Braune Wiesen, rissige Böden und Pflanzen, die kaum wachsen: Fällt in den Sommermonaten zu wenig Regen, leidet darunter auch die Landwirtschaft. Doch nicht nur die Trockenheit macht den Bauern zu schaffen. Der Klimawandel und damit die steigenden Temperaturen und Extremereignisse stellen die Landwirtschaft vor ganz grundsätzliche Herausforderungen.
Gegen viele Risiken können sich Landwirtinnen und Landwirte versichern. Besonders verbreitet ist etwa die Hagelversicherung. Geht es nach dem Parlament, sollen Bauern ihre Ernten künftig vermehrt auch gegen Trockenheit und Frost versichern. National- und Ständerat haben im Rahmen der Agrarpolitik 22+ beschlossen, dass der Bund bis zu 30 Prozent der Prämien übernimmt, wenn Bauern eine Ernteversicherung abschliessen.
Nun hat der Bundesrat die Details geklärt und die entsprechende Verordnung in die Vernehmlassung geschickt. Vorgesehen ist, dass der Bund ab 2025 Prämienverbilligungen auszahlen kann – allerdings nur für die Versicherungen gegen Trockenheit und Frost. Wie das Bundesamt für Landwirtschaft im erläuternden Bericht schreibt, sollen dadurch die Risiken von wetterbedingten Ernteschwankungen besser gedeckt werden. Zudem verbessere die Massnahme die «Marktdurchdringung» der Ernteversicherungen.
Die Prämienverbilligungen sollen befristet während acht Jahren ausgezahlt werden. Es handle sich dabei um eine Anschubfinanzierung. Der Bund rechnet mit jährlichen Kosten von fünf Millionen Franken.
Der Schweizerische Bauernverband (SBV) hat die Einführung von Prämienverbilligungen von Anfang an unterstützt. Zu den Details der Verordnung werde sich der Verband im Rahmen der Vernehmlassung äussern, teilt er auf Anfrage mit.
Kritische Stimmen melden sich schon jetzt zu Wort: Kilian Baumann kann den «staatlich mitfinanzierten Ernteversicherungen» wenig abgewinnen. Der Nationalrat (Grüne/BE) und Biobauer kritisiert, dass die Prämienverbilligungen die Versorgungssicherheit schwächen würden: «Wenn wir mittels staatlicher Unterstützung Risiken absichern, die sich aufgrund der Klimakrise noch verstärken werden, fehlt der Landwirtschaft ein Anreiz, ihre Produktion stärker an die klimatischen Veränderungen anzupassen.» Dabei bringe eine Versicherung keine Ernte zurück. Stattdessen hemme sie die Bauern, zukunftsgewandt zu produzieren und die Versorgung beispielsweise mit trockenheitsresistenten Sorten zu stärken.
Dieses Argument lässt der Bauernverband nicht gelten: «Die Prämienverbilligung wird so ausgelegt, dass es sich langfristig nicht lohnen soll, unangepasste Kulturen und Produktionsmethoden anzuwenden.» Allerdings sei gerade bei Dauerkulturen wie Obst die Neupflanzung von toleranteren Sorten mit «sehr viel Aufwand und sehr hohen Investitionen verbunden». Für solche Betriebe sei eine Versicherung «sehr sinnvoll».
Die mit Abstand grösste Anbieterin von Agrarversicherungen in der Schweiz ist die Genossenschaft Schweizer Hagel. Direktor Adrian Aebi zeigte sich im Vorfeld der Parlamentsdebatte skeptisch gegenüber der Einführung von Prämienverbilligungen für Ernteversicherungen. Auch heute noch ist er überzeugt, dass sich «die klimabedingten Probleme nicht allein mit Versicherungen lösen lassen».
Er sieht aber auch die Not der Landwirte: «Die durch den Klimawandel verursachten Schäden steigen überproportional.» Gerade die Trockenheit habe grosse Ernteverluste zur Folge. Weil sich vor allem jene Bauern versichern lassen, die davon stark betroffen sind, ist dieser Versicherungszweig für die Genossenschaft aktuell ein Verlustgeschäft. Derzeit sind rund 15 Prozent der offenen Ackerfläche gegen Trockenheit versichert. «Regional gibt es aber starke Unterschiede», so Aebi.
Aufgrund der häufiger auftretenden Schäden sieht sich die Genossenschaft gezwungen, die Prämien für Versicherungen gegen Trockenheit in gefährdeten Gebieten zu erhöhen. «Angesichts dieser Tatsache werden viele Bauern auf Prämienverbilligungen angewiesen sein», sagt Aebi.
Parallel dazu müsse sich die Landwirtschaft an die klimabedingten Veränderungen anpassen: «Gerade weil wir wissen, dass viele Instrumente zur Anpassung an den Klimawandel teuer sind und viel Zeit beanspruchen, müssen wir jetzt damit anfangen.»
Wo liegt eigentlich die Schmerzgrenze?
Sobald sich die Bauern und ihre Lobby im Bundesparlament für Naturschutz einsetzen, kann man das diskutieren. Vorher bestimmt nicht.