Schweiz
Kultur

Kim de l'Horizon gewinnt mit «Blutbuch» 15. Schweizer Buchpreis

Nach Sieg in Deutschland: Kim de l'Horizon gewinnt auch den Schweizer Buchpreis

«Blutbuch» heisst der Roman, für den Kim de l'Horizon den Schweizer Buchpreis 2022 erhält, wie die Trägerschaft mitteilte. Der Preis wurde am Sonntag im Rahmen des Literaturfestivals Buch Basel verliehen.
20.11.2022, 12:0020.11.2022, 14:52
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Die non-binäre Autorenperson Kim de l'Horizon hat damit nicht nur den Schweizer, sondern zuvor bereits den Deutschen Buchpreis gewonnen. Das Debüt «Blutbuch» ist zudem die Nummer Eins auf der Schweizer Bestsellerliste.

Kim de l'Horizon gewinnt mit Blutbuch den Schweizer Buchpreis 2022 und spricht an der Presiverleihung in Basel, am Sonntag, 20. November 2022. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Kim de l'Horizon bei der Verleihung des Schweizer Buchpreises 2022 in Basel.Bild: keystone

Kim de l'Horizon habe eine non-binäre Erzählfigur geschaffen, die sich in die eigene Kindheit begibt und ihrer Familiengeschichte nachgeht, schreibt die Trägerschaft. Demnach verwandelt Kim de l'Horizon «Erfahrung in Literatur – eigene Erfahrung und die Erfahrung von Mutter, Grossmutter und der Frauen davor.» Kim de l'Horizon probiere dafür verschiedene Sprachen, Stimmen und Register aus – ohne eine Antwort zu geben.

«Mehr über die Liebe reden»

An der Preisverleihung bedankte sich Kim de l'Horizon mit einer Art gesungenem Gebet, in dem nur von der Liebe die Rede sein sollte. Dies, nachdem Kim de l'Horizon nach der Verleihung des Deutschen Buchpreises fast nur zu Hass befragt worden sei. «Ich möchte weniger über den Hass und mehr über die Liebe reden», sagte Kim de 'Horizon gegenüber Keystone-SDA und räumte ein, dass auf gesellschaftlicher Ebene für die Anliegen der LGBTQ+-Gemeinschaft noch viel zu tun sei. Dabei wünschte sich Kim de l'Horizon, dass queere und feministische Gruppierungen zusammenarbeiten, um mit den gemeinsamen Anliegen die Gesellschaft insgesamt zu verbessern.

Zum eigentlichen Schreibprozess sagte Kim de l'Horizon, es sei ein langer und schwieriger gewesen. Doch es lohne sich, «sich den eigenen dunklen Flecken zu stellen. Erst dann kann man sie hinter sich lassen».

Die Preisverleihung fand im Theater Basel statt. Dotiert ist der Schweizer Buchpreis mit 30'000 Franken für Kim de l'Horizon. Die vier weiteren Nominierten Simon Fröhling («Dürrst»), Lioba Happel («Pommfritz aus der Hölle»), Thomas Hürlimann («Der Rote Diamant») und Thomas Röthlisberger («Steine zählen») erhalten jeweils 3000 Franken.

«Bücher brauchen Öffentlichkeit»

Träger des Schweizer Buchpreises sind der Verein Literatur Basel und der Schweizer Buchhandels- und Verlags-Verband (SBVV). Eva Herzog, Präsidentin von Literatur Basel, SP-Ständerätin und Bundesratskandidatin, beklagte, dass die Kulturberichterstattung in den Medien immer mehr geschrumpft sei. «Bücher brauchen Öffentlichkeit», sagte sie. Dafür sei der Buchpreis nicht zuletzt auch da.

Der Schweizer Buchpreis wurde 2008 denn auch als Marketinginstrument ins Leben gerufen. Die Preisträgerin oder der Preisträger platziert sich meist - neu oder erneut - oben auf den Bestsellerlisten. Auch die Nominierten erleben in der Regel Verkaufsschübe. Da der Schweizer Buchpreis ausschliesslich deutschsprachige Schweizer Literatur berücksichtigt, unterstützt der Bund die Auszeichnung nicht. Für den 15. Schweizer Buchpreis wurden insgesamt 88 Titel von 58 Verlagen eingereicht. (sda)

Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger

  • 2022: Kim de l'Horizon, «Blutbuch»
  • 2021: Martina Clavadetscher, «Die Erfindung des Ungehorsams»
  • 2020: Anna Stern, «das alles hier, jetzt.»
  • 2019: Sibylle Berg, «GRM. Brainfuck»
  • 2018: Peter Stamm, «Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt»
  • 2017: Jonas Lüscher, «Kraft»
  • 2016: Christian Kracht, «Die Toten»
  • 2015: Monique Schwitter, «Eins im Andern»
  • 2014: Lukas Bärfuss, «Koala»
  • 2013: Jens Steiner, «Carambole»
  • 2012: Peter von Matt, «Das Kalb von der Gotthardpost»
  • 2011: Catalin Dorian Florescu, «Jacob beschliesst zu lieben»
  • 2010: Melinda Nadj Abonji, «Tauben fliegen auf»
  • 2009: Ilma Rakusa, «Mehr Meer. Erinnerungspassagen»
  • 2008: Rolf Lappert, «Nach Hause schwimmen»

(sda)

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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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stoneTruth
20.11.2022 12:13registriert März 2022
Ich hoffe er gewinnt den Preis, weil sein Buch top ist, und nicht weil er ein Paradiesvogel ist.
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Gulasch
20.11.2022 12:45registriert März 2014
bestellt, wird gelesen und dann bilde ich mir meine Meinung !
befürchte, dass Kim de l'Horizon eine "Modeerscheinung" bleibt !
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Soporpa
20.11.2022 12:14registriert Mai 2021
Gratulation an Kim de l'Horizon! Ich bin zwar etwas ambivalent, denn diese Entscheidung war ja sowas von absehbar! Die Jury war doch aufgrund der Vorgeschichte von Kim (Deutscher Buchpreis) komplett voreingenommen. Schade verkam die Teilnahme der anderen Nominierten somit zu einer Farce.
Ich werde sicher alle Werke lesen und mir mein eigenes Urteil bilden. So wie ich das jedes Jahr tue, wenn es um den Schweizer Buchpreis geht.
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