Migros, Coop und Co. dominieren den Schweizer Detailhandel. Der Drogeriemarkt Müller macht sich breit, sein Konkurrent Rossmann will bis zu 150 Filialen in der Schweiz eröffnen. Und der Billiganbieter Action ist auch schon da. Im Gegenzug sind in den vergangenen 25 Jahren viele Ladenketten verschwunden – vor allem Warenhäuser, Kleidergeschäfte, Schönheitsspezialisten und Bio-Anbieter. Ein nostalgischer Blick zurück.
Verhältnismässig kurz war die Geschichte der zur Globus-Gruppe gehörenden Warenhauskette ABM, abgeleitet vom französischen «Au Bon Marché». Der erste Laden wurde 1956 in Bern eröffnet, zu den besten Zeiten betrieb ABM rund 60 Warenhäuser in der Schweiz, zwischen 1976 und 1996 war das Unternehmen gar in Österreich präsent. Doch die Zahlen wurden immer schlechter, 2000 war dann Schluss: Globus wandelte die verbleibenden 30 Warenhäuser in Oviesse-Modeläden um und betrieb diese im Lizenzverfahren. Aber auch dieses Abenteuer währte nicht lange.
Das Supermarktunternehmen nach US-Vorbild wurde 1969 von Hans Rudolf Stahel gegründet – und hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Ab 1971 gehörte Waro zu Usego, ab 1993 zur Denner-Gruppe Rast, die das Unternehmen 2003 wiederum an Coop weiterverkaufte. Nach der Übernahme wurden 22 der 28 Standorte in Coop-Supermärkte umgewandelt. Die restlichen Standorte wurden geschlossen oder zu Fachmärkten wie Interdiscount umgebaut.
Die Schweizer Billig-Warenhauskette EPA, ein Akronym für die Einheitspreis AG, wurde 1929 ursprünglich von den Familienfirmen Maus Frères, die insbesondere für ihre Manor-Kette bekannt ist, und Brann gegründet. 1939 übernahm Oscar Weber das Unternehmen Brann und damit auch die EPA. Die Kette expandierte, in den 1990er-Jahren prägte der mittlerweile verstorbene «Fast e Familie»-Schauspieler Martin Schenkel im Werbespot den Spruch «Lueg zerscht i der EPA». 2001 verkaufte die Oscar Weber Holding die Warenhauskette an die Familie Buhofer, 2002 stieg Coop ein. In der Folge wurden bis 2005 alle 39 EPA-Filialen entweder in Coop-City-Formate umgewandelt oder geschlossen.
Gestartet sind die beiden Discounter Denner und Pick Pay Ende der 1960er-Jahre, in den 1990er-Jahren haben sie kurzfristig ihre Kräfte gebündelt, um die orange Dominanz von Migros und Coop zu brechen. Denner hat sich erfolgreich etabliert, gehört aber mittlerweile zum Migros-Universum, Pick Pay hingegen ging es weniger gut. Der Discounter mit bedeutendem Alkoholsortiment und einem Raben als Maskottchen wurde erst von der Hofer & Curti-Gruppe übernommen, dann um die Usego-Familie erweitert und später in die Bon Appétit Group integriert, die 2003 wiederum vom deutschen Rewe-Konzern geschluckt wurde. Der Erfolg blieb aus, bei der Liquidierung der Schweizer Detailhandelsgruppe übernahm Denner sämtliche 146 Pick-Pay-Filialen und wandelte diese innert eines Jahres in Denner-Läden um.
Die Manor-Besitzer Maus Frères gründeten 1985 die CD- und DVD-Kette City Disc, verkauften diese 2001 an Jelmoli weiter, der sie 2008 wiederum an den französischen Telekomkonzern Orange weiterveräusserte. Damals hatte City Disc noch 24 Filialen. Zuerst reduzierte Orange das Musikangebot und schaffte Platz für Mobiltelefone, bevor der Telekomkonzern im Frühjahr 2012 die Läden ganz dicht machte.
1955 eröffnete Charles Vögele gemeinsam mit seiner Frau Agnes Vögele-Anrig ein erstes Geschäft in Zürich und legte damit den Grundstein für den Aufbau eines internationalen Kleiderkonzerns. Ab den 1960er-Jahren wurde ein grosses Filialnetz in der Schweiz aufgebaut. 1979 expandierte Vögele durch Zukäufe nach Deutschland, 1994 nach Österreich und in den 2000er-Jahren in die Niederlande, Belgien und mehrere osteuropäische Staaten. 2008 stieg die Migros beim mittlerweile börsenkotierten Unternehmen ein und baute ihren Anteil auf 25 Prozent aus – eine Finanzbeteiligung, welche den Detailhändler letztlich einen Verlust von nahezu 100 Millionen Franken beschert haben soll. Denn der Niedergang hatte bereits eingesetzt. Auch Charles Vögeles versuche, mit den spanischen Schauspiel-Schwestern Penélope und Mónica Cruz und dem deutschen Filmstar Til Schweiger als Werbebotschafter eine neue Klientel anzulocken, scheiterten. 2011 sagte Witwe Vögele zur schlechten Entwicklung: «Mir blutet das Herz.» Im Herbst 2016 übernahm dann eine Investorengruppe um den zur Coin-Gruppe gehörenden italienischen Kleiderkonzern OVS Charles Vögele. Die Firma wurde dekotiert, die Läden umfirmiert. Doch das Abenteuer dauerte keine zwei Jahre.
Anfang der Jahrtausendwende wandelte die Globus-Gruppe ihre ABM-Warenhäuser in Oviesse-Läden um. Das italienische Modehaus, so das Versprechen, sollte endlich den langersehnten Erfolg bringen. Doch daraus wurde nichts. 2004 gab Globus auf, C&A übernahm den Grossteil der freigewordenen Flächen. Gegen Ende 2016 wollten es die Italiener nochmals wissen: Diesmal unter dem Kürzel OVS und in den ehemaligen Filialen der insolventen Kleiderkette Charles Vögele. Doch nur zwei Jahre später kündigte OVS in der Schweiz bereits Konkurs an und beantragte Nachlassstundung. Ende Juli 2018 schloss die letzte Schweizer OVS-Filiale ihre Türen.
Das Schweizer Modeunternehmen geht auf 1922 zurück, als Adrian Schild die in der Kleiderherstellung tätige Unternehmen Volkstuch übernahm und dieses zum Herrenausstatter Tuch mit mehreren Filialen ausbaute. 1972 wurde die Firma mit Sitz in Luzern dann in Schild umbenannt und hatte zu ihrer besten Zeit 13 Filialen. 2004 – ein Jahr nach einem Management-Buy-out mithilfe einer Investmentfirma – übernahm Schild zudem die 17 Filialen des kriselnden Modehauses Spengler. Das Geschäft verlief harzig, sodass die Besitzer im Herbst 2013 die Firma an die Globus-Gruppe verkauften, die damals zur Migros gehörte. Der Name Schild blieb bestehen – wenigstens vorerst. Bis spätestens 2019 wurden die Schild-Filialen zu Globus umfirmiert oder geschlossen.
Vögele Shoes, ein Schweizer Schuhhandelsunternehmen, hat seine Geschäftstätigkeit Ende 2022 eingestellt – im Jahr, in dem die Kette eigentlich ihr 100-jähriges Bestehen feiern wollte. Seine Wurzeln hat das Unternehmen in der 1922 von Karl Vögele in Uznach SG eröffneten Schuhmacherei. Die Firma betrieb zuletzt 28 Filialen, 131 Mitarbeitende wurden entlassen. Zuvor hatte Vögele Shoes gleich zwei Besitzerwechsel hinter sich. 2019 verkauften die Schweizer Inhaber die Mehrheit der Firma an die polnische CCC-Gruppe. Doch diese wurde in der Schweiz nicht glücklich. Nach nur zwei Jahren verkauften die Polen die Schuhkette an die deutsche Firma CM Shoes und einen Finanzinvestor. Damals zählte Vögele Shoes noch 116 Filialen und 600 Angestellte. Dazu gehörten auch die Marken Bingo Shoe Discount und Max Shoes. Zwei Corona-Lockdowns und die stetig grösser werdende Onlinekonkurrenz sorgten für das schnelle Ende der Firma.
Nach 94 Jahren war Schluss: Die Reformhauskette musste Anfang 2023 ihre Läden schliessen. Rund 300 Angestellte verloren den Job. «Weil unser Angebot in den letzten Jahren immer weniger nachgefragt wurde, müssen wir uns leider eingestehen, die Existenzberechtigung am Markt ein Stück weit verloren zu haben», sagte Geschäftsführer Mischa Felber. Der Hauptgrund für die Pleite war die Hochpreispolitik. Der Kundschaft waren die Reformhaus-Produkte schlicht zu teuer geworden. Das Geschäft mit Naturkosmetik, Biolebensmitteln und Schüssler-Salzen war stets ein Wagnis. Das zeigt ein Blick zurück in die Geschichte der Reformhäuser in der Schweiz. 1929 eröffnete Rudolf Müller das erste Reformhaus am Rennweg in Zürich. Doch bereits nach dem Zweiten Weltkrieg war es der Zürcher Max Steidle, der die Müller-Läden vor dem Konkurs retten musste. Danach ging es aufwärts, die Blüte erlebte die Bewegung in den 1980er-Jahren. Zuletzt gehörten die Reformhäuser dem Unternehmer Christoph Tschan. Er versuchte noch, das Steuer herumzureissen und die Marke aufzupolieren. Vergeblich.
Die 1965 in Frankreich gegründete Kosmetikgruppe kam 1971 in die Schweiz. Doch das Geschäft mit der «Naturkosmetik» lief zuletzt nicht gut, 2023 entschloss sich der nach seinem Gründer benannte Konzern, sich aus mehreren Ländern zurückzuziehen und machte seine 15 Schweizer Filialen dicht.
Der Niedergang des in Hongkong ansässigen Modeunternehmens zeichnete sich ab: Im Jahr 2010 gab es weltweit noch mehr als 1100 Esprit-Geschäfte, 2023 waren es nur noch 147. Im Frühjahr 2024 entschied sich das serbelnde Modehaus, das in den 1990er-Jahren hierzulande mit eigenen Läden Fuss gefasst hatte, auch all seine 23 Schweizer Filialen zu schliessen. Rund 150 Mitarbeitende verloren ihren Job. Nicht direkt vom Konkurs betroffen waren die 19 von Franchisenehmern geführten Esprit-Filialen in der Schweiz. Doch diese erhielten nach dem Esprit-Konkurs keine neuen Kleider mehr und mussten deswegen auch geschlossen oder in Läden anderer Marken umgewandelt werden.
Im August 2024 war Schluss: Nachdem die deutsche Buchhandelsfirma bereits im Juni Insolvenz beantragte, mussten in der Schweiz zwei Monate später alle 24 Filialen und der Online-Handel geschlossen werden. Weltbild geht auf einen katholischen Verlag zurück namens Winfried-Werk, der 1948 in Augsburg gegründet wurde. Lange wurde in erster Linie eine Zeitschrift publiziert, doch Anfang der 1970er-Jahre begann das Unternehmen, auch Bücher zu verschicken. Ab 1987 heisst die Firma Weltbild. Andere Verlage wurden hinzugekauft, bis die grösste Versandbuchhandlung Deutschlands entstand.
Bis 2014 sind der Verband der Diözesen Deutschlands, das Erzbistum München und Freising sowie das Bistum Augsburg die Haupteigentümer von Weltbild. Das führt auch zu Kritik von religiöser Seite: Papst Benedikt rügt 2011 die «Verbreitung von Material erotischen oder pornografischen Inhalts, gerade auch über das Internet». Grund dafür war unter anderem das Buch «Feuchtgebiete» von Charlotte Roche. Daraufhin stoppt Weltbild im Onlineshop Suchbegriffe wie «Sex» und «Pornografie». Ab 2014 gehörte das Unternehmen mehrheitlich zur Droege Group.
1969 gründete die Migros die Elektronikfachmarktkette Melectronics, die zu ihren besten Zeiten über 100 Filialen zählte. Doch mit zunehmender Online-Konkurrenz und steigendem Preisdruck schmolz das Geschäft dahin. Zuerst dünnte die Migros das Filialnetz aus, dann beschloss sie im Rahmen ihrer neuen Strategie mit Fokus aufs Supermarktgeschäft, Melectronics abzustossen. 20 Filialen konnte sie Media Markt verkaufen, die verbleibenden 17 Läden wurden geschlossen.
Es war die Migros, die Depot in die Schweiz holte: 2009 kaufte sie eine erste Beteiligung am Deko-Unternehmen, das der deutschen Familie Gries gehörte, und stockte diese dann auf. Der erwartete Erfolg blieb aus. 2019 zog die Migros die Reissleine und verkaufte die Einrichtungskette wieder an die Familie Gries zurück. Doch auch diese schaffte es nicht, Depot auf eine Erfolgsspur zu bringen. Anfang 2025 war Schluss, der Schweizer Ableger musste Konkurs anmelden und seine 34 Schweizer Filialen schliessen. Das deutsche Mutterhaus steckte bereits seit Mitte 2024 in einem Insolvenz- und Sanierungsverfahren. Das Aufkommen chinesischer Billigshops wie Temu und Alibaba, die Zierkissen und Dekorationsvasen deutlich billiger verkaufen, dürfte nicht geholfen haben.
Den Grundstein legte der italienische Stoffhändler Giovanni Pietro Guglielmoli Ciolina, der in Zürich einen Laden betrieb und sich nach seiner Einbürgerung Johann Peter Jelmoli nannte. Sein Enkel, Franz Anton Jelmoli, eröffnete nach einer Paris-Reise im Jahr 1899 dann das «Grand Magasin Jelmoli» an der Bahnhofstrasse, ein modernes Warenhaus nach französischem Vorbild. In den Boomjahren nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs Jelmoli zur Warenhauskette an und betrieb zeitweise 50 Filialen in der ganzen Schweiz. Hinzu kamen Reisebüros, Restaurants und ein Textilpflege-Unternehmen. Der Niedergang begann in den 1990er-Jahren.
Die Immobiliengesellschaft SPS, die Jelmoli 2009 übernommen hatte, versetzte dem Warenhaus 2024 – also in dem Jahr, als dieses seinen 125. Geburtstag feierte – den Todesstoss. Denn SPS wollte mehr Mieteinnahmen aus dem ikonischen Bau an der Bahnhofstrasse erwirtschaften. Und so öffnete Jelmoli Ende Februar 2025 zum letzten Mal seine Tore.
Die erste Filiale des zur Migros-Gruppe gehörenden Sportgeschäfts Sport – einst SportXX – wurde 1999 eröffnet. 2024 verpasste sich die Migros eine neue Strategie und entschied, alle Fachmärkte zu verkaufen: Die Dosenbach-Ochsner-Gruppe übernahm 27 der noch verbleibenden 49 Filialen, die anderen wurden spätestens Ende Februar 2025 geschlossen.
Der Erfolg der 1976 von Anita Roddick gegründeten britischen Kosmetikkette basierte auf dem Versprechen, auf Tierversuche zu verzichten. Doch trotz all den ethischen Prinzipien wollten die Body-Shop-Betreiber vor allem wirtschaftlichen Erfolg und verkauften ihr Geschäft 2006 an den weltgrössten Kosmetikhersteller L’Oréal, der die Kette 2017 an die brasilianische Natura-Gruppe weiterreichte, die sie wiederum 2023 mit Verlust an die Beteiligungsgesellschaft Aurelius abstiess. Diese schickte The Body Shop 2024 in die Nachlassstundung. Geschäftlich lief es schon länger nicht mehr gut, der Verzicht auf Tierversuche war kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Die «früher einmalige Positionierung der Marke» sei heute nicht mehr gegeben, hiess es beim Detailhändler Coop, der die Body-Shop-Kette hierzulande seit 2010 als Franchisenehmer betrieb. 1983 wurde in Zürich der erste Laden in der Schweiz eröffnet, per Ende Mai 2025 wurden alle verbleibenden 33 Filialen geschlossen.
Die Biokette ist das jüngste Opfer der strategischen Neuausrichtung der Migros: Weil der Dutti-Konzern nicht mehr mit Alnatura zusammenarbeiten will, muss die deutsche Kette ihre 25 Schweizer Läden per Ende Jahr aufgeben. Das Unternehmen hat keinen neuen Partner gefunden, und das Geschäft allein zu stemmen, liegt für den Schweizer Ableger der Biokette gemäss eigenen Angaben finanziell nicht drin. Alnatura kam 2012 in die Schweiz und konnte lange vom Bio-Boom profitieren. Zuletzt kämpfte die Kette mit der Inflation und den geopolitischen Wirren. Immerhin: Einige Alnatura-Produkte sind weiterhin im Migros-Regal zu finden.
Der deutsche Franz Philipp Karl Friedrich Weber wanderte nach Zürich aus und gründete 1881 ein Verkaufsgeschäft für Spielwaren unter dem Namen Franz Carl Weber. Nach dem Tod des Gründers 1948 übernahm zuerst der Sohn, dann der Enkel das Zepter. 1984 wurde die Spielwarenkette an Denner verkauft. 2006 gab sie der Discounter, der mittlerweile zum Migros-Universum gehörte, weiter an den französischen Spielwarenkonzern Ludeno, der 2018 Insolvenz anmelden musste. Franz-Carl-Weber-Chef Yves Burger erwarb die Kette in einem Management-Buy-out zusammen mit dem Digitec-Gründer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler und der Simba-Dickie-Gruppe. Ein Jahr später stieg Burger aus, 2023 gaben auch Dobler und die Simba-Dickie-Gruppe auf und verkauften das Geschäft mit seinen 23 Filialen an das deutsche Müller-Drogerie-Imperium. Diese werden nach und nach umfirmiert, Beobachter schätzen, dass 2025 das letzte Jahr von Franz Carl Weber sein könnte. (aargauerzeitung.ch)
Wurde leider von den Medien nie gross thematisiert.