Schweiz
Klima

Klima: Junge Grüne fordern Lebensdauer-Label für iPhone und Samsung

Luzian Franzini, Co-Praesident Junge Gruene Schweiz, haelt sein Mobiltelefon symbolisch in Richtung einer Kamera, bei einem Fotoshooting bei der Lancierung der Kampagne der Jungen Gruenen gegen das Ge ...
Elektrogeräte-Hersteller im Visier: Luzian Franzini, Co-Präsident der Jungen Grünen. Bild: KEYSTONE

Mit diesen 22 Massnahmen wollen die Jungen Grünen das Klima retten

Apple & Co. sollen deklarieren, wie lange ein Handy hält: Die Jungen Grünen bringen 22 Massnahmen aufs Tapet, um die Treibhausgas-Emissionen in der Schweiz bis 2030 auf netto Null zu senken. Applaus gibt es von unerwarteter Seite.
24.05.2019, 09:1224.05.2019, 12:30
Mehr «Schweiz»

In der Klimadebatte geht es diese Woche Schlag auf Schlag: Die FDP wagt den Tabubruch und will falls nötig mit Verboten das Klima retten. Am Freitag gehen erneut Tausende Schülerinnen und Aktivisten auf die Strasse, um am weltweiten Klimastreiktag Politik und Bevölkerung wachzurütteln. Das Ziel der Klimastreik-Bewegung: Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2030 in der Schweiz. Der Bundesrat winkt ab. Er will bloss das für 2050 angepeilte Reduktionsziel überprüfen lassen, wie er am Donnerstag mitteilte.

Aber mit welchen Massnahmen kann man die Forderungen der Klimastreiker umsetzen und die Klimaerwärmung stoppen? Darüber haben sich die Jungen Grünen den Kopf zerbrochen und einen Massnahmenkatalog mit 22 Punkten ausgearbeitet, der watson vorliegt.

Darin nehmen die Jungpolitiker unter anderem Apple und Samsung ins Visier:

Lebensdauer-Label für Elektrogeräte

Bild
bild: shutterstock

Ob Handy oder Waschmaschine: Elektronik-Hersteller verdienen sich eine goldene Nase, weil Geräte oftmals schon nach wenigen Jahren defekt sind oder die Kunden ein neues Modell kaufen. So werden viele Ressourcen verschwendet und belasten das Klima.

Im Massnahmenkatalog fordern die Jungen Grünen darum, dass auf Elektrogeräten die veranschlagte Lebensdauer mit einem Label gekennzeichnet wird. «Wir müssen den Druck auf Apple oder Samsung erhöhen. Elektrogeräte sollten länger halten», sagt Luzian Franzini (23), Co-Präsident der Jungen Grünen, zu watson. Ebenso müssten Ersatzteile für Elektrogeräte mindestens vier Jahre verfügbar sein. Hersteller, die diese Anforderungen nicht erfüllten, dürften keine Produkte mehr in die Schweiz importieren. «Die Schweiz muss sich mit der EU für verbindliche Standards einsetzen», heisst es weiter im Papier der Jungen Grünen.

Luzian Franzini, Co-Präsident der Jungen Grünen, und Andri Silberschmidt, Präsident der Jungfreisinnigen, beim Streitgespräch zur Rentenreform/ Altersvorsorge 2020
Luzian Franzini (Junge Grüne, links) und Andri Silberschmidt (Jungfreisinn). bild: watson

Andri Silberschmidt (25), Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz (JFS), unterstützt diese Forderung nach mehr Transparenz bei Elektro-Artikeln. «Das tut niemandem weh.» Wichtig sei jedoch ein international koordiniertes Vorgehen. Es dürfe nicht sein, dass Elektro-Hersteller eigens für die Schweiz Produkte fabrizieren müssten.

Der Zürcher JFS-Politiker begrüsst, dass konkrete Massnahmen der Jungen Grünen auf den Tisch kommen. «Im Gegensatz zu Wunschvorstellungen bieten konkrete Vorschläge eine Diskussionsgrundlage». Die Jungfreisinnigen werden bis Mitte Juni ein Klimapapier verabschieden, das sich unter anderem auf die Kostenwahrheit und Emissionshandel fokussiert.

Das sind weitere Vorschläge der Jungen Grünen:

Autofreie Innenstädte

Bild
bild: shutterstock

Es wäre das Aus für alle Benziner- und Dieselautos: Im Massnahmenkatalog verlangen die Jungen Grünen, dass ab 2025 ein Verkaufsverbot von Motorfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren gilt. Damit nicht genug: Ziel der Jungen Grünen sind autofreie Stadtzentren. Bis 2030 sollen dreiviertel der Schweizer Städte vom Transitverkehr befreit sein. «Autos gehören in Parkhäuser am Stadtrand. So steigt die Lebensqualität für die Bevölkerung», so Franzini.

Für JFS-Silberschmidt ist das Auto der falsche Feind: «In wenigen Jahren sind selbstfahrende Elektroautos verbreitet. Dann sind Abgase kein Thema mehr.»

Einkommensabhängige ÖV-Preise

Ein Velofahrer kreuzt ein Tram der Linie 7 am Casinoplatz in Bern, im Hintergrund das Hotel Bellevue und das Bundeshaus, am Sonntag, 28. Juni 2015. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Bild: KEYSTONE

Wer weniger verdient, zahlt weniger für den ÖV: Die Jungen Grünen wollen mit einkommensabhängigen Billettpreisen den Nahverkehr fördern. «Ob für Lehrlinge oder Rentner: Man könnte die Einkommensklasse auf dem Swisspass oder in einer App hinterlegen und so Preise flexibel gestalten», erklärt Franzini einen weiteren Punkt des Massnahmenpapiers.

Andri Silberschmidt glaubt nicht, dass die Tickervergünstigung das Klima schont. «Billiger ÖV fördert die Zersiedelung.» So würden noch mehr Leute vom Land in die Städte pendeln. Stattdessen sollten Firmen zum Beispiel in den den Agglomerationen vermehrt Coworking-Spaces anbieten, damit die Menschen weniger ins Büro pendeln müssten.

Verbot von Kurzstreckenflügen

Das Massnahmenpapier der Jungen Grünen sieht weiter vor: Kurzstreckenflüge ab der Schweiz an Orte werden verboten, die mit weniger als 12 Stunden Reisezeit erreichbar sind. Für Langstreckenflüge wird eine Flugticketabgabe von 100 Franken erhoben.

Für Silberschmidt ist die Forderung zu radikal. Es sei unbestritten, dass Fliegen viel zu billig ist. «Aber wir können nicht auf einen Schlag die ganze Vernetzung und Internationalität der Schweiz gefährden». Die externen Kosten des Fliegens müssten mit international koordinierten Flugticketabgaben oder einem Emissionshandel gedeckt werden.

Der Bundesrat will sich ebenfalls nicht auf eine 12-Stunden-Regel festlegen. Am Donnerstag erteilte er einem Vorstoss von SP-Nationalrätin Samira Marti eine Absage. Diese hatte gefordert, dass Kurzstreckenflüge stärker besteuert werden sollten.

Weitere Massnahmen

Hier findest du die komplette Liste mit den 22 Massnahmen der Jungen Grünen, die den Co2-Ausstoss in der Schweiz senken sollen.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die grössten Klimasünder
1 / 7
Die grössten Klimasünder
Weltkarte: Beitrag einzelner Staaten zur Klimaerwärmung in Grad Celsius (siehe farbige Temperaturleiste unten).
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Der Boden als CO2-Speicher
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
114 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Rellik
24.05.2019 09:24registriert Dezember 2017
Wow. Ich bin beeindruckt! Wirklich gute Ideen und eine ausführliche List. Einige Vorschläge gehen mir persönliche eher zu weit, aber sicher sehr geeignet als Diskussionsplattform.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Toerpe Zwerg
24.05.2019 09:32registriert Februar 2014
Das alte Problem der Grünen bleibt die Verknüpfung von Umwelt- mit Sozialpolitik.

Krasses Beispiel hier: Die (noch stärkere) Subventionierung von Mobilität für Geringverdiener.
00
Melden
Zum Kommentar
avatar
Deep sea
24.05.2019 10:56registriert Juli 2015
Zu Lebensdauer der Geräte verlängrrn.

Unsere heutige Wirtschaft ist fast vollumfänglich konsumbasiert. Wir müssen konsumieren, damit wir und andere überleben.

Wenn wir weniger konsumieren verschlechtert sich unsere Wirtschaft doch massiv, uns allen gehts schlechter.

Unser Ziel sollte doch eigentlich sein, weg von der Konsumgeilengesellschaft zu kommen. Nur werden das einige, die damit gutes Geschäft machen dagegen sein.

Wie also können wir überleben und trotzdem unsere Bedürfnisse (wenn auch zurückgestellt) befriedigen?

Das Rad des Konsums sollte sich verlangsamen
00
Melden
Zum Kommentar
114
Äthiopisches Paar in Lausanne verschanzt sich wegen Wegweisung

Die drohende Wegweisung aus der Schweiz ist der Auslöser für eine gross angelegte Polizeiaktion in einem Asylempfangszentrum am Donnerstagmorgen in Lausanne gewesen. Ein junges Paar aus Äthiopien hatte sich deshalb im Innern des Gebäudes verschanzt. Es wurde in Gewahrsam genommen und anschliessend betreut.

Zur Story