Es geht um ein Millionengeschäft. Seit 2002 stieg die Zahl der Paare, die sich ihren Kinderwunsch mit medizinischer Hilfe erfüllen, gemäss Bundesamt für Statistik, von 3500 auf 6350. Sie lassen sich die künstliche Befruchtung ausserhalb des Mutterleibs zwischen 7000 und 15'000 Franken kosten.
28 Fertilitätskliniken sind in der Schweiz tätig. Sie dürften jährlich gut 70 Millionen Franken umsetzen. Ist der Mann unfruchtbar, ist in der Schweiz verheirateten heterosexuellen Paaren erlaubt, Samenspenden zu verwenden.
Eizellenspenden sind hierzulande verboten. Daher reisen jährlich rund 1000 in der Schweiz wohnhafte Frauen ins Ausland, um eine solche Behandlung durchführen zu können, schätzt Christian De Geyter, Chefarzt für Reproduktionsmedizin am Frauenspital der Uni Basel.
Ein solch grosser Markt lockt Trittbrettfahrer an. Seit Freitag ist die Website danzza.nl der holländischen Unternehmerin Evelien te Boekhorst aktiv. Sie will Menschen mit einem unerfüllten Kinderwunsch ermöglichen, in Kontakt mit Samenspendern, Eizellenspenderinnen oder gar Leihmüttern zu treten.
Wer will, kann gemäss dem zum Start auch in der Schweiz verbreiteten Mediencommuniqué ein «persönliches Profil» erstellen und danach auf dem Webangebot «Suchvorgänge» durchführen, «die Kriterien wie Haar- und Augenfarbe» und anderes einschliessen. Dafür müssen Interessenten und Interessentinnen ein «Abo» lösen. Es kostet je nach Laufzeit zwischen 39 Euro für drei Monate bis 96 Euro für ein Jahr.
Das Angebot beschränke sich nicht auf die Niederlande, sagt Evelien te Boekhorst auf Anfrage der «Nordwestschweiz»: «Auch Schweizer und Schweizerinnen können sie nutzen.» Die Unternehmerin ist sich bewusst, dass die gesetzlichen Vorschriften für künstliche Befruchtungen je nach europäischem Land unterschiedlich sind. «Das wird einiges Aufsehen erregen», schreibt sie in ihrer Mitteilung, «da kommerzielles Spenden in den Niederlanden zwar nicht erlaubt ist, wohl aber in Ländern wie Russland und Spanien.»
Doch das interessiert sie nicht, wie sie sagt: «Ich ermögliche, dass jemand mit einer potenziellen Leihmutter in Kontakt treten kann». Dies soll auf «verantwortungsvolle und sichere Art und Weise» möglich sein. «Was sie untereinander abmachen, ist ihre Sache», sagt die auf das Design und den Bau von Ausstellungsständen spezialisierte Unternehmerin. Mit ihrer Site will sie auch Samenspender und Eizellenspenderinnen ansprechen, welche homosexuellen Paaren und alleinstehende Frauen «helfen wollen, ihren Kinderwunsch zu erfüllen».
Ihr Angebot kommt in der Schweiz nicht gut an. Christian De Geyter warnt: «Das ist eine Kontaktbörse, mit der jemand einfach Geld verdienen will.» Er könne sich nicht vorstellen, dass dieses Angebot auf breites Interesse stossen werde: «Die Reproduktionsmedizin ist für die betroffenen Menschen eigentlich ein Tabu-Thema. Die Vorstellung ist für mich daher befremdlich, dass man beispielsweise mit wildfremden Leuten in Kontakt trete, die eine Schwangerschaft austragen sollen.» Eine solche Therapie sei kein medizinisches, sondern ein juristisches Problem.
In der Schweiz ist sie verboten. Er selbst sei im Rahmen seiner ärztlichen Tätigkeit mit diesem Thema bisher kaum konfrontiert gewesen. Hingegen sind Internet-Plattformen wie danzza.nl für De Geyter «ein Zeichen» dafür, dass in diesem sehr sensiblen Bereich Verbote ausgehebelt werden können. Deshalb brauche es «ein differenziertes Gesetz, das regelt, wie solche Therapien durchgeführt werden.»
So will CVP-Nationalrat Jacques Neirynck mittels einer parlamentarischen Initiative das Verbot für Eizellenspenden aufheben. Die dafür zuständigen Kommissionen des National- und Ständerats befürworten seinen Vorstoss. Jetzt wird ein entsprechender Gesetzesentwurf ausgearbeitet.
Geld verdienen dürfen Spender und allenfalls in Zukunft Spenderinnen mit ihrer Dienstleistung nicht. «Wir zahlen dafür lediglich einen Unkostenbeitrag von 100 Franken, sagt De Geyter. Sollte die Spende von Eizellen hierzulande erlaubt werden, müsse das Entgelt höher sein: «Eine solche Spende ist aufwendiger.»