Jetzt ist es offiziell: Susanne Wille wird ab November die neue Direktorin der SRG. Damit ist sie die erste Frau an der Spitze des grössten Medienhauses der Schweiz. Auf die 50-Jährige wartet keine einfache Aufgabe. Der SRG stehen schwierige Zeiten bevor.
Die SVP will die Radio- und Fernsehgebühren halbieren. Der Vorwurf: Die SRG sei zu gross, zu mächtig und verdränge zunehmend die privaten Medien. Die Initiative der Volkspartei «200 Franken sind genug» soll voraussichtlich in zwei Jahren vors Volk kommen. Mit der Annahme droht der SRG ein Kahlschlag. Das will das staatliche Medienhaus mit allen Mitteln verhindern.
Die SRG brauchte also ein Multitalent. Eine Krisenmanagerin, ein Medienprofi und ein Kommunikationsgenie in einem. Welch Glück, dass Susanne Wille eine Alleskönnerin ist. Es gibt vermeintlich nichts, was die gebürtige Aargauerin nicht kann.
Der Leistungsausweis der designierten SRG-Direktorin ist beeindruckend. Wille ist studierte Historikerin und Anglistin. Sie spricht sechs Sprachen. Vor allem aber ist sie eine Medienfrau mit viel Erfahrung. Ihre Karriere begann sie 1999 als Videojournalistin beim Aargauer Regionalfernsehen Tele M1. Nach nur zwei Jahren wechselte sie 2001 als Moderatorin der Sendung «10 vor 10» zum Schweizer Fernsehen. Vor vier Jahren hat sie sich vom Bildschirm verabschiedet, um die Leitung der SRF-Kulturabteilung zu übernehmen. In dieser Funktion ist sie auch Mitglied der Geschäftsleitung.
Wille leitet aktuell rund 220 Angestellte. Sie hat Führungserfahrung, auch wenn sie nicht – wie im Vorfeld kritisch diskutiert wurde – 500 Angestellte und mehr unter sich hat. Ebenfalls hat sie Erfahrung im Krisenmanagement. Als Kulturchefin musste sie Sparmassnahmen anordnen und durchsetzen.
Susanne Wille ist gleichzeitig Journalistin und Managerin, ein Medienprofi durch und durch. Viel wichtiger aber: Susanne Wille ist ein Publikumsliebling. Sie hat beim Schweizer Fernsehen durch die renommiertesten Formate geführt. 13 Jahre lang war sie das Aushängeschild der Sendung «10 vor 10» und damit Abend für Abend Gast in den Schweizer Wohnzimmern.
Anspruchsvolle Livesendungen über Wahlen und Abstimmungen moderierte sie kompetent und mit Leichtigkeit. Bei öffentlichen Auftritten wirkt sie stets gut gelaunt und sympathisch. Wille ist unbestritten ein Kommunikationstalent. Und ja, sie ist nicht nur professionell, sondern auch wirklich ein netter Mensch.
2018 lehnte das Stimmvolk die No-Billag-Initiative deutlich ab. Die SVP wollte damals die SRG-Gebühren komplett abschaffen. Zu radikal für die Schweizerinnen und Schweizer. Das Resultat der nächsten SRG-Abstimmung wird wohl knapper ausfallen. Die SRG hat sich für den Kampf gerüstet. Mit Susanne Wille hat sie die nötige Superheldin für den Job gefunden.