Die Staatsanwaltschaft Zürich klärt ab, ob der ehemalige Lehrer Jürg Jegge Straftaten begangen hat, die noch nicht verjährt sind. «Im Zusammenhang mit den publik gewordenen Vorwürfen gegen Jürg Jegge hat die Staatsanwaltschaft am späten Freitagnachmittag ein Vorabklärungsverfahren eingeleitet», sagt Sprecherin Corinne Bouvard in der «NZZ am Sonntag».
Der bekannte Pädagoge hat am Freitag als Reaktion auf ein Buch seines Opfers Markus Zangger zugegeben, dass er in den 1970er Jahren mit mehreren Schülern sexuellen Kontakt hatte. Von «höchstens zehn Personen» sprach er.
Diese Taten sind zwar verjährt. Offen ist, ob es auch später noch zu Übergriffen gekommen ist, für die Jegge allenfalls noch belangt werden könnte. In diesem Falle müsste die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren einleiten. Wahrscheinlich ist, dass die Fahnder prüfen, ob sich Jegge auch nach 1987 noch an Kindern vergriffen hat.
Die Unverjährbarkeits-Initiative ist seit 2013 in Kraft. Seither können auch Jahrzehnte alte Übergriffe geahndet werden, allerdings nur, wenn die Taten im Jahr 2008 noch nicht verjährt waren.
Auch Bildungsdirektorin Silvia Steiner will die Angelegenheit untersuchen. «In welcher Form wir die Aufarbeitung vornehmen, müssen wir im Detail noch bestimmen», sagt sie in der «NZZ am Sonntag». «Die Kinder standen unter der Obhut der damaligen Verantwortlichen. Darum trägt das Gemeinwesen eine moralische Verantwortung.» Ob es auch zu Entschädigungen komme, könne sie noch nicht sagen.
Daniel Zangger (62), der Bruder von Buchautor Markus Zangger, war ebenfalls ein Opfer von Jürg Jegge. Gegenüber «SonntagsBlick» schildert er erstmals öffentlich, was er als Schüler Jegges erlebte. Im Gegensatz zu seinem Bruder fällt es ihm immer noch schwer, über die Erlebnisse von damals zu sprechen. Viele Erinnerungen kann er noch nicht in Worte fassen, wie er gegenüber «SonntagsBlick» sagt.
Ein Bild hat sich ihm eingebrannt: «Jegge lud mich zu sich in seine Wohnung ein, wo ich mich auf sein Bett legen musste. Dann fasste er mich überall an.» Mit Weisswein machte Jegge sein Opfer gefügig. «Die sexuellen Übergriffe – getarnt als Therapie – haben sich ins Endlose gesteigert.»
Um sein Opfer zum Schweigen zu bringen, manipulierte Jegge es auch psychisch: «Er hat mir eingebläut, dass ich von diesen Sitzungen nichts erzählen solle.» Zangger liessen die Ereignisse nie los: Beziehungen scheiterten, erst spät fasste er im Arbeitsleben Tritt. «Ich denke schon, dass Jürg Jegge mein Leben zerstört hat», sagt er im «SonntagsBlick». (cma/az)
zerstört. Punkt.