Ab Montag um Mitternacht müssen alle Läden in der Schweiz, die nicht zur Grundversorgung gehören, schliessen. Offen bleiben beispielsweise nur Apotheken und Lebensmittelläden. Während Büroangestellte also ins Home-Office flüchten können, müssen Apothekerinnen, Kassierer und jene, die die Regale auffüllen, weiterhin zur Arbeit gehen. Die Versorgung der Bevölkerung muss schliesslich sichergestellt sein. Dadurch ist der momentan problematische Kontakt zu Menschen für sie allerdings unausweichlich - etwa an der Kasse ist ein Sicherheitsabstand von zwei Metern zwischen Kunde und Kassierer nur schwer möglich.
Um ihre Angestellten zu schützen, haben Migros, Coop und Co. deshalb verschiedene Massnahmen ergriffen. Die Detailhändler versuchen insbesondere, die Regel des «Social Distancing» in den Filialen dennoch so gut wie möglich durchzusetzen. Bei Coop heisst es auf Anfrage, dass Kunden mit Plakaten und per Durchsage auf die Regel aufmerksam gemacht werden. Am Boden vor den Kassen seien ausserdem auffällige Abstandslinien angebracht.
Auch die Migros appelliert an ihre Kundschaft, Abstand zu halten. «Social Distancing geht uns alle an», betont ein Sprecher auf Anfrage. Um Ansteckungen zu vermeiden, hat die Detailhändlerin nach eigenen Angaben zudem alle 100'000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Migros-Gruppe mit Desinfektionsmitteln ausgerüstet. «Weil Desinfektionsmittel zurzeit kaum mehr erhältlich sind, haben wir mit der Produktion von solchen in unserer Eigenindustrie begonnen», sagt der Sprecher. In diesen Tagen stelle die Migros auch für Kundinnen und Kunden Möglichkeiten zur Desinfektion bereit.
Coop sowie die Discounter Aldi und Lidl verweisen ausserdem auf die Möglichkeit der Kartenzahlung, die eine Berührung mit dem unhygienischen Bargeld vermeidet. «Unseren Kunden empfehlen wir, Kartenzahlung zu nutzen», heisst es bei Lidl.
Coop betont, dass Kundinnen und Kunden aber die «Wahlfreiheit» haben sollen: «Kunden, welche mit Bargeld zahlen möchten, können dies auch weiterhin tun.» Als weitere Massnahmen werden in den Filialen Gegenstände wie Einkaufskörbe und Einkaufswagen häufiger gereinigt und desinfiziert. Bei Bedarf könnten Angestellte ausserdem auf Mundschutz und Handschuhe zurückgreifen.
Die Gewerkschaften Syna und Unia nehmen die Bemühungen der Detailhändler erfreut zur Kenntnis. «Wir erwarten zudem von den Arbeitgebern, dass sie wenn irgendwie möglich die Kundenkontakte der Angestellten reduzieren, dichtgedrängte Menschenansammlungen in Geschäften vermeiden und dass Angestellte mit – auch leichten – Krankheitssymptomen unbedingt zu Hause bleiben können und müssen», schreibt auf Anfrage die Syna.
Die Unia appelliert ausserdem an die gegenseitige Rücksichtnahme: «Speziell im Detailhandel geht es um einen Grundsatz der Solidarität. Die Angestellten und die Kundinnen und Kunden schützen sich gegenseitig.» Last but not least weist der Kaufmännische Verband Schweiz darauf hin, dass sämtliche zusätzlichen Massnahmen wie Händewaschen oder das Desinfizieren der Kasse oder des Computers zur regulären Arbeitszeit gehören müssen.
Eine Entwicklung ist für die Eindämmung des Corona-Virus und den Schutz der Mitarbeitern jedoch alles andere als förderlich: Seit der Ansprache des Bundesrats vom letzten Freitag haben Schweizerinnen und Schweizer vermehrt die Supermärkte gestürmt und sich aus Sorge zu Hamstereinkäufen verleiten lassen - mit der Folge, dass die zum Teil ohnehin engen Gänge in den Supermärkten rappelvoll waren.
Die angefragten Detailhändler bestätigen, dass die Kundendichte in den Filialen sowie die Nachfrage nach Lebensmitteln über das Wochenende schweizweit nochmals stark gestiegen ist. Für Hamsterkäufe gebe es allerdings absolut keinen Grund, betonen sie. Die Lager seien gut gefüllt und für Nachschub sei gesorgt. Ein Engpass drohe nicht.
Das Problem der Hamsterkäufe und des hohen Kundenandrangs ist auch im Ausland ein Problem. Um die Kundendichte zu verringern, wurden mancherorts deshalb bereits die Ladenöffnungszeiten ausgeweitet. Beispielsweise haben die Läden in Bayern werktags zwei Stunden länger geöffnet (bis 22 Uhr). Zusätzlich seien die Läden auch sonntags geöffnet (12 bis 18 Uhr). In der Schweiz scheint dies aber noch kein Thema zu sein. «Das ist derzeit nicht vorgesehen», schreibt etwa Coop.
Und bei Lidl heisst es auf Anfrage lediglich, dass man «derzeit verschiedene Massnahmen für diverse mögliche Szenarien vorsieht». Wegen des hohen Kundenandrangs sind die Angestellten der Detailhändler derzeit jedenfalls stark gefordert. Um die Filialen zu beliefern und Regale zu füllen, arbeiten sie momentan rund um die Uhr, wie ein Migros-Sprecher sagte. Sie machen Extrafahrten und schieben Sonderschichten.
Mir tun die armen VerkäuferInnen echt leid, an den Feiertagen ist der Wahnsinn der Leute wenigstens auf ein paar wenige Tage verteilt, jetzt ist es einfach nonstop.