Schweiz
Kampfjets

Bald dürfte Amherd vom Parlament vorgeladen werden

Alt Bundesraetin Viola Amherd ist bei der Rede von der scheidende Parteipraesident Gerhard Pfister, Nationalrat Mitte-ZG, geruehrt, an der Delegiertenversammlung der Mitte Partei, am Samstag, 28. Juni ...
Trotz Rücktritt nicht aus dem Schneider: Ex-Verteidigungsministerin Viola Amherd dürfte im Zusammenhang mit den Mehrkosten für den F-35 vor dem Parlament antraben müssen Bild: keystone

Mehrkosten beim F-35: Bald dürfte Amherd vom Parlament vorgeladen werden

Der neue US-Kampfjet kommt die Schweiz bis zu 1,3 Milliarden teurer als jahrelang angegeben. Jetzt knöpft sich die Aufsichtskommission des Nationalrats die Verantwortlichen vor – und interessiert sich auch für die Gutachten einer Zürcher Wirtschaftskanzlei.
21.08.2025, 20:2221.08.2025, 20:22
Christoph Bernet / ch media
Mehr «Schweiz»

«Der Festpreis kann nicht durchgesetzt werden», räumte Verteidigungsminister Martin Pfister (Mitte) letzte Woche öffentlich ein. Die Schweiz beisst bei den Beschaffungskosten für die F-35-Kampfjets bei den USA auf Granit. Die Mehrkosten liegen gemäss dem Verteidigungsdepartement VBS zwischen 650 Millionen und 1,3 Milliarden Franken.

Pfisters Vorgängerin und Parteikollegin Viola Amherd sprach jahrelang davon, dass die neuen Kampfjets zu «verbindlich garantierten Preisen» beschafft werden. Die Bevölkerung bewilligte dafür im September 2020 mit einer hauchdünnen Ja-Mehrheit von 50,1 Prozent ein Kostendach von 6 Milliarden Franken.

Dass sich dieser Festpreis nun als Luftschloss erwiesen hat, sorgte auch im Parlament für Verärgerung. Die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats (GPK-N) hat vor den Sommerferien beschlossen, eine Inspektion zum Thema durchzuführen.

Auch Ex-Bundesangestellte zur Auskunft verpflichtet

Mit dieser Inspektion will sie klären, «ob bei der Aushandlung der Verträge rückblickend Mängel in der Geschäftsführung des Bundesrates festgestellt werden können», schrieb die Kommission Anfang Juli in einer Mitteilung. Ebenso überprüft werden soll, ob Bundesrat und Verteidigungsdepartement gegenüber dem Parlament und der Öffentlichkeit angemessen kommuniziert haben.

Dem Vernehmen nach trifft sich die damit beauftragte neunköpfige Subkommission aus Vertretern aller Fraktionen diese Woche zu einer ersten Sitzung.

Auch wenn sie nicht über die gleichen Befugnisse wie eine Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) verfügt, so kann die Geschäftsprüfungskommission im Rahmen einer Inspektion dennoch auf starke rechtliche Instrumente zurückgreifen.

An F35 Lockheed Martin flies at the Paris Air Show, Tuesday, June 17, 2025 in Le Bourget, north of Paris. (AP Photo/Michel Euler)
France Paris Air Show
Ein F-35-Kampfjet bei einer Flugshow in Paris.Bild: keystone

Sie kann sowohl aktive als auch ehemalige Bundesangestellte vorladen. Diese sind verpflichtet, der Kommission «vollständig und wahrheitsgemäss Auskunft zu erteilen».

Auf Anfrage erteilt der Luzerner SP-Nationalrat David Roth, Präsident der zuständigen Subkommission, keine Auskunft dazu, welche Personen angehört werden sollen. Andere Mitglieder der Subkommission äusserten sich hingegen bereits vor den Sommerferien öffentlich zu dieser Frage.

Umstrittene Anwaltsgutachten werden untersucht

Sie nannten zahlreiche für die Kampfjetbeschaffung zentrale Figuren, die unterdessen nicht mehr oder nicht mehr lange im VBS tätig sind. Neben Ex-Verteidigungsministerin Viola Amherd sollen auch ihr ehemaliger Generalsekretär Toni Eder, Ex-F-35-Projektleiter Darko Savic, der per Ende November abtretende Luftwaffenkommandant Peter Merz oder der frühere Rüstungschef Martin Sonderegger vorgeladen werden.

Kritisch prüfen will die Geschäftsprüfungskommission auch, wie die zuständigen Stellen mit den zahlreichen extern eingeholten juristischen Gutachten sowie einem kritischen Bericht der Finanzkontrolle zur F-35-Beschaffung umgegangen sind.

Im Zusammenhang mit der Einigung mit den USA zur F-35-Beschaffung liess das Verteidigungsdepartement zwei Gutachten von der renommierten Zürcher Wirtschaftskanzlei Homburger erstellen. Diese Gutachten aus dem Jahr 2023 hat das VBS letzte Woche publiziert. Sie bestätigten den Eindruck, der angebliche Festpreis sei juristisch wasserfest – auch wenn sich bei einer kritischen Lektüre durchaus Zweifel an dieser Schlussfolgerung aufdrängen.

Anders als bei Bundesangestellten hat die Geschäftsprüfungskommission keine juristische Handhabe, die verantwortlichen Homburger-Juristen vorzuladen. Die Kommission hat aber das Recht, bei der Kanzlei Auskünfte einzuholen und Unterlagen zu erhalten, «sofern es für die Wahrnehmung der Oberaufsicht notwendig ist». (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die neue First Grand Suite der Swiss
1 / 8
Die neue First Grand Suite der Swiss

Die Swiss hebt das Luxus-Fliegen noch eine Stufe höher.

quelle: swiss
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Skandalstreamer stirbt im Livestream
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
51 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
T13
21.08.2025 21:52registriert April 2018
Und dann?
Es wird doch sowieso für niemanden der darin verwickelt ist irgendwelche Konsequenzen geben.
1073
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tschowanni
21.08.2025 21:19registriert Oktober 2015
Und wenn Vehlverhalten oder was auch immer festgestellt wird, was passiert dann? Genau, nichts. Für was genau wird jetzt ein solcher Aufwand betrieben? Der BR lehnt eine Kündigung bislang ab, die Option dazu wünschen wir uns.
Alles andere können Sie sich sparen.
714
Melden
Zum Kommentar
avatar
Schuhmeister Flaig
22.08.2025 01:05registriert November 2014
In der Anwaltskanzlei Homburger liefen die Gutachten – und damit auch die Provisionen – über den Tisch einer Kanzlei-Partnerin, welche rein zufällig Tochter einer CVP-Grösse aus dem Oberwallis ist. Das Wallis hat auch gemessen an CH-Verhältnissen extreme Filz-Neigungen, welche es rechtfertigen würden, dass für die nächsten hundert Jahre einfach mal Schluss ist mit Bundesrat.
591
Melden
Zum Kommentar
51
Waadtländer Staatsrat Venizelos plädiert für Bodycams
Ein Vertreter der Waadtländer Regierung hat am Mittwoch zum ersten Mal auf die Enthüllungen von Rassismus, Sexismus und Antisemitismus innerhalb der Lausanner Polizei reagiert. Der für Sicherheit und Jugend zuständige Staatsrat Vassilis Venizelos (Grüne) sprach von einer schockierenden Verkettung von Ereignissen. Zur Beruhigung der Situation und zur Wiederherstellung des Vertrauens plädierte er unter anderem für Bodycams.
Zur Story