Am Wochenende hat der Ratgeber für «Frauen, die alleine unterwegs sind» auf Twitter für rote Köpfe gesorgt. Verfasst wurde er von der Kantonspolizei St. Gallen. Man habe es nur gut gemeint, verteidigte sich die Kapo. Dennoch wurde ausser Acht gelassen, dass es in den erwähnten Szenarien auch Täter und nicht nur Opfer gibt.
Aus diesem Grund haben wir ihn geschrieben: Den Ratgeber für Männer, die im Ausgang unterwegs sind. Gespickt mit Tipps und Tricks, um ein erfolgreiches Flirten zu gewährleisten.
Tanktops im Ausgang wirken unseriös. Wenn du mit deinen muskulösen Oberarmen prahlst, vermittelst du den Eindruck, nur zum Aufreissen im Ausgang zu sein. Damit schlägst du vielleicht die eine oder andere Frau in die Flucht.
Ausserdem musst du damit rechnen, häufiger angefasst zu werden. Und zwar überall.
Schüchterne Männer kommen nicht gut an. Mit Selbstbewusstsein sind deine Erfolgschancen grösser, dass eine Frau Interesse an dir zeigt. Also hör einfach auf, unsicher umher zu huschen. Ist doch simpel!
Alkohol lässt die Hemmschwelle sinken, du könntest dazu verleitet werden, Dinge zu tun, die du im nüchternen Zustand nicht tun würdest.
(Oder trinke ganz viel, damit du für niemanden mehr eine Gefahr darstellst.)
(Oder trinke gar keinen Alkohol und sei derjenige, der auf die betrunkenen Kollegen aufpasst.)
Siehe oben – so können Kollegen auf dich aufpassen oder du auf sie. Denn Männer, die alleine unterwegs sind, könnten Frauen gegenüber jederzeit aufdringlich werden.
Sie wird dir sagen, ob sie dein Interesse erwidert. Wenn sie es nicht tut, kannst du dir das Geld für den Drink sparen, den du ihr kaufen wolltest.
Wie sonst sollte sie merken, dass du Bock auf Sex hast?
So sicher kannst du dir nämlich nicht sein, vielleicht wurdest du ja von deinen Trieben ausgetrickst?
Einige der Ratschläge sind schlichtweg absurd und zeigen dadurch auf, wie ähnliche Ratschläge auf Frauen wirken. In anderen Ratschlägen wiederum steckt auch Wahres – trotzdem klingen sie irgendwie seltsam. Wieso? Erstens, weil sie natürlich überspitzt formuliert sind, aber auch, weil sie ungewohnt sind. Der Fokus der sexuellen Belästigung hat sich in der Vergangenheit häufig um das Auftreten und Verhalten betroffener Frauen gedreht.
Zweitens, die aufgelisteten Vorschläge entsprechen nur einer Symptombekämpfung. Sollte ein Mann tatsächlich befürchten im betrunkenen Zustand einen Übergriff zu verüben, liegt bereits ein tiefer verwurzeltes Problem vor. Selbstverständlich ist der Ratschlag, nur im Mass zu trinken, sowohl für Männer als auch für Frauen nicht falsch. Es ist klar, dass man sich nüchtern in jeder Hinsicht besser unter Kontrolle hat. Dennoch dürften solche Ratgeber lediglich als Übergangslösung existieren.
Der in den Tipps vorhandene Wahrheitsgehalt könnte Übergriffe zwar verhindern, doch richtige Prävention müsste viel früher ansetzen. Ziel müsste sein, die gesamte Gesellschaft so zu sensibilisieren und aufzuklären, dass erst gar niemand zum Sexualstraftäter oder -täterin wird. Bis zu welchem Grad sich das umsetzen lässt, bleibt schwer abzuschätzen.
Dennoch wäre es schön, wenn sich eines Tages jede Frau unbeschwert nach dem Ausgang auf den Nachhauseweg machen könnte.
Meiner Meinung nach ist dieser Artikel eines: Ein Griff ins Klo.
leider ignoriert die journalistin reflexartig männer als opfer. und arbeitet sich lieber verächtlich an sexistischen klischees ab.
ich empfehle: neuer versuch. blick in die polizeistatistik. anerkennen, das männer auch opfer sein können. dann wird da vielleicht noch was hilfreiches draus.
Ist es euch schon in Sinn gekommen dass man auch als Mann im Ausgang Gefahren ausgesetzt ist (verprügelt oder ausgeraubt zu werden).
Aber ja, wir Männer sind schliesslich alle Schweine die nur Frauen belästigen wollen...