Der Ausverkauf der Migros-Fachmärkte. Das Reformhaus-Ende. Das Alnatura-Aus. Diese Fälle reihen sich ein in die zahlreichen Beispiele von Geschäftsketten, die im hiesigen Detailhandel das Zeitliche segneten in den vergangenen 25 Jahren.
Kürzlich lieferte CH Media eine Übersicht zum Laden-Friedhof der Schweiz. Dabei wurde an Unternehmen wie die Warenhäuser ABM und EPA erinnert, genauso wie an Kleiderhändler wie Charles Vögele, Schild oder Esprit. Zudem wurden die Leserinnen und Leser gefragt, welche dieser verschwundenen Marken sie sich am meisten zurückwünschten.
Über 500 Personen nahmen an der nicht repräsentativen Online-Umfrage teil – und haben einen klaren Sieger erkürt: ABM – kurz für «Au Bon Marché». Im Volksmund wurde die Abkürzung scherzhaft auch mit «Alles Billiger Mist» übersetzt. 18 Prozent nannten die Warenhauskette, die von 1956 bis zur Jahrtausendwende existierte, mit ihrem Potpourri-Günstig-Sortiment von Kleidern über Sportartikel bis hin zu Spielwaren.
Zu den besten Zeiten betrieb ABM rund 60 Warenhäuser in der Schweiz, zwanzig Jahre lang gab es sogar Ableger in Österreich. Doch im Jahr 2000 war Schluss: Das Mutterhaus Globus wandelte die verbliebenen 30 Standorte in Oviesse-Modeläden um, die schon bald wieder verschwanden.
Rang 2 teilen sich zwei bekannte Ketten: der Spielwarenhändler Franz Carl Weber und die Warenhauskette EPA. Beide erhielten 13 Prozent aller Stimmen. Auf den Rängen 4 und 5 folgen zwei Migros-Vehikel: der Elektronikhändler Melectronics und die Bio-Ladenkette Alnatura. Letztere gibt es zwar noch, doch Ende Jahr ist Schluss. Die Migros-Genossenschaft Zürich hat sich als Lizenznehmerin entschieden, die Partnerschaft zu beenden. Ein Nachfolger wurde nicht gefunden.
CH-Media-Leser Willy Zimmermann äussert seine Bedenken über diese Entwicklung in einem Online-Kommentar: «Es ist himmeltraurig, wie die grossen Ketten den kleinen örtlichen und regionalen Detailhandel kaputt machen.» Erst würden sie neue Sparten eröffnen, später aber wieder schliessen, weil sie nicht mehr ins Konzept passen würden, so wie man es aktuell bei der Migros beobachten könne. «In der Stadt St. Gallen gehen wohl bald die letzten kleinen Geschäfte ein, trotz Standortförderung auf Kosten der Steuerzahler.»
Die CH-Media-Leserschaft erinnert sich auch an weitere Untergegangene, die es nicht in die Auflistung und Umfrage geschafft haben. Dazu gehören etwa die Dekorationskette Interio, die Lebensmittelläden von Usego, Primo, Vis-à-Vis, K3000, Pam, Billi Top-Discount, Carrefour, die Elektronikfachgeschäfte Rediffusion, Radio TV Steiner, Steg, Vobis oder Eschenmoser sowie die Do-it-Baumärkte der Migros, die Athleticum-Sportgeschäfte des Manor-Mutterhauses Maus Frères und die Drogeriemarktkette Estorel.
Leser Peter D. schreibt in den Kommentarspalten von «watson» zur Auflistung: «Das Ladensterben ist kein rein schweizerisches Phänomen, sondern Teil eines globalen Strukturwandels im Einzelhandel.» Die Schweiz sei jedoch besonders betroffen – «durch überhöhte Preise, eine starke Marktkonzentration und fehlenden Wettbewerb».
Einige Leser werden derweil nostalgisch: «Stunden im City Disc verbracht, Single für 3 Franken in der Kartonhülle», schreibt Daniel Kinsos. Und wiederum ein anderer schreibt: «In diesen Läden waren alles Angestellte, die man zu den Artikeln vor Ort fragen konnte und die ihren Job gut gemacht haben.» In den heutigen Online-Shops gäbe es nur noch Künstliche-Intelligenz-Chatbots, die nervten und keine Lösung liefern würden. Und dennoch: «Leider wird das Ladensterben weitergehen.» (aargauerzeitung.ch)
Das wird nicht wahrer, wenn man es wiederholt. Der Kunde ist König. Der Kunde entscheidet, wo er einkaufen geht, und wenn halt alle zur Kette gehen, weils ein paar Rappen billiger ist, geht der kleine Laden halt ein.