Der Präsident des Jüdischen Weltkongress (WJC), Ronald Lauder, ruft Schweizer und deutsche Museen zur Überprüfung ihrer Sammlungen auf Raubkunst aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges auf. Er spricht von einer grossen Verantwortung für das Kunstmuseum Bern.
Lauder begrüsste am Montag den Entscheid des Kunstmuseums Bern, die Hinterlassenschaft des im Mai verstorbenen Cornelius Gurlitt nur unter der Bedingung zu akzeptieren, dass NS-Raubkunstwerke ausgeschlossen werden und die Sammlung eingehender Prüfung unterzogen wird.
Er forderte eine sofortige Veröffentlichung der Liste aller Kunstwerke, die Gurlitt hinterlassen habe. «Wir brauchen volle Transparenz in der Überprüfung ihrer Herkunft. Nichts sollte nach Bern geschickt werden, bevor es nicht richtig geprüft ist», sagte der WJC-Präsident.
Die «toxischen Teile» dieser Sammlung seien von einem «führenden Kunsthändler von Nazis» zusammengestellt worden, zu Lasten von Juden und von deutschen Museen. Sie müssten an ihre rechtmässigen Besitzer zurückgehen oder deren Erben entschädigt werden.
Durch die Annahme der Gurlitt-Hinterlassenschaft habe das Kunstmuseum eine grosse Verantwortung übernommen, sagte Lauder. Während der Nazi-Zeit sei die Schweiz ein wichtiger Handelsplatz für Raubkunst gewesen.
Bis jetzt hätten viele Schweizer Museen gezögert, sich mit diesem dunklen Teil ihrer Geschichte zu befassen. «Bern kann nun beweisen, dass seine Handlungen über jeden Zweifel erhaben sind», mahnte der WJC-Präsident.
Er forderte auch andere Museen auf, eine gründliche Überprüfung ihres Bestandes in Bezug auf Raubkunst durchzuführen. Die 1998 gefassten «Washingtoner Prinzipien» zur Rückgabe von Raubkunst aus dem Zweiten Weltkrieg müssten rigoros angewendet werden.
Der Jüdische Weltkongress (WJC) vertritt nach eigenen Angaben die jüdische Gemeinde in 100 Ländern gegenüber Regierungen, Parlamenten und internationalen Organisationen. (feb/sda)