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Kupferdiebe waren SBB-Mitarbeiter – sie klauten über 28 Tonnen

Die Diebe haben insgesamt 101 Mal Kupfer-Fahrleitungsdraht geklaut.
Die Diebe haben insgesamt 101 Mal Kupfer-Fahrleitungsdraht geklaut.Bild: Shutterstock

Kupferdiebe waren SBB-Mitarbeiter – sie klauten über 28 Tonnen

Zwei deutsche Elektromonteure beklauten während drei Jahren ihren Arbeitgeber, die SBB: 101 Mal entwendeten sie Kupfer-Fahrleitungskabel. Aufgeflogen waren sie dank einer Polizeikontrolle. Nun standen sie vor dem Bezirksgericht Zurzach.
26.03.2015, 08:1326.03.2015, 09:21
Rosmarie Mehlin / «Aargauer Zeitung»
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Ein Artikel von
Aargauer Zeitung

«So was passiert täglich bei den SBB – das ist allgemein bekannt – und auch bei der Deutschen Bahn», hielt der 52-jährige Deutsche Uwe (alle Namen geändert) gestern vor dem Bezirksgericht Zurzach mit lockerem Achselzucken fest. 

Er und sein Landsmann, der 37-jährige Manfred, hatten zwischen Februar 2010 und November 2013 ihren damaligen Arbeitgeber beklaut – und dies nicht zu knapp. Die beiden waren als Elektromonteure bei den SBB angestellt und kamen, im Gefolge des Bauzugs «Ariane», weit herum im Schweizerland. 

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Indes – wo auch immer «Ariane» Station machte, etwa in Koblenz, traten Uwe und Manfred nicht nur beruflich in Aktion. 101 Mal entwendeten sie Kupfer-Fahrleitungsdraht, klauten dabei insgesamt 28'240 Kilo im Gesamtwert von 181'841.85 Franken. Die Beute lieferten sie als Altmetall auf direktem Weg an eine Recyclingfirma in Wohlen und kassierten dafür summa summarum 155'982.30 Franken, welche sie sie sich brüderlich teilten. 

 Mit frischer Ladung ertappt

So stand es in der Anklageschrift, und was da steht, haben Uwe und Manfred ohne Wenn und Aber anerkannt, wie sie die Strafanträge des Staatsanwaltes akzeptieren. 

Deshalb und weil sie sich auch mit der Zivilklägerin über den Modus der Rückzahlungen geeinigt haben – die SBB fordern von den beiden je 50'000 Franken – kam es vor Gericht zu einem sogenannt abgekürzten Verfahren. Das heisst, das Gericht musste gestern nur noch darüber befinden, ob die Anträge zum Urteil erhoben werden können. 

Aufgeflogen war das Ganze, weil Uwe im November 2013 mit seinem Lieferwagen – unterwegs nach Wohlen – in eine Polizeikontrolle geraten war. Geladen hatte er, frisch ab der «Ariane», 2254 Kilo Kupfer. 

Dadurch war das zulässige Gesamtgewicht des Fahrzeugs um gut 34 Prozent überschritten, was Uwe zusätzlich zur Freiheitsstrafe noch eine Busse einbrachte. Manfred und er hatten 36 Tage in U-Haft gesessen; der Job bei den SBB wurde ihnen fristlos gekündigt. 

Wieder im selben Bereich tätig

Zur Tat gab es an der gestrigen Verhandlung nichts mehr zu sagen. Bevor das Gericht sich zur Beratung zurückzog, befragte Präsident Cyrill Kramer die beiden Beschuldigten aber kurz zur Person. 

Jetzt auf

Manfred zeigte sich zerknirscht und reuig. Er lebt im Westaargau, ist ledig, Vater eines siebenjährigen Sohnes und hat ein gutes Verhältnis zur Kindsmutter, die in der Nähe von ihm wohnt. 

Inzwischen hat Manfred einen Job als Bauleiter und verdient 5800 Franken netto. «Ich will vor allem für meinen Sohn da sein. Es kann schon dazu kommen, dass die mich ausweisen, aber ich hoffe es nicht.»

Eher bockig zeigte sich der frisch verheiratete Uwe. Nein, er habe nie daran gedacht, dass die Sache auffliegen könnte. Nein, er lebe nicht mehr in der Schweiz, sondern in Deutschland. 

Nach der fristlosen Entlassung hatte er hier wenige Monate noch einen Job in der Industrie und an einem Forschungsinstitut; seit Anfang Monat ist er fest angestellt bei der Deutschen Bahn und verdient 3100 Euro brutto. 

Der Richter: «Sie arbeiten dort genau im selben Bereich wie damals bei den SBB?» – «Ja.» – «Weiss Ihr Arbeitgeber von diesem Verfahren?» – «Von mir jedenfalls nicht.» 

Das Gericht war sich rasch einig: Uwe und Manfred werden verurteilt zu je 24 Monaten bedingt mit einer Probezeit von drei Jahren. Uwe muss zudem 3000 Franken Busse berappen. 

Am Rande zu erfahren war, dass die zuständige Staatsanwaltschaft Muri-Bremgarten den Altmetallhändler von Wohlen wegen Hehlerei angeklagt habe. (az Aargauer Zeitung)

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