Für die NZZ ist der Fall klar: Die «linken Spassbremsen» sind schuld! Sie hätten das Züri Fäscht «zu Tode reguliert», heisst es in einem von rechtem Empörungsjargon triefenden Kommentar. Zuvor hatte der bisherige Organisator, der Verein Zürcher Volksfeste, die Leistungsvereinbarung mit der Stadt Zürich am Donnerstag gekündigt.
Er sehe «keine Zukunft für ein nächstes Züri Fäscht im bisherigen Rahmen», lautete die Begründung. Als Gründe werden unter anderem die zunehmenden Auflagen der rotgrünen Stadtregierung genannt. Sie waren eine Herausforderung. Das aufwendige Abfallkonzept etwa funktionierte vor allem am Samstagabend mehr schlecht als recht.
Liest man die Mitteilung des Vereins aber genauer und auch zwischen den Zeilen, zeigt sich ein differenziertes Bild. Das grösste Volksfest der Schweiz, das Anfang Juli während drei Tagen geschätzte zwei Millionen Menschen angelockt hatte, ist den Veranstaltern über den Kopf gewachsen. Sie stiessen aufgrund der zunehmenden Komplexität an ihre Grenzen.
Ich kann das nachvollziehen, denn ich bin ein Habitué seit den Zeiten, als der Mega-Anlass noch Seenachtsfest genannt wurde. Schon damals war es eine Massenveranstaltung mit obligatem Feuerwerk. Doch spätestens bei der diesjährigen Austragung, die wegen Corona mit einem Jahr Verzögerung stattfand, galt nur noch die Devise «Masse statt Klasse».
Ein ungutes Gefühl gab es schon im Vorfeld. «Der einzige Grund, um ans Züri-Fäscht zu gehen, ist das Essen», lästerte ein watson-Kollege. Tatsächlich konnte man neben den immer gleichen Streetfood-Trucks auch kulinarische Entdeckungen machen. Aber ansonsten herrschte auf dem Festareal rund um das Seebecken ein Einheitsbrei.
Fast überall gab es das gleiche Bier, und permanent wurde man mit einem nervigen Techno-Soundteppich beschallt, aufgelegt von drittklassigen DJs. Beim Bellevue herrschte vor allem am Samstagabend ein prekäres Gedränge. Die Veranstalter riefen die Besucher dringend dazu auf, den völlig überlasteten Bahnhof Stadelhofen zu meiden.
Ich hatte es mir bei früheren Festen zur Gewohnheit gemacht, das Seebecken vom Zürichhorn bis zur Landiwiese zu umrunden. Dieses Jahr klinkte ich mich beim Kongresshaus aus. Denn die Stimmung war teilweise aggressiv. Von wegen Festfreude! Ich machte mich auf den Heimweg, mit dem Gefühl: So kann es nicht weitergehen.
Genau das tut es nun nicht. Verschwinden muss das Züri-Fäscht deswegen nicht. Stadtpräsidentin Corine Mauch sieht im Rückzug der bisherigen Veranstalter vielmehr die Chance, den Grossanlass «grundlegend neu zu denken». Wie genau das aussehen soll, ist unklar, aber es dürfte auf ein kleineres und nachhaltigeres Fest hinauslaufen.
«Wir wollen ein Volksfest, aber eines für Zürich und die Region, nicht mehr für die ganze Schweiz», sagte der grüne Gemeinderat Balz Bürgisser der NZZ. Klein ist dabei ein relativer Begriff: «Eine Million statt zwei Millionen Besucherinnen und Besucher» sollen es werden. Und es soll nicht nur Vegi-Food geben, sondern auch «richtige» Würste.
Das müsste auch die rechten Stänkerer beruhigen. Aus dem Züri-Fäscht soll kein «wokes» Quartierfest werden, keine Wohlfühloase für die linksgrüne Bubble, sondern immer noch ein grosses Volksfest für die breite Bevölkerung. Aber auch eines, das die Akzente in Richtung Qualität statt Quantität verschiebt, auf Klasse statt Masse.
Einfach wird die Umsetzung nicht, insbesondere eine Beschränkung auf Stadt und Region. Man wird auswärtige Gäste nicht mit Barrieren abhalten können. Auch die Ausgestaltung ist schwierig. Der «Tages-Anzeiger» nennt die Badenfahrt als mögliches Vorbild, doch der dort betriebene enorme Aufwand lässt sich nur mit einem zehntägigen Fest rechtfertigen.
Einen Versuch aber ist es wert, auch wenn dies bedeutet, dass die nächste Austragung nicht wie geplant 2026 stattfinden kann. Lieber etwas später als weiter so wie bisher.
Randalf
Das sind aber grosse Schuhe. Viel Glück.
Vollkornzwieback
James R
Ich fand das Zürifest immer grossartig! An Anlass für Alle. Jeder fand das passende Angebot. Kulinarisch, musikalisch, kulturell, unterhaltungstechnisch...