Sind wir ehrlich, Bargeld ist mühsam. Vor allem in unserer digitalen Welt.
Die Bankomatendichte wird dünner und die «Card Only»-Laminate zieren vermehrt die Zapfhähne von Bars – und das nicht nur an der Zürcher Europaallee.
Unser hässliches Lederportemonnaie ist prall gefüllt mit den kümmerlichen Überresten einer einstigen 20er-Note, die wir nun schwer mit uns herumschleppen, bis wir es irgendwann in ein Münzglas leeren, um es für immer zu vergessen.
Für viele von uns privilegierten Menschen in der Schweiz ist das Bargeld vor allem etwas Romantisches. Es ist schön, dass es noch Bares gibt, aber auch nicht tragisch, wenn es durch frische Methoden ersetzt wird.
Das Bargeld scheint dem Untergang geweiht oder zumindest der Irrelevanz verdammt.
Die Schweizer Nationalbank warnt vor einer Abnahme der Akzeptanz von Bargeld, und die Rechten stehen mit ihrer «Bargeldinitiative» in den Startlöchern, um den Schweizer Franken mit allen Mitteln zu verteidigen.
Dass es ihnen dabei weder um die Reduktion von staatlicher Macht noch um Zugänglichkeit geht, ist spätestens seit Parlaments-Vorstössen wie der Einführung von einer Bezahlkarte für Asylbewerbende klar. Sie fordern Freiheit für die einen und Überwachung für die anderen.
Dabei ist Bargeld vor allem für eines gut: ein wenig Solidarität.
Wie wir alle wissen, läuft in der Schweiz nichts ohne Cash und gesellschaftliche Partizipation ist stark an finanzielle Mittel geknüpft, denn Sport, ein Bier, ein Ausflug, ein Velo – fast alles kostet etwas. Hier erlaubt Bargeld Handlungsspielraum.
Akzeptanz von Bargeld ist für viele Asylbewerberinnen und Asylbewerber, Sans-Papiers oder Menschen ohne festen Wohnsitz, also gerade die Menschen, welche durch staatliche Illegalisierung an den Rand der Gesellschaft gedrückt werden, enorm wichtig. Denn wer kein Konto eröffnen kann, hat auch keinerlei Zugriff auf digitale Zahlungsmittel.
Für die Mehrheit von uns Schweizerinnen und Schweizern kein Problem, uns steht schliesslich die ganze Palette der Zahlungsmittel frei zur Verfügung.
Doch diese Möglichkeiten sind nicht selbstverständlich.
Durch die stetige Abnahme der Akzeptanz von Bargeld wird diese Gruppe von Menschen weiter und weiter von der Gesellschaft ausgeschlossen und ihre Situation dadurch nur prekärer. Die Banken und der Staat agieren autoritär – sie schaffen eine Situation, in der die staatliche Kontrolle allumfassend ist.
Genau hier kommt das Bargeld ins Spiel als ein Stück Unabhängigkeit, und zwar für uns alle.
Damit du auch aktiv dieses kleine bisschen Freiheit erlangen kannst, und diese vor allem mit Menschen, die darauf angewiesen sind, teilen kannst, such dir den nächsten Bankomaten und geh auf deinen Erfolg anstossen.
Die Löhne in der Gastronomie und der Reinigung sind viel zu niedrig. Abhilfe bietet das Trinkgeld. Doch hat seit Corona und der Zunahme der Kartenzahlung die Menge an Trinkgeld abgenommen. Immer weniger des «Zustupfs» landet beim Personal. 10 Franken Trinkgeld in bar bedeuten aber einfach 10 Franken mehr – und sind dazu noch eleganter. Allerdings ist Trinkgeld, egal ob in bar oder digital, kein Ersatz für einen tatsächlich angebrachten Lohn. Jedoch haben Menschen, die im Service arbeiten, mehr von deinem Trinkgeld, wenn es in bar kommt.
Nach der Bar draussen auf der Strasse angekommen fragt dich nun einer super nett nach «foif Stutz» für die Notschlafstelle. Und was gibst du zur Antwort?
Stimmt für Städte wie Zürich und Bern. Da kosten die städtischen Notschlafstellen glücklicherweise nichts mehr. In Basel sind es immer noch 7.50 Franken pro Nacht. Aber beides ist egal: Sei kein Arsch.
Ein «Fünfliber» kann für einen Menschen viel bedeuten. Eine etwas bequemere Nacht in der Notschlafstelle, ein wenig Wärme im Winter, etwas zu Essen oder einfach ein Bier.
Und da du kein Arsch bist, schaust du in dein Portemonnaie und:
Bedauerlicherweise hören Menschen auf der Strasse diesen Satz seit Corona viel öfter. Fünf oder auch zwei oder noch besser zehn Franken machen einen direkten Unterschied für einen Menschen in einer prekären Situation. Und immer weniger Bargeld im Portemonnaie sollte keine Ausrede sein. Also nimm doch ein bisschen Münz aus deinem überquellenden Münzglas mit.
Und ja klar, du arbeitest auch für dein Geld und bist überhaupt nicht in der Pflicht etwas zu geben, denn es wird auch knapp auf dem Konto. Aber Menschen individuell für ihre Situation verantwortlich zu machen und darum nichts zu geben, greift zu kurz – denn es gibt viele Schicksale und temporär schlechte Situationen, und eben auch einfach Menschen, die vom Staat illegalisiert sind.
Mit 10 Franken oder weniger pro Tag leben ist die Realität von Menschen in der «regulären Illegalität» – zum Beispiel wurde ihr Asylgesuch doppelt abgewiesen, doch dürfen sie nicht ausgeschafft werden, da ihre Herkunftsländer nicht sicher sind. Sie dürfen aber in der Schweiz weder arbeiten noch eine Ausbildung absolvieren – eine ausweglose Situation. Und leb mal mit 10 Franken pro Tag. Ich weiss nicht wie es euch geht, aber meine Miete allein kostet mehr als eine 10er-Note pro Tag.
Es reicht schlicht nicht für ein würdiges Leben in der Schweiz, selbst wenn für Essen und Notfallbehandlung gesorgt ist.
Da Bargeld der einzige Weg ist, Menschen in der Illegalität finanziell zu unterstützen, ist die breite Akzeptanz von Bargeld enorm wichtig. Und mit kleinen Spenden können wir zusammen diese Abhilfe einfach selber leisten und müssen nicht auf die Politik warten.
Okay, jetzt haben wir ja einiges für andere gemacht. Zeit für ein bisschen Selfcare.
Egal, was du mit digitalen Zahlungsmitteln kaufst, die Banken und Finanzkonzerne profitieren bei jeder Transaktion. Wenn du mit deinem Handy einen QR-Code scannst, um die handgemachten Ohrringe von dem herzigen Lädeli an der Ecke zu bezahlen oder um für deinen neuen Haarschnitt zu blechen, deine Karte über irgendein Terminal ziehst, wird etwas von den Konzernen abgezwackt. Einfach diese kleineren Beträge mit Bargeld bezahlen. So bleibt mehr bei den Menschen, die auch dafür gearbeitet haben.
... profitieren vom Verschwinden vom Bargeld vor allem die Banken, die Reichen und die Mächtigen, während es für viele Menschen, die bereits am Rande der Gesellschaft stehen, weitere Ausgrenzung bedeutet.
Und klar, retten wir die Welt nicht mit mehr Bargeldnutzung. Es ist leider reine Symptombekämpfung. Doch können wir alle ein bisschen Not lindern und uns wieder etwas vermehrt in gemeinschaftlicher Solidarität üben.
Auch der Handwerker hat mehr davon, wenn "bar auf Tatze" gezahlt wird, da nennt man das aber dann ganz unromantisch einfach "schwarz".
Logisch weil so kommts nicht auf den Lohnausweis und es wird nicht versteuert.
Aber heutzutage habe ich oft das Gefühl das irgendwelche Banden dies als "Arbeit" betreiben.
Ich wurde schon an den schrägsten Orten (Beim Kleider shopen) von Leuten wegen Geld oderwegen Unterschriften angesprochen. Oft "geben sie vor" (so scheint es mir) Blind oder Taub zu sein...