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Lotto: Wie viel du wirklich gewinnst, wenn du den Jackpot knackst

Lottoscheine von Swiss Lotto von Swisslos am Lottostand im Dorfzentrum von Stans am Dienstag, 13. Februar 2024. In der Ausgabe des Swiss Lotto vom Mittwoch, 14. Februar 2024 sind gute 48 Millionen Sch ...
Wer im Lotto gewinnt, muss ab einer Gewinnsumme von einer Million eine gehörige Summe dem Fiskus abgeben.Bild: keystone

Wie viel du wirklich gewinnst, wenn du heute den Lotto-Rekord-Jackpot knackst

Nie zuvor ging es im Schweizer Zahlenlotto um mehr Geld: 53,2 Millionen Franken stehen heute auf dem Spiel. Doch die Chance auf den Rekordgewinn sind verschwindend klein. Und in dem sehr seltenen Fall wird diese Summe so nie auf deinem Konto eintreffen.
21.02.2024, 13:04
Michael Graber, Samuel Thomi / ch media
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Nüchtern betrachtet ist es ziemlich chancenlos: 1 zu 31'474'716 stehen die Chancen, heute Abend mit einem Tipp die richtigen sechs Zahlen und die richtige Zusatzzahl zu tippen. Entsprechend gibt es im Internet Seiten, die höchstseltene Dinge auflisten, die wahrscheinlicher sind, als ein Lotto-Glückspilz zu werden. Dazu gehören unter anderem, mit sechs Fingern auf die Welt zu kommen, vom Blitz getroffen werden oder sich beim Anziehen der Hosen derart schwer zu verletzen, dass man ins Spital muss.

Nur: Nacktes Wahrscheinlichkeitsrechnen hat Schweizerinnen und Schweizer noch nie vom Lotto spielen abgehalten. Besonders wenn der Jackpot gut gefüllt ist. Und das ist er: 53,2 Millionen Franken warten am Mittwoch, 19 Uhr, darauf abgeholt zu werden. Das ist Rekord in der über 50-jährigen Geschichte von Swisslos.

Sollte jemand diesen Jackpot nun tatsächlich knacken, dann wird sich jedoch nicht nur der Knacker oder die Knackerin freuen, sondern auch der Fiskus. Ein gehöriger Teil des Gewinns gehen nämlich an die Gemeinde, den Kanton und Bund.

Wer alles mitverdient am Lottogewinn

Lottogewinne ab einer Höhe von 1 Million Franken werden nämlich als Einkommen und Vermögen besteuert. Und das nicht zu knapp: Ein beträchtlicher Teil der 53,2 Millionen Franken werden so gar nicht erst bei der Gewinnerin oder dem Gewinner ankommen.

Wie viel Geld am Ende effektiv auf dem Konto der glücklichen Person landet, ist dabei sehr unterschiedlich. Denn die Kantone erheben sehr unterschiedlich hohe Steuern. Das Vermögenszentrum (VZ) hat für CH Media und watson ausgerechnet, wie viel durchschnittlich übrig bleiben würde.

Und die Unterschiede sind frappant: Während im Kanton Jura – berechnet wurden die Steuern immer für den jeweiligen Hauptort – 42,34 Millionen vom heutigen Jackpot im eigenen Portemonnaie landen, sind es in Genf «nur» 29,85 Millionen. Das ist eine Differenz von 13,5 Millionen.

Das hat auch technische Gründe: «Bei den meisten Kantonen fliesst der Lottogewinn als weiteres Einkommen in die reguläre Steuerberechnung mit ein. Einzelne Kantone kennen für die Besteuerung des Lottogewinns jedoch eine separate Steuerberechnung», sagt Markus Stoll, Leiter Steuern beim VZ Vermögenszentrum. Aus diesem Grund «liegen zum Beispiel Kantone wie Jura und auch Wallis bei der Besteuerung von Lottogewinnen in der Rangliste vorne, während der Kanton Schwyz zurückfällt», so Stoll.

Aber auch innerhalb der Kantone gibt es von Gemeinde zu Gemeinde teilweise happige Unterschiede bei den lokalen Steuern. Für Aufsehen sorgte jüngst ein Fall aus dem Kanton Solothurn. Ein Mann knackte im Januar 2023 bei Euromillions den Jackpot im Wert von 68 Millionen Franken. Dann verlegte er kurzum seinen Wohnsitz um ein paar Kilometer.

Einziger Zweck: Steueroptimierung. Durch den Umzug mehrere Millionen mehr in der eigenen Tasche behalten. Für die Steuern ist nämlich relevant, wo man am 31. Dezember des abgelaufenen Jahres seinen Wohnsitz hat.

Umziehen soll sich nicht mehr lohnen

Doch das stiess dem damaligen Solothurner Ständerat Roberto Zanetti sauer auf. Der SPler forderte darum im Parlament, dass die Millionengewinne aus Lotterien und sonstigen Glücksspielen künftig am «steuerrechtlichen Wohnsitz zum Zeitpunkt der Fälligkeit des Gewinnes» zu versteuern seien. Sprich: Umziehen, um (kurzfristig) Steuern zu sparen, soll nicht mehr möglich sein.

Hast du schon mal im Lotto gewonnen?

Heute profitieren bei Millionengewinnen am Ende nämlich oft Gemeinden mit tiefen Steuern, die ohnehin bereits finanzstark sind. Die Ursprungsgemeinden der Lotto-Millionäre, in denen zusätzliche Millionen für die Steuerkasse oftmals viel grössere Auswirkungen hätte, gehen dagegen leer aus. Im Ständerat war das Geschäft unbestritten und wurde angenommen. Die Vertreter der Kantone finden Zanettis Idee also ganz offensichtlich eine gute Präzisierung des geltenden Rechts.

Nun liegt der Ball beim Nationalrat. Und der hat Bedenken. In der Wirtschaftskommission fand das Geschäft nur hauchdünne Zustimmung. Mit 13 zu 12 Stimmen. Vordergründig zeigen die Finanzpolitiker dabei kein Herz für steueroptimierende Lotto-Glückspilze, sondern fürchten «den administrativen Mehraufwand, der den Kantonen durch die notwendige Koordination entstehen würde.»

Showdown ohne Auswirkungen – vorerst

Darum wird es am 6. März zum Lotto-Umzugs-Showdown kommen. In der grossen Kammer ist das Geschäft nämlich für die Frühlingssession traktandiert. Sagt auch der Nationalrat Ja, muss der Bundesrat eine entsprechende Gesetzesänderung ausarbeiten. Und die Regierung hegt ebenfalls Sympathien für den Zanetti-Vorstoss.

Für den Gewinner oder die Gewinnerin des heutigen Rekord-Jackpots wird die Debatte allerdings kaum Auswirkungen haben. Es sei denn, die richtige Kombination von 6 aus 42 Zahlen sowie 1 aus 6 (Glückszahl) tippt bis auf weiteres niemand richtig. Passiert das aber vorher oder gar schon heute, darf der Glückliche oder die Glückliche noch immer frisch-fröhlich ins Steuerparadies umziehen.

Als Erinnerung: Die Chancen auf einen Gewinn stehen 1 zu 31'474'716.

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83 Kommentare
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Interessierter
21.02.2024 13:23registriert Juni 2016
Ja klar gewinnt der kleine Mann einmal etwas - obwohl die Chancen minimal sind - wird geschaut, dass er seine Steuern ja nicht optimieren kann.

Die Vermögenden und Leute mit hohem Einkommen werden überall bevorteilt ohne mit der Wimper zu zucken. Man könnte meinen dies seien die grössten Probleme der Schweizer Fiskalpolitik. Habt ihr dort oben nichts besseres zu tun?
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MrXanyde
21.02.2024 13:30registriert Dezember 2016
Ist mir doch egal, ob ich jetzt 42 oder 35 Millionen auf dem Konto habe, es ist so oder so ein riesen Haufen Geld, da schau ich doch lieber, wo es mir am besten gefällt^^
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Rodger
21.02.2024 13:34registriert November 2020
Also eigentlich ist es ja so, dass du nur 65% des Gewinns ausbezahlt kriegst, da 35% Verrechnungssteuersatz erhoben werden. Wenn du dann in der Steuererklährung den Gewinn angibst wird dieser als Einkommen besteuert und du erhälst die Differenz zwischen den 35% und der Einkommenssteuer zurück. Dies wird so gehandhabt, damit niemand das Vermögen nicht deklariert. Heisst nirgendwo hast du mehr Steuern als 35% drauf, da ansonsten es die Leute nicht mehr angeben würden.
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