Schweiz
Konsum - Detailhandel

Diese Detailhandelsketten werden in der Schweiz am meisten vermisst

Detailhandelsnostalgie: eine EPA-Warenhaus-Filiale, die es inzwischen nicht mehr gibt.
Detailhandelsnostalgie: eine EPA-Warenhaus-Filiale, die es inzwischen nicht mehr gibt.Bild: Susann Basler

Diese verschwundenen Detailhandelsketten werden in der Schweiz am meisten vermisst

In den vergangenen Jahren sind im hiesigen Detailhandel viele bekannte Geschäfte verschwunden. Welche davon sich die Kundschaft zurückwünscht, zeigt eine Umfrage.
09.08.2025, 21:50
Benjamin Weinmann / ch media
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Der Ausverkauf der Migros-Fachmärkte. Das Reformhaus-Ende. Das Alnatura-Aus. Diese Fälle reihen sich ein in die zahlreichen Beispiele von Geschäftsketten, die im hiesigen Detailhandel das Zeitliche segneten in den vergangenen 25 Jahren.

Kürzlich lieferte CH Media eine Übersicht zum Laden-Friedhof der Schweiz. Dabei wurde an Unternehmen wie die Warenhäuser ABM und EPA erinnert, genauso wie an Kleiderhändler wie Charles Vögele, Schild oder Esprit. Zudem wurden die Leserinnen und Leser gefragt, welche dieser verschwundenen Marken sie sich am meisten zurückwünschten.

60 Warenhäuser zur Spitzenzeit

Über 500 Personen nahmen an der nicht repräsentativen Online-Umfrage teil – und haben einen klaren Sieger erkürt: ABM – kurz für «Au Bon Marché». Im Volksmund wurde die Abkürzung scherzhaft auch mit «Alles Billiger Mist» übersetzt. 18 Prozent nannten die Warenhauskette, die von 1956 bis zur Jahrtausendwende existierte, mit ihrem Potpourri-Günstig-Sortiment von Kleidern über Sportartikel bis hin zu Spielwaren.

ABM war eine Abkürzung für «Au Bon Marché», doch in der Bevölkerung geisterte auch die humoristische Mundart-Übersetzung «Alles Billige Mischt» umher.
ABM war eine Abkürzung für «Au Bon Marché», doch in der Bevölkerung geisterte auch die humoristische Mundart-Übersetzung «Alles Billige Mischt» umher.Bild: Nana do Carmo

Zu den besten Zeiten betrieb ABM rund 60 Warenhäuser in der Schweiz, zwanzig Jahre lang gab es sogar Ableger in Österreich. Doch im Jahr 2000 war Schluss: Das Mutterhaus Globus wandelte die verbliebenen 30 Standorte in Oviesse-Modeläden um, die schon bald wieder verschwanden.

Rang 2 teilen sich zwei bekannte Ketten: der Spielwarenhändler Franz Carl Weber und die Warenhauskette EPA. Beide erhielten 13 Prozent aller Stimmen. Auf den Rängen 4 und 5 folgen zwei Migros-Vehikel: der Elektronikhändler Melectronics und die Bio-Ladenkette Alnatura. Letztere gibt es zwar noch, doch Ende Jahr ist Schluss. Die Migros-Genossenschaft Zürich hat sich als Lizenznehmerin entschieden, die Partnerschaft zu beenden. Ein Nachfolger wurde nicht gefunden.

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Per Ende 2025 schliessen auch die Schweizer Alnatura Filialen ihre Türen.Bild: keystone

Leserschaft zeigt sich verärgert – und nostalgisch

CH-Media-Leser Willy Zimmermann äussert seine Bedenken über diese Entwicklung in einem Online-Kommentar: «Es ist himmeltraurig, wie die grossen Ketten den kleinen örtlichen und regionalen Detailhandel kaputt machen.» Erst würden sie neue Sparten eröffnen, später aber wieder schliessen, weil sie nicht mehr ins Konzept passen würden, so wie man es aktuell bei der Migros beobachten könne. «In der Stadt St. Gallen gehen wohl bald die letzten kleinen Geschäfte ein, trotz Standortförderung auf Kosten der Steuerzahler.»

Die CH-Media-Leserschaft erinnert sich auch an weitere Untergegangene, die es nicht in die Auflistung und Umfrage geschafft haben. Dazu gehören etwa die Dekorationskette Interio, die Lebensmittelläden von Usego, Primo, Vis-à-Vis, K3000, Pam, Billi Top-Discount, Carrefour, die Elektronikfachgeschäfte Rediffusion, Radio TV Steiner, Steg, Vobis oder Eschenmoser sowie die Do-it-Baumärkte der Migros, die Athleticum-Sportgeschäfte des Manor-Mutterhauses Maus Frères und die Drogeriemarktkette Estorel.

Aussenansicht einer Citydisk Filiale in Zuerich am Montag, 3. November 2008. Der Telekom Anbieter Orange uebernimmt den CD Verkaeufer Citydisc. Durch die Uebernahme der Citydisc Laeden wird das Filial ...
Nostalgie pur für viele Konsumenten: Das CD-Probehören in Filialen von Geschäften wie City Disc.Bild: KEYSTONE

Leser Peter D. schreibt in den Kommentarspalten von «watson» zur Auflistung: «Das Ladensterben ist kein rein schweizerisches Phänomen, sondern Teil eines globalen Strukturwandels im Einzelhandel.» Die Schweiz sei jedoch besonders betroffen – «durch überhöhte Preise, eine starke Marktkonzentration und fehlenden Wettbewerb».

Einige Leser werden derweil nostalgisch: «Stunden im City Disc verbracht, Single für 3 Franken in der Kartonhülle», schreibt Daniel Kinsos. Und wiederum ein anderer schreibt: «In diesen Läden waren alles Angestellte, die man zu den Artikeln vor Ort fragen konnte und die ihren Job gut gemacht haben.» In den heutigen Online-Shops gäbe es nur noch Künstliche-Intelligenz-Chatbots, die nervten und keine Lösung liefern würden. Und dennoch: «Leider wird das Ladensterben weitergehen.» (aargauerzeitung.ch)

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99 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Alnothur
09.08.2025 22:20registriert April 2014
«Es ist himmeltraurig, wie die grossen Ketten den kleinen örtlichen und regionalen Detailhandel kaputt machen.»

Das wird nicht wahrer, wenn man es wiederholt. Der Kunde ist König. Der Kunde entscheidet, wo er einkaufen geht, und wenn halt alle zur Kette gehen, weils ein paar Rappen billiger ist, geht der kleine Laden halt ein.
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nilic
09.08.2025 22:56registriert Oktober 2023
Ich sage voraus, wir werden die Migros auch in diese Liste einreihen können. McKinsey sei dank. Alles abstossen, schliessen, Sortiment straffen. Was bleibt? Da kann ich auch zu LIDL gehen. Günstiger und gleiche Sortiment am Ende. Danke liebes Migros McKinsey Management!
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Peter Miese
09.08.2025 23:00registriert August 2018
Eschenmoser hatte ich geliebt als Kind. Bin oft da rein um mir die RC-Autöli anzugucken, die ich mir niemals hätte leisten können. Interessant dabei finde ich, dass dies bei mir auch 40 Jahre später noch eine sehr spezifische Dufterinnerung auslöst 😄
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