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Klima

Greenpeace kapert mit Wahlzeitung Boxen von «20 Minuten»

Greenpeace kapert Zeitungsboxen von «20 Minuten» – diese kündigt Konsequenzen an

19.09.2023, 16:5619.09.2023, 18:09
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Greenpeace Schweiz hat am Dienstag eine eigene Zeitung lanciert – und damit für Schlagzeilen gesorgt. Die Umweltorganisation verteilte die gut 30'000 Exemplare «im Morgengrauen», wie sie selbst schreibt, in Boxen von «20 Minuten» in Zürich und Lausanne.

Auch das Design der Greenpeace-Zeitung sieht demjenigen der Pendlerzeitung zum Verwechseln ähnlich. «22. Oktober» heisst die Zeitung der Umweltorganisation – in Anlehnung an die Parlamentswahlen.

Greenpeace kapert Zeitungsboxen von 20 Minuten
Die Zeitungen von Greenpeace in einer Box von «20 Minuten».Bild: greenpeace schweiz

Greenpeace möchte mit der Aktion «umweltbewusste Menschen erreichen, die bisher noch nie oder nur selten gewählt haben, und sie von der Wichtigkeit der Parlamentswahlen überzeugen», so Projektleiter Nathan Solothurnmann.

Als politisch unabhängige Organisation wolle man keine Parteien konkret zur Wahl empfehlen. Gleichzeitig sollen die Leserinnen und Leser angeregt werden, politische Kräfte ins Parlament zu wählen, die sich für mehr Klimaschutz einsetzen. «In der nächsten Legislatur werden in Bern entscheidende Weichen gestellt», so Solothurnmann.

Bei den grünen Parteien war die Freude über die Greenpeace-Aktion dementsprechend gross. «Ernsthaft und witzig zeigt die Wahlzeitung von Greenpeace, wie wichtig es ist, fürs Klima zu wählen!», schreiben die Grünen auf X, ehemals Twitter. Diverse Grünliberale teilten derweil eine Grafik der Zeitung auf den sozialen Medien, die zeigt, dass die GLP bis 2020 in allen Vorlagen für Klimaschutz und Energiesicherheit abstimmte.

«20 Minuten» will rechtlich gegen Greenpeace vorgehen

Ganz anders die Stimmung bei «20 Minuten». In einem Online-Artikel schreibt die Zeitung von einer «illegalen Aktion». Als man die Zeitungen entdeckte, habe man sie so schnell wie möglich aus den Boxen entfernt. Weiter schreibt «20 Minuten», dass man nun rechtlich gegen die Täterschaft vorgehen wolle.

«Unsere Leserinnen und Leser wurden mit dieser Aktion mutwillig getäuscht und manipuliert», so CEO Bernhard Brechbühl. Durch die Modifizierung des Logos und des Designs sei das Marken- und Wettbewerbsrecht verletzt worden. «20 Minuten ist politisch neutral und publizistisch unabhängig», so Brechbühl weiter.

Rund 1000 Personen finanzierten die Zeitung mit

Die Aktion von Greenpeace wurde von rund 1000 Personen über ein Crowdfunding unterstützt, schreibt die Umweltorganisation. Dadurch seien insgesamt 420'000 Exemplare der Zeitung gedruckt worden. Einige davon werden direkt an Schweizer Haushalte geschickt – vor allem in Gemeinden, in denen Klima- und Umweltvorlagen zwar eine hohe Zustimmung haben, die aber eine unterdurchschnittliche Wahlbeteiligung aufweisen.

Beim Inhalt der Zeitung orientiert sich Greenpeace ebenfalls an den Ressorts von «20 Minuten», fokussiert sich in den Artikeln aber ausschliesslich auf Themen rund ums Klima. Neben einigen Texten beinhaltet die Zeitung auch Artikel von diversen Prominenten, etwa von Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger, Comedian Michael Elsener und Autorin Michèle Roten.

Immer wieder wird das Sujet der Zeitung für politische Zwecke missbraucht. So verbreitete die SVP im Juli ein Foto mit dem «20 Minuten»-Logo und im August beklebte die Juso Basel-Stadt zahlreiche Zeitungsboxen mit Politplakaten. (dab)

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59 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Rethinking
19.09.2023 17:58registriert Oktober 2018
War zur Abwechslung mal was Sinnvolles in der Box 😝
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Leverage
19.09.2023 17:25registriert Dezember 2017
Sorry aber das die Aktion nichts mit 20min zurun hat dürfte klar sein. Und sonnst kann man das ja im nächsten Exemplar klarstellen.

Aber es ist natürlich das gute Recht dagegen zu klagen. Ich denke Greenpeace rechnete auch damit das man bei Tamedia keine Freude hat
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Stargoli
19.09.2023 17:28registriert Januar 2015
Die Wahl, die 20 min hatte:
Entweder man tut die Aktion als Unfug ab und betont das berechtigte Anliegen der Aktivisten (man hat ja keinen finanziellen Schaden, da Gratiszeitung) oder man rastet aus und leitet rechtliche Schritte ein.
Was ist hier die klügere Wahl?
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