Ein Gerichtsprozess zu einer Anti-Israel-Aktion in Zürich ist geplatzt: Der 49-jährige Beschuldigte ist am Freitag nicht zur Verhandlung erschienen. Weil er im Ausland wohnt, muss ihn das Bezirksgericht Zürich erneut vorladen.
Der Beschuldigte hatte Einsprache gegen einen Strafbefehl der Zürcher Staatsanwaltschaft erhoben. Mit diesem hätte er zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von 42 Tagen wegen Sachbeschädigung verurteilt werden sollen. Zwei Tage sass der Ire bereits ab, nachdem er verhaftet worden war.
Weil der 49-Jährige zwei Vorstrafen hat und kein Geld bei ihm zu holen ist, forderte die Staatsanwaltschaft die Freiheitsstrafe. Bei der Anti-Israel-Aktion war ein Sachschaden von 2500 Franken entstanden.
Am 25. November 2024 leerte eine Person vor dem Kunsthaus rote Farbe auf den Boden und über sich selber. Dazu legte eine zweite Person Flyer auf, die den israelischen Ministerpräsidenten als «Faschisten» bezeichneten. Gegen diese beiden Beteiligten liefen separate Verfahren. Der Beschuldigte filmte die Aktion.
Im Innern des Kunsthauses fand damals eine Veranstaltung zugunsten des Israel-Museums in Jerusalem statt. Dabei trat unter anderem die israelische ESC-Teilnehmerin Eden Golan auf. Personen kamen nicht zu Schaden, die Veranstaltung wurde nicht gestört.
Im Nachgang zum Hamas-Überfall auf Israel vom 7. Oktober 2023 kam es in der Schweiz vermehrt zu solchen Anti-Israel-Aktionen und antisemitischen Taten. Das zeigte auch der am Dienstag veröffentlichte Antisemitismusbericht 2024.
«Beispiellos hoch» sei die Zahl der Vorfälle, schrieben die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) und der Schweizerisch Israelitische Gemeindebund (SRG).
221 antisemitische Vorfälle wurden 2024 registriert, eine Zunahme von 287 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Dabei blieb es nicht nur bei Sprayereien oder Beschimpfungen. Im letzten Jahr kam es zu elf tätlichen Angriffen, was vor 2023 in der Schweiz kaum vorgekommen war.
Bei mindestens 45 Prozent der als antisemitisch eingestuften Vorfälle in der realen Welt bestand laut SIG ein direkter Bezug zu den Kriegen im Nahen Osten. Auch online dominierte der Bezug zu den Kriegen: In rund 28 Prozent der insgesamt 1596 registrierten antisemitischen Vorfälle konnte ein solcher hergestellt werden.
In Zürich wurde im letzten Jahr ein orthodoxer Jude von einem 15-Jährigen niedergestochen und lebensgefährlich verletzt. Bei einer Synagoge konnten Sicherheitskräfte einen Brandanschlag verhindern. (rbu/dab/sda)