Schweiz
Gesellschaft & Politik

Esprit, Alnatura, Pick Pay: Diese Läden sind in der Schweiz verschwunden

Esprit, Alnatura, Pick Pay – welche Läden in der Schweiz verschwunden sind

Die Detailhandelslandschaft ist im Umbruch. Bekannte Ketten sind in den vergangenen Jahren verschwunden. Zeit für einen Rückblick.
02.08.2025, 20:2702.08.2025, 20:27
Florence Vuichard, Pascal Michel, Benjamin Weinmann / ch media
Mehr «Schweiz»

Migros, Coop und Co. dominieren den Schweizer Detailhandel. Der Drogeriemarkt Müller macht sich breit, sein Konkurrent Rossmann will bis zu 150 Filialen in der Schweiz eröffnen. Und der Billiganbieter Action ist auch schon da. Im Gegenzug sind in den vergangenen 25 Jahren viele Ladenketten verschwunden – vor allem Warenhäuser, Kleidergeschäfte, Schönheitsspezialisten und Bio-Anbieter. Ein nostalgischer Blick zurück.

ABM: 1956–2000

Verhältnismässig kurz war die Geschichte der zur Globus-Gruppe gehörenden Warenhauskette ABM, abgeleitet vom französischen «Au Bon Marché». Der erste Laden wurde 1956 in Bern eröffnet, zu den besten Zeiten betrieb ABM rund 60 Warenhäuser in der Schweiz, zwischen 1976 und 1996 war das Unternehmen gar in Österreich präsent. Doch die Zahlen wurden immer schlechter, 2000 war dann Schluss: Globus wandelte die verbleibenden 30 Warenhäuser in Oviesse-Modeläden um und betrieb diese im Lizenzverfahren. Aber auch dieses Abenteuer währte nicht lange.

Die ABM, Tochterunternehmen des Globus Konzernes, am Mittwoch 21. Mai 1997 in Zuerich-Bellevue. (KEYSTONE/Michele Limina)
Ein ABM-Einkaufswagen, der sich mit günstigen Produkten befüllen liess.Bild: KEYSTONE

Waro: 1969–2003

Das Supermarktunternehmen nach US-Vorbild wurde 1969 von Hans Rudolf Stahel gegründet – und hat eine bewegte Geschichte hinter sich: Ab 1971 gehörte Waro zu Usego, ab 1993 zur Denner-Gruppe Rast, die das Unternehmen 2003 wiederum an Coop weiterverkaufte. Nach der Übernahme wurden 22 der 28 Standorte in Coop-Supermärkte umgewandelt. Die restlichen Standorte wurden geschlossen oder zu Fachmärkten wie Interdiscount umgebaut.

Logo und Fassade des Waro Hypermarche' in Wil, aufgenommen im Februar 1999. (KEYSTONE/Walter Bieri)
Die Waro-Filiale in Wil im Februar 1999.Bild: KEYSTONE

EPA: 1929–2005

Die Schweizer Billig-Warenhauskette EPA, ein Akronym für die Einheitspreis AG, wurde 1929 ursprünglich von den Familienfirmen Maus Frères, die insbesondere für ihre Manor-Kette bekannt ist, und Brann gegründet. 1939 übernahm Oscar Weber das Unternehmen Brann und damit auch die EPA. Die Kette expandierte, in den 1990er-Jahren prägte der mittlerweile verstorbene «Fast e Familie»-Schauspieler Martin Schenkel im Werbespot den Spruch «Lueg zerscht i der EPA». 2001 verkaufte die Oscar Weber Holding die Warenhauskette an die Familie Buhofer, 2002 stieg Coop ein. In der Folge wurden bis 2005 alle 39 EPA-Filialen entweder in Coop-City-Formate umgewandelt oder geschlossen.

Ein EPA Signet der Warenhauskette EPA. Das Warenhaus ist von der Oscar Weber Holding , OWH, vollumfaenglich an die Familie Buhofer verkauft worden, wie am 24. Juli 2001 mitgeteilt wurde, 27. Januar 20 ...
Diese drei Buchstaben bedeuteten für viele Kundinnen und Kunden einst: Warenhausprodukte zu günstigen Preisen.Bild: KEYSTONE

Pick Pay: 1968–2006

Gestartet sind die beiden Discounter Denner und Pick Pay Ende der 1960er-Jahre, in den 1990er-Jahren haben sie kurzfristig ihre Kräfte gebündelt, um die orange Dominanz von Migros und Coop zu brechen. Denner hat sich erfolgreich etabliert, gehört aber mittlerweile zum Migros-Universum, Pick Pay hingegen ging es weniger gut. Der Discounter mit bedeutendem Alkoholsortiment und einem Raben als Maskottchen wurde erst von der Hofer & Curti-Gruppe übernommen, dann um die Usego-Familie erweitert und später in die Bon Appétit Group integriert, die 2003 wiederum vom deutschen Rewe-Konzern geschluckt wurde. Der Erfolg blieb aus, bei der Liquidierung der Schweizer Detailhandelsgruppe übernahm Denner sämtliche 146 Pick-Pay-Filialen und wandelte diese innert eines Jahres in Denner-Läden um.

Der Eingang einer Filiale des Markenartikel-Discounters Pick Pay am 19. Dezember 2002 in Zuerich. Pick Pay ist ein Unternehmen der Bon Appetit Group Schweiz. (KEYSTONE/Gaetan Bally) : FILM]
Das Logo des Markenartikel-Discounters Pick Pay.Bild: KEYSTONE

City Disc: 1985–2012

Die Manor-Besitzer Maus Frères gründeten 1985 die CD- und DVD-Kette City Disc, verkauften diese 2001 an Jelmoli weiter, der sie 2008 wiederum an den französischen Telekomkonzern Orange weiterveräusserte. Damals hatte City Disc noch 24 Filialen. Zuerst reduzierte Orange das Musikangebot und schaffte Platz für Mobiltelefone, bevor der Telekomkonzern im Frühjahr 2012 die Läden ganz dicht machte.

CDs und DVDs: Die Citydisc-Filialen wurden vom Telekom-Anbieter Orange übernommen, der heutigen Firma Salt.
CDs und DVDs: Die Citydisc-Filialen wurden vom Telekom-Anbieter Orange übernommen, der heutigen Firma Salt.Bild: keystone

Charles Vögele: 1955–2017

1955 eröffnete Charles Vögele gemeinsam mit seiner Frau Agnes Vögele-Anrig ein erstes Geschäft in Zürich und legte damit den Grundstein für den Aufbau eines internationalen Kleiderkonzerns. Ab den 1960er-Jahren wurde ein grosses Filialnetz in der Schweiz aufgebaut. 1979 expandierte Vögele durch Zukäufe nach Deutschland, 1994 nach Österreich und in den 2000er-Jahren in die Niederlande, Belgien und mehrere osteuropäische Staaten. 2008 stieg die Migros beim mittlerweile börsenkotierten Unternehmen ein und baute ihren Anteil auf 25 Prozent aus – eine Finanzbeteiligung, welche den Detailhändler letztlich einen Verlust von nahezu 100 Millionen Franken beschert haben soll. Denn der Niedergang hatte bereits eingesetzt. Auch Charles Vögeles versuche, mit den spanischen Schauspiel-Schwestern Penélope und Mónica Cruz und dem deutschen Filmstar Til Schweiger als Werbebotschafter eine neue Klientel anzulocken, scheiterten. 2011 sagte Witwe Vögele zur schlechten Entwicklung: «Mir blutet das Herz.» Im Herbst 2016 übernahm dann eine Investorengruppe um den zur Coin-Gruppe gehörenden italienischen Kleiderkonzern OVS Charles Vögele. Die Firma wurde dekotiert, die Läden umfirmiert. Doch das Abenteuer dauerte keine zwei Jahre.

Illustration zum Thema "Modekette Charles Voegele/OVS". Das Logo der Modekette Charles Voegele aufgenommen am Dienstag, 31. Juli 2018, in Tulln. (KEYSTONE/APA/HERBERT PFARRHOFER)
Das einst stolze Modehaus Charles Vögele ist verschwunden.Bild: APA/APA

Oviesse respektive OVS: 2000–2004 und 2016–2018

Anfang der Jahrtausendwende wandelte die Globus-Gruppe ihre ABM-Warenhäuser in Oviesse-Läden um. Das italienische Modehaus, so das Versprechen, sollte endlich den langersehnten Erfolg bringen. Doch daraus wurde nichts. 2004 gab Globus auf, C&A übernahm den Grossteil der freigewordenen Flächen. Gegen Ende 2016 wollten es die Italiener nochmals wissen: Diesmal unter dem Kürzel OVS und in den ehemaligen Filialen der insolventen Kleiderkette Charles Vögele. Doch nur zwei Jahre später kündigte OVS in der Schweiz bereits Konkurs an und beantragte Nachlassstundung. Ende Juli 2018 schloss die letzte Schweizer OVS-Filiale ihre Türen.

ARCHIV – ZUM DROHENDEN KONKURS DER SEMPIONE FASHION, WELCHE DIE SCHWEIZER OVS-KLEIDERGESCHAEFTE BETREIBT, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - A neon sign above the entrance area  ...
Fand in der Schweiz nie seine Kundschaft: der italienische Modehändler Oviesse.Bild: KEYSTONE

Schild: 1922–2019

Das Schweizer Modeunternehmen geht auf 1922 zurück, als Adrian Schild die in der Kleiderherstellung tätige Unternehmen Volkstuch übernahm und dieses zum Herrenausstatter Tuch mit mehreren Filialen ausbaute. 1972 wurde die Firma mit Sitz in Luzern dann in Schild umbenannt und hatte zu ihrer besten Zeit 13 Filialen. 2004 – ein Jahr nach einem Management-Buy-out mithilfe einer Investmentfirma – übernahm Schild zudem die 17 Filialen des kriselnden Modehauses Spengler. Das Geschäft verlief harzig, sodass die Besitzer im Herbst 2013 die Firma an die Globus-Gruppe verkauften, die damals zur Migros gehörte. Der Name Schild blieb bestehen – wenigstens vorerst. Bis spätestens 2019 wurden die Schild-Filialen zu Globus umfirmiert oder geschlossen.

Einst eine Institution im Schweizer Modehandel, heute Vergangenheit: Schild.
Einst eine Institution im Schweizer Modehandel, heute Vergangenheit: Schild.Bild: keystone

Vögele Shoes: 1922–2022

Vögele Shoes, ein Schweizer Schuhhandelsunternehmen, hat seine Geschäftstätigkeit Ende 2022 eingestellt – im Jahr, in dem die Kette eigentlich ihr 100-jähriges Bestehen feiern wollte. Seine Wurzeln hat das Unternehmen in der 1922 von Karl Vögele in Uznach SG eröffneten Schuhmacherei. Die Firma betrieb zuletzt 28 Filialen, 131 Mitarbeitende wurden entlassen. Zuvor hatte Vögele Shoes gleich zwei Besitzerwechsel hinter sich. 2019 verkauften die Schweizer Inhaber die Mehrheit der Firma an die polnische CCC-Gruppe. Doch diese wurde in der Schweiz nicht glücklich. Nach nur zwei Jahren verkauften die Polen die Schuhkette an die deutsche Firma CM Shoes und einen Finanzinvestor. Damals zählte Vögele Shoes noch 116 Filialen und 600 Angestellte. Dazu gehörten auch die Marken Bingo Shoe Discount und Max Shoes. Zwei Corona-Lockdowns und die stetig grösser werdende Onlinekonkurrenz sorgten für das schnelle Ende der Firma.

Das Geschaeft Voegele Shoes in der Neuengass Passage 2, am Mittwoch, 30. November 2022 in Bern. Die Schuhfirma Voegele ist am Ende. Das Schweizer Traditionshaus aus Uznach SG stellt die Geschaeftstaet ...
Günstige Schuhe waren das Geschäft von Vögele Shoes.Bild: keystone

Reformhaus: 1929–2023

Nach 94 Jahren war Schluss: Die Reformhauskette musste Anfang 2023 ihre Läden schliessen. Rund 300 Angestellte verloren den Job. «Weil unser Angebot in den letzten Jahren immer weniger nachgefragt wurde, müssen wir uns leider eingestehen, die Existenzberechtigung am Markt ein Stück weit verloren zu haben», sagte Geschäftsführer Mischa Felber. Der Hauptgrund für die Pleite war die Hochpreispolitik. Der Kundschaft waren die Reformhaus-Produkte schlicht zu teuer geworden. Das Geschäft mit Naturkosmetik, Biolebensmitteln und Schüssler-Salzen war stets ein Wagnis. Das zeigt ein Blick zurück in die Geschichte der Reformhäuser in der Schweiz. 1929 eröffnete Rudolf Müller das erste Reformhaus am Rennweg in Zürich. Doch bereits nach dem Zweiten Weltkrieg war es der Zürcher Max Steidle, der die Müller-Läden vor dem Konkurs retten musste. Danach ging es aufwärts, die Blüte erlebte die Bewegung in den 1980er-Jahren. Zuletzt gehörten die Reformhäuser dem Unternehmer Christoph Tschan. Er versuchte noch, das Steuer herumzureissen und die Marke aufzupolieren. Vergeblich.

Leerstände und neue Läden in der Freien Strasse: Ehemaliges Reformhaus, zuvor Joe & The Juice
Leerstände und neue Läden in der Freien Strasse: Ehemaliges Reformhaus, zuvor Joe & The JuiceBild: Aimee Baumgartner

Yves Rocher: 1971–2023

Die 1965 in Frankreich gegründete Kosmetikgruppe kam 1971 in die Schweiz. Doch das Geschäft mit der «Naturkosmetik» lief zuletzt nicht gut, 2023 entschloss sich der nach seinem Gründer benannte Konzern, sich aus mehreren Ländern zurückzuziehen und machte seine 15 Schweizer Filialen dicht.

Mit Naturkosmetik ist Yves Rocher gross geworden, doch die wachsende Konkurrenz zwang den französischen Konzern zum Rückzug.
Mit Naturkosmetik ist Yves Rocher gross geworden, doch die wachsende Konkurrenz zwang den französischen Konzern zum Rückzug.Bild: Francois Mori / AP

Esprit: 1990–2024

Der Niedergang des in Hongkong ansässigen Modeunternehmens zeichnete sich ab: Im Jahr 2010 gab es weltweit noch mehr als 1100 Esprit-Geschäfte, 2023 waren es nur noch 147. Im Frühjahr 2024 entschied sich das serbelnde Modehaus, das in den 1990er-Jahren hierzulande mit eigenen Läden Fuss gefasst hatte, auch all seine 23 Schweizer Filialen zu schliessen. Rund 150 Mitarbeitende verloren ihren Job. Nicht direkt vom Konkurs betroffen waren die 19 von Franchisenehmern geführten Esprit-Filialen in der Schweiz. Doch diese erhielten nach dem Esprit-Konkurs keine neuen Kleider mehr und mussten deswegen auch geschlossen oder in Läden anderer Marken umgewandelt werden.

Eine geschlossene Filiale des Modekonzerns Esprit in Zuerich an der Bahnhofstrasse, aufgenommen am Dienstag, 26. Maerz 2024. Der Schweizer Ableger der Modekette Esprit ist konkurs. Eine Reihe von Espr ...
Aus den Schweizer Einkaufsstrassen verschwunden: Esprit-Shops.Bild: keystone

Weltbild: 1986–2024

Im August 2024 war Schluss: Nachdem die deutsche Buchhandelsfirma bereits im Juni Insolvenz beantragte, mussten in der Schweiz zwei Monate später alle 24 Filialen und der Online-Handel geschlossen werden. Weltbild geht auf einen katholischen Verlag zurück namens Winfried-Werk, der 1948 in Augsburg gegründet wurde. Lange wurde in erster Linie eine Zeitschrift publiziert, doch Anfang der 1970er-Jahre begann das Unternehmen, auch Bücher zu verschicken. Ab 1987 heisst die Firma Weltbild. Andere Verlage wurden hinzugekauft, bis die grösste Versandbuchhandlung Deutschlands entstand.

Bis 2014 sind der Verband der Diözesen Deutschlands, das Erzbistum München und Freising sowie das Bistum Augsburg die Haupteigentümer von Weltbild. Das führt auch zu Kritik von religiöser Seite: Papst Benedikt rügt 2011 die «Verbreitung von Material erotischen oder pornografischen Inhalts, gerade auch über das Internet». Grund dafür war unter anderem das Buch «Feuchtgebiete» von Charlotte Roche. Daraufhin stoppt Weltbild im Onlineshop Suchbegriffe wie «Sex» und «Pornografie». Ab 2014 gehörte das Unternehmen mehrheitlich zur Droege Group.

ARCHIV -- Eine Kundin am Donnerstag (28.06.12) in einer Weltbild-Filiale in Augsburg mit einer Einkaufstasche der Buchhandlung Weltbild. Weltbild meldet in der Schweiz am Mittwoch, 21. August 2024 Kon ...
Weltbild führte ein Sammelsurium-Sortiment von Büchern über Massagegeräte bis hin zu DVDs und Papeterie-Produkten.Bild: keystone

Melectronics: 1969–2024

1969 gründete die Migros die Elektronikfachmarktkette Melectronics, die zu ihren besten Zeiten über 100 Filialen zählte. Doch mit zunehmender Online-Konkurrenz und steigendem Preisdruck schmolz das Geschäft dahin. Zuerst dünnte die Migros das Filialnetz aus, dann beschloss sie im Rahmen ihrer neuen Strategie mit Fokus aufs Supermarktgeschäft, Melectronics abzustossen. 20 Filialen konnte sie Media Markt verkaufen, die verbleibenden 17 Läden wurden geschlossen.

Melectronics war der Elektronikverkäufer der Migros.
Melectronics war der Elektronikverkäufer der Migros.Bild: Michael Buholzer / Keystone

Depot: 2009–2025

Es war die Migros, die Depot in die Schweiz holte: 2009 kaufte sie eine erste Beteiligung am Deko-Unternehmen, das der deutschen Familie Gries gehörte, und stockte diese dann auf. Der erwartete Erfolg blieb aus. 2019 zog die Migros die Reissleine und verkaufte die Einrichtungskette wieder an die Familie Gries zurück. Doch auch diese schaffte es nicht, Depot auf eine Erfolgsspur zu bringen. Anfang 2025 war Schluss, der Schweizer Ableger musste Konkurs anmelden und seine 34 Schweizer Filialen schliessen. Das deutsche Mutterhaus steckte bereits seit Mitte 2024 in einem Insolvenz- und Sanierungsverfahren. Das Aufkommen chinesischer Billigshops wie Temu und Alibaba, die Zierkissen und Dekorationsvasen deutlich billiger verkaufen, dürfte nicht geholfen haben.

Sicht auf eine Depot Filiale, am Freitag, 31. Januar 2025, in Bern. Die Einrichtungskette hat Konkurs angemeldet. In der Schweiz sind 34 Filialen betroffen, die heute Abend ihre Tueren schliessen. Es  ...
Das Depot-Ende führte zu rund 300 Entlassungen.Bild: keystone

Jelmoli: 1899–2025

Den Grundstein legte der italienische Stoffhändler Giovanni Pietro Guglielmoli Ciolina, der in Zürich einen Laden betrieb und sich nach seiner Einbürgerung Johann Peter Jelmoli nannte. Sein Enkel, Franz Anton Jelmoli, eröffnete nach einer Paris-Reise im Jahr 1899 dann das «Grand Magasin Jelmoli» an der Bahnhofstrasse, ein modernes Warenhaus nach französischem Vorbild. In den Boomjahren nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs Jelmoli zur Warenhauskette an und betrieb zeitweise 50 Filialen in der ganzen Schweiz. Hinzu kamen Reisebüros, Restaurants und ein Textilpflege-Unternehmen. Der Niedergang begann in den 1990er-Jahren.

ARCHIV
Für viele Zürcherinnen und Zürcher bis heute ungewohnt: Ein Besuch an der Bahnhofstrasse ohne Jelmoli-Logo in Sichtweite.Bild: keystone

Die Immobiliengesellschaft SPS, die Jelmoli 2009 übernommen hatte, versetzte dem Warenhaus 2024 – also in dem Jahr, als dieses seinen 125. Geburtstag feierte – den Todesstoss. Denn SPS wollte mehr Mieteinnahmen aus dem ikonischen Bau an der Bahnhofstrasse erwirtschaften. Und so öffnete Jelmoli Ende Februar 2025 zum letzten Mal seine Tore.

Sport X: 1999–2025

Die Migros sah im Sportartikelverkauf keine Zukunft mehr.
Die Migros sah im Sportartikelverkauf keine Zukunft mehr.Bild: Georgios Kefalas / Keystone

Die erste Filiale des zur Migros-Gruppe gehörenden Sportgeschäfts Sport – einst SportXX – wurde 1999 eröffnet. 2024 verpasste sich die Migros eine neue Strategie und entschied, alle Fachmärkte zu verkaufen: Die Dosenbach-Ochsner-Gruppe übernahm 27 der noch verbleibenden 49 Filialen, die anderen wurden spätestens Ende Februar 2025 geschlossen.

The Body Shop: 1983–2025

Die brasilianischen Besitzer von Body-Shop kaufen den in Grossbritannien ansässigen Rivalen Avon. (Archivbild)
The Body Flop: Die britische Kette ist in der Schweiz verschwunden.Bild: KEYSTONE

Der Erfolg der 1976 von Anita Roddick gegründeten britischen Kosmetikkette basierte auf dem Versprechen, auf Tierversuche zu verzichten. Doch trotz all den ethischen Prinzipien wollten die Body-Shop-Betreiber vor allem wirtschaftlichen Erfolg und verkauften ihr Geschäft 2006 an den weltgrössten Kosmetikhersteller L’Oréal, der die Kette 2017 an die brasilianische Natura-Gruppe weiterreichte, die sie wiederum 2023 mit Verlust an die Beteiligungsgesellschaft Aurelius abstiess. Diese schickte The Body Shop 2024 in die Nachlassstundung. Geschäftlich lief es schon länger nicht mehr gut, der Verzicht auf Tierversuche war kein Alleinstellungsmerkmal mehr. Die «früher einmalige Positionierung der Marke» sei heute nicht mehr gegeben, hiess es beim Detailhändler Coop, der die Body-Shop-Kette hierzulande seit 2010 als Franchisenehmer betrieb. 1983 wurde in Zürich der erste Laden in der Schweiz eröffnet, per Ende Mai 2025 wurden alle verbleibenden 33 Filialen geschlossen.

Alnatura: 2012–2025

Das Logo einer Alnatura Filiale, aufgenommen am Dienstag, 25. Februar 2025 in Zuerich. Die Migros setzt ihre Konzentration aufs Kerngeschaeft fort. Der Detailhaendler verkauft ihre Moebelhaendlerin Mi ...
Ende Jahr ist Schluss für die 25 Alnatura-Filialen in der Schweiz.Bild: keystone

Die Biokette ist das jüngste Opfer der strategischen Neuausrichtung der Migros: Weil der Dutti-Konzern nicht mehr mit Alnatura zusammenarbeiten will, muss die deutsche Kette ihre 25 Schweizer Läden per Ende Jahr aufgeben. Das Unternehmen hat keinen neuen Partner gefunden, und das Geschäft allein zu stemmen, liegt für den Schweizer Ableger der Biokette gemäss eigenen Angaben finanziell nicht drin. Alnatura kam 2012 in die Schweiz und konnte lange vom Bio-Boom profitieren. Zuletzt kämpfte die Kette mit der Inflation und den geopolitischen Wirren. Immerhin: Einige Alnatura-Produkte sind weiterhin im Migros-Regal zu finden.

Franz Carl Weber: 1881–2025 (?)

Ein Mann geht am Hauptgeschaeft des Spielwarenhaendlers Franz Carl Weber (FCW) am Zuercher Bahnhofplatz vorbei, am Dienstag, 2. April 2024 in Zuerich. Auf plakaten in den Schaufenster des Franz Carl W ...
Kindliche Nostalgie: Franz Carl Weber erfüllte Geburtstags- und Weihnachtswünsche.Bild: keystone

Der deutsche Franz Philipp Karl Friedrich Weber wanderte nach Zürich aus und gründete 1881 ein Verkaufsgeschäft für Spielwaren unter dem Namen Franz Carl Weber. Nach dem Tod des Gründers 1948 übernahm zuerst der Sohn, dann der Enkel das Zepter. 1984 wurde die Spielwarenkette an Denner verkauft. 2006 gab sie der Discounter, der mittlerweile zum Migros-Universum gehörte, weiter an den französischen Spielwarenkonzern Ludeno, der 2018 Insolvenz anmelden musste. Franz-Carl-Weber-Chef Yves Burger erwarb die Kette in einem Management-Buy-out zusammen mit dem Digitec-Gründer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler und der Simba-Dickie-Gruppe. Ein Jahr später stieg Burger aus, 2023 gaben auch Dobler und die Simba-Dickie-Gruppe auf und verkauften das Geschäft mit seinen 23 Filialen an das deutsche Müller-Drogerie-Imperium. Diese werden nach und nach umfirmiert, Beobachter schätzen, dass 2025 das letzte Jahr von Franz Carl Weber sein könnte. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So schön ist Sunderland, oder eben auch nicht
1 / 10
So schön ist Sunderland, oder eben auch nicht

So sieht das Stadtzentrum von Sunderland aus.

quelle: www.imago-images.de / imago images
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Löwen-Tourismus in Südafrika – Tierleid unter dem Deckmantel des Artenschutzes
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
58 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
justmee
02.08.2025 20:37registriert März 2019
Zu ABM sei nur so viel gesagt, die Migros hat die Globus Gruppe (Globus, Interieur, ABM und Office World) im Jahre 1997 gekauft. Und als erstes mit Boston Consulting die ganze Gruppe durchleuchtet. Danach kam ein Fehlentscheid nach dem anderen, welcher dazu führte, dass die ABM den Umsatz verlor …
Wurde leider von den Medien nie gross thematisiert.
736
Melden
Zum Kommentar
avatar
Tschoumen
02.08.2025 20:43registriert April 2014
Spengler fehlt in dieser Aufzählung. Aber spannend, was da alles zusammenkommt... oder kam...
563
Melden
Zum Kommentar
avatar
Peter D
02.08.2025 21:36registriert Januar 2023
Das Ladensterben ist kein rein schweizerisches Phänomen, sondern Teil eines globalen Strukturwandels im Einzelhandel. Die Schweiz ist jedoch besonders betroffen – durch überhöhte Preise, eine starke Marktkonzentration und fehlenden Wettbewerb.
577
Melden
Zum Kommentar
58
Hier kommen 7 Tipps, die alle kennen sollten, die im (Hoch-)Sommer wandern gehen
Nein, der Sommer verwöhnte uns zuletzt nicht wirklich. Aber die heissen Tage werden wieder kommen. In diesem Jahr – oder dann spätestens im nächsten Jahr. Wenn du dann wandern gehst, solltest du das hier wissen.
Wandern ist auch mit Gefahren verbunden. Und meist trifft es nicht diejenigen, welche erfahren sind und sich auf hochalpine Touren wagen, sondern Wanderinnen und Wanderer auf eigentlich einfachen Abschnitten.
Zur Story