Der Gesundheitsminister Alain Berset hat es selbst gesagt: Die Coronatests sind eine wichtige Waffe im Kampf gegen die Pandemie. Das zeigt auch die Teststrategie des Kantons Graubünden. Seit dem ersten Februar ist die Zahl der Ansteckungen im Bündnerland um rund 60 Prozent gesunken. 26'038 Mitarbeitende von 513 Firmen wurden Stand Donnerstagvormittag bereits getestet. 34 davon waren positiv.
Die PCR-Spucktests in Graubünden helfen auch Personen zu finden, die keine Symptome haben, das Virus aber trotzdem weitergeben könnten. Indem sie sich in Isolation begeben, können sie auch keine weiteren Personen anstecken.
Während andere Kantone weiterhin nur gezielt testen wollen, von Massentests wenig halten oder sich erst kürzlich überhaupt über allfällige Testkonzepte beugten, zeigt Graubünden, wie es gehen könnte.
Zwar hat das BAG grundsätzlich den Nutzen von präventiven Tests erkannt und übernimmt seit Ende Januar auch einen Teil der Kosten. Wirklich eingesetzt für das Bündnermodell hat sich das Gesundheitsministerium aber nicht. Man zweifelt am Kosten-Nutzen-Verhältnis der Massentests. Bei einer bedingungslosen Finanzierung der Tests könne es «sehr schnell, sehr teuer werden», so das BAG. Departementchef Berset rechnet mit einer Milliarde Schweizer Franken, die in den «nächsten Monaten» für die Tests ausgegeben werden müssten.
Hat der Bund, sagen wir bis Ende Juni, die Milliarde ausgegeben, hätten die Massentests monatlich 200 Millionen Franken gekostet. Das ist ein Achtel von dem, was die Schweiz monatlich einen Lockdown kostet.
Gemäss der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) verpuffen alle 30 Tage 1,4 bis 1,8 Milliarden Schweizer Franken. Und das sind nur die Kosten für die Einkommens- und Wertschöpfungsverluste. Von den schwer finanziell zu beziffernden Corona-Todesopfer, die Long-Covid-Fälle oder die psychischen Auswirkungen auf die Gesellschaft einmal ganz zu schweigen.
Die Schweizer Bevölkerung regelmässig durchzutesten, wäre nicht nur viel günstiger als ein Lockdown. Die Massentests würden auch dazu führen, dass die Massnahmen schrittweise gelockert werden könnten. Denn das Beispiel Graubünden zeigt, dass die Infektionszahlen sinken, wenn asymptomatische Personen rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen werden.
Das Bündnermodell muss Schule machen. Denn Martin Bühler, Chef des kantonalen Führungsstabs und verantwortlich für die Massentests sagt es richtig: Der Aufwand der Behörden oder die Kosten für die Massentests sollten keine Rolle spielen. Es geht darum, möglichst schnell einen Weg aus der Pandemie zu finden.
Gut damals hatten wir noch keine Schnelltests, diese würden jetzt aber vorliegen. Ich denke das BAG sollte ihre Meinung entsprechend überprüfen.