass das jihadistische Gedankengut nicht erst durch einschlägiges Material begünstigt wird, sondern durch ein Metanarrativ*, das bereits eine grössere Bandbreite vertritt.

Ähnlich wie im 3. Reich: Hitlers Lehre wurde durch das bereits breit vertretene eugenische Gedankengut begünstigt.

Ab Ende 20. Jhdt. begann der Westen den Fehler, das Metanarrativ umzudeuten.

*dies auszuführen reicht nicht. Kurz, hat es mit bipolarer Gesellschaftssicht zu tun, die bereits bei gemässigteren kultiviert wird.
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