Vor dem Zürcher Obergericht muss sich am Mittwoch der Nachlassverwalter des verstorbenen «Tagesschau»-Sprechers Léon Huber verantworten. Der 70-jährige Zürcher hatte gemäss Anklage einen Teil des Erbes auf sein eigenes Konto abgezweigt.
«Mister Tagesschau» starb am 27. November 2015. Léon Hubers Erbe, respektive das Strafverfahren in diesem Zusammenhang, beschäftigt aber nach wie vor die Zürcher Justiz.
Angeklagt ist Hubers Nachlassverwalter, ein Anwalt mit vierzig Jahren Erfahrung. Er soll gemäss Staatsanwältin das Erbe unter den beiden Begünstigten – der getrennt lebenden Ehefrau und der Tochter – unfair verteilt und dabei auch sich selber nicht vergessen haben. Gemäss Anklage flossen rund 200'000 Franken auf sein eigenes Konto.
Dazu kam ein gemäss Anklage «überrissenes Honorar» in der Höhe von rund 170'000 Franken. Der Anwalt argumentierte, dass dies angesichts der Komplexität des Falles angemessen gewesen sei.
Das Bezirksgericht Zürich war im September 2023 zum Schluss gekommen, dass sich der Anwalt der ungetreuen Geschäftsbesorgung schuldig gemacht habe. Es verurteilte ihn zu einer bedingten Geldstrafe von 180 Tagessätzen zu 500 Franken, bei einer Probezeit von zwei Jahren. Dazu kam eine Busse von 3000 Franken.
Die Staatsanwältin forderte eine bedingte Freiheitsstrafe von 18 Monaten bei einer Probezeit von zwei Jahren, sowie eine Busse von 5000 Franken. Der Anwalt des Nachlassverwalters verlangt einen Freispruch. Wann das Obergericht das Urteil fällt, ist noch offen.
Der Moderator und Pudel-Liebhaber Léon Huber war 33 Jahre lang das Gesicht der «Tagesschau» des Schweizer Fernsehens, von 1963 bis zu seiner Pensionierung 1996. Typisch für den gelernten Schauspieler waren seine perfekte Aussprache und seine ruhige Art.
Legendär war die «Tagesschau»-Ausgabe vom 3. Mai 1981. Damals stürmten maskierte Demonstranten ins Studio und hielten ein Transparent mit der Aufschrift «Freedom and Sunshine for Giorgio Bellini» in die Kamera. Der kürzlich verstorbene Tessiner Giorgio Bellini war Mitglied der Jugendbewegung. Huber blieb ganz ruhig und las nach einer kurzen Unterbrechung die Meldungen weiter, als ob nichts geschehen wäre.
Sein Privatleben stellte er immer in den Hintergrund. Erst der Scheidungskrieg um Pudel «Ronny» wurde in den Boulevardmedien öffentlich ausgetragen. (sda/thw)