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Von deinem Trinkgeld soll bald etwas in die AHV fliessen

Von deinem Trinkgeld soll bald etwas in die AHV fliessen

11.06.2025, 09:0111.06.2025, 14:52
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SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider schlägt die Erhebung von AHV-Beiträgen auf elektronisch bezahlte Trinkgelder vor.

Weil der elektronische Zahlungsverkehr die Norm sei, verbessere sich die Nachvollziehbarkeit, habe sie in einem Aussprachepapier geschrieben, das dem Blick vorliegt. Der Bund schätzt die Trinkgelder in der Gastronomie auf 600 Millionen bis 1 Milliarde Franken pro Jahr. Daraus liessen sich 20 bis 50 Millionen Franken Mehreinnahmen für die AHV ableiten.

Damit hätten die Gastro-Angestellten zwar im Moment weniger Geld, könnten dafür aber im Pensionsalter profitieren.

«Die zusätzlichen Beiträge würden angesichts der tiefen Löhne in den betroffenen Branchen zu höheren Rentenansprüchen führen.»
Elisabeth Baume-Schneider

SVP-Ständerätin Esther Friedli kritisiert den Vorschlag und spricht von einer weiteren Belastung der arbeitenden Bevölkerung. Auch der Branchenverband GastroSuisse ist nicht begeistert. Ad-interim-Direktor Patrik Hasler-Olbrych sagt zum «Blick»: «Unternehmen werden vermehrt die Annahme von Trinkgeld verbieten. Kunden werden tendenziell weniger Trinkgeld geben, wenn sie wissen, dass darauf Abgaben fällig werden

Capucino, Prosecco und Organgensaft auf dem Tablett einer Kellnerin der Bar Blumenmarkt im wiedereroeffneten Aussenbereich, fotografiert am 19 April 2021 in St. Gallen.(KEYSTONE/Christian Beutler)
Geht es nach Bundesrätin Baume-Schneider, soll bald etwas vom Trinkgeld in die AHV fliessen.Bild: keystone

Für die Angestellten gäbe es höhere Lohnabzüge und höhere Einkommenssteuern. Das reduziere nicht nur den Nettolohn, sondern bremse auch die Lohnentwicklung im Gastgewerbe, so Hasler-Olbrych.

Dazu komme, dass die zusätzlichen Arbeitgeberbeiträge und administrativen Aufwände auch die Betriebe stark belasten würden. Sorgen bereiten schon die aktuelle AHV-Finanzierung und höhere Kinderzulagen. Hasler-Olbrych warnt:

«Wenn der Staat gleichzeitig auch noch das Trinkgeld mit Lohnabzügen belastet, müssten die Preise im Gastgewerbe in den nächsten Jahren deutlich steigen.»

Auch die Gewerkschaften üben Kritik. Unia-Sprecher Philipp Zimmermann sagt im «Blick», Trinkgelder seien rückläufig und kein wesentlicher Bestandteil des Arbeitsentgelts. Die bisherige Praxis solle beibehalten werden. «Alles andere wäre mit einem unverhältnismässigen Aufwand verbunden und letztlich vor allem zum Nachteil der Arbeitnehmenden, da das eh schon bescheidene Einkommen noch geschmälert würde.»

(rbu) mit Material der sda

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Trinkgeld-Gläser sind so gut, dass du fast etwas geben musst
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Trinkgeld-Gläser sind so gut, dass du fast etwas geben musst
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352 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Firefly
11.06.2025 09:35registriert April 2016
Wieso nicht eine Finanztransaktion Steuer für Aktien und der gleichen? Ah ja, dann würde man sich ja das Geld dort holen wo es genügend hat und nicht dort, wo es eh schon fehlt.
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Heinzbond
11.06.2025 09:12registriert Dezember 2018
Wieso man nicht einen Branchenweiten Mindestlohn einführt der für eine Lebensgrundlage und Altersvorsorge reicht einführt?
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Eifach_öpis
11.06.2025 09:32registriert Februar 2016
Ich habe Trinkgeld immer als Möglichkeit gesehen eine besonders gute / freundliche Leistung mit einer Kleinigkeit zu belohnen (und ich musste weniger Münz rumschleppen).

Leider hat das Trinkgeld diese Funktion verloren und wird immer mehr als fixer Lohnbestandteil verstanden. ("ich weiss der Lohn ist schlecht aber es gibt ja noch Trinkgeld.." etc.)

Wenn Trinkgeld als Lohnbestandteil angesehen wird, sollen auch die entsprechenden Abgaben bezahlt werden. Das ist ja bei anderen Bonis / Leistungslohn auch der Fall.
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