Hand aufs Herz, wie oft hast du deine Ferien schon in der Schweiz verbracht? Diesen Sommer ist es für viele das erste Mal, dass sie nicht ans Meer fahren. Aber seien wir ehrlich, es gibt zahlreiche Orte in der Schweiz, die wir noch nicht einmal besucht haben. Deshalb haben wir einen zehntägigen Ferienplan für dich zusammengestellt. In einer vermutlich etwas weniger bekannten und bereisten Region.
Pack die Wanderschuhe ein und zieh die Velohosen an, es geht los.
Unsere Ferien beginnen, wie es sich für eine Schweizreise gehört, in unserer Hauptstadt. Dort mieten wir am Bahnhof mit dem Angebot «Rent a Bike» ein Velo. Für die Gemütlichen hat es E-Bikes, für die Kleinen Kindervelos und für alle Helme.
Wir radeln los und folgen der Aare-Route 8 in Richtung Biel. Es geht dem Wohlensee entlang (Zeit für eine kleine Picknick-Pause?), der Aare nach über grüne Felder, dem Hagneck-Kanal entlang zum Bielersee. Bei der Verzweigung wählen wir die Route 5 Richtung Erlach. Denn wir haben uns eine Abkühlung verdient. Aber natürlich nicht in einem herkömmlichen Strandbad, sondern mit Karibik-Feeling. Auf der St. Peterinsel finden wir zahlreiche schöne Buchten, wo uns türkisfarbenes, kristallklares Wasser erwartet.
Bevor die Sonne untergeht, schwingen wir uns wieder aufs Zweirad und fahren dem See entlang ins Bieler Zentrum. Am Bahnhof geben wir die Velos zurück und halten dann Ausschau nach Verpflegung. Beim «Lokal» werden wir fündig, hier kocht die junge Crew mit regionalen Zutaten.
Mit dem vollen Bauch meldet sich auch langsam die Müdigkeit. Für die erste Nacht haben wir uns das B&B Les Sources ausgesucht. Das Altbauhaus wurde renoviert, der Altbau-Charme blieb aber trotzdem erhalten. So übernachten wir mit knarrendem Tafelparkett und freistehender Badewanne mit Füssen.
Nach dem Frühstück im Garten packen wir unsere Sachen und nehmen am Bahnhof den Zug Richtung Saignelégier. Im Dorf fährt uns der Bus zur Haltestelle Rouges Terres. Noch ein paar Gehminuten und nach rund zwei Stunden Anreise erreichen wir den Campinglatz Saignelégier. Ein Naturcamping, der die Herzen der «Büssli-Freunden» und Pfadfinder höher schlagen lässt.
Auf einer bewaldeten Weide, am Rande eines weitläufigen Waldes, übernachtet man hier in Tipis, Jurten oder Baumhütten. Auch Wohnwagen, Campingbusse oder Zelte sind willkommen. Es gibt keinen Strom, dafür hat jeder Platz eine eigene Feuerstelle. Anders als bei anderen Campingplätzen kann man sich den Platz hier frei wählen und campiert so zwischen den Tannen oder auf der Wiese. Für die Verpflegung gibt es ein Lädeli mit lokalen Produkten und Pizza oder Brot aus dem Holzofen.
Wir richten unsere Jurte ein und unternehmen danach eine kurze Wanderung zum naheliegenden Weiher Etang des Royes. Fürs Znacht machen wir ein Feuer für Wurst und Schlangenbrot und lassen den zweiten Ferientag gemütlich ausklingen.
Heute gehen wir es etwas ruhiger an und wandern zum Moorsee Etang de la Gruère und dann weiter zum bekannten Pferdealtersheim Le Roselet. Hier verbringen 180 Pferde, Ponys und Esel ihren Lebensabend. Als Besucher kann man die Ställe und die Tiere auf der Weide besichtigen. Auf der grossen Sonnenterrasse gönnen wir uns später jurassische Spezialitäten und blicken über die sattgrünen Weiden.
Im 300 Quadratkilometer grossen Parc du Doubs gibt es jede Menge zu entdecken. Wir entscheiden uns für die Gratwanderung zum Felskamm Les Sommêtres und den Besuch des Wasserfalls Saut du Doubs. Mit dem Boot fahren wir durch die fjordähnliche Landschaft und hören den tosenden Wasserfall.
Nach der letzten Nacht in unserer Jurte verabschieden wir uns vom Naturcampingplatz und schwingen uns am Bahnhof zurück auf den Drahtesel. Das Ziel: La Chaux-de-Fonds auf der Route 7. Diese führt uns über Felder, Wälder und vorbei an grasenden Pferden. Etwa in der Hälfte legen wir in St. Imier einen Zwischenstopp ein und gönnen uns im Swimmingpool eine Abkühlung – immerhin darf das Resort-Ferienfeeling nicht fehlen.
Gegen Abend fahren wir in die Uhrenstadt La Chaux-de-Fonds ein und geben das Fahrrad am Bahnhof ab. Der Magen knurrt! Gut, dass es im Restaurant Union du Theatre hausgemachte Burger gibt. Dazu einen frischen Cocktail – und schon ist unser sechster Ferientag abgerundet.
Wie es sich für Ferien gehört, gibt es auch mal einen regnerischen Tag. Kein Problem, heute hätten wir sowieso den Besuch eines Museums eingeplant. In La Chaux-de-Fonds besuchen wir das «Quartier Général», ein junges Kunstzentrum in einem alten Schlachthof. Wir betrachten zeitgenössische Kunst und gönnen unseren Beinen mal eine Pause. Am nächsten Tag soll es nämlich wieder hoch hinaus gehen.
Nach dem kulturellen Abstecher reisen wir mit dem Velo auf der Route 7 nach Noiraigue ab. Doch das ist noch nicht unser Ziel, wir wollen noch etwas weiter – von hier aus aber zu Fuss. Nach etwa zwei Stunden schauen wir über die Abgründe des Creux du Van, des Grand Canyon der Schweiz, und lassen uns von dem eindrücklichen Felskessel den Atem rauben. Sportliche würden nun die Rundwanderung fertig machen, wir kehren wieder nach Noiraigue zurück und nehmen den Zug nach Neuenburg.
Nach diesem strengen Tag wollen wir in der Stadt nur noch was zu essen schnappen (L'Ami Ami) und dann direkt ins schmucke B&B Louis-Favre 21, das in der Altstadt in einem der vielen farbigen Altbau-Häuser liegt.
Wer ist schon mal in der Schweiz mit dem Schiff auf einem Kanal gefahren? Dieses Highlight wollen wir an unserem zweitletzten Tag erleben. In Neuenburg steigen wir deshalb aufs Schiff und fahren durch den Broyekanal nach Murten.
Hier gehen wir mit dem Velo, Zug oder Schiff auf die andere Seeseite und spazieren dann auf dem Reblehrpfad durch die Vully-Weinregion. Wenn wir Glück haben, dürfen wir beim einen oder anderen Winzer den bekannten Wein degustieren.
Wir kehren wieder nach Murten zurück, denn wir wollen unbedingt den Sonnenuntergang auf der Terrasse des Restaurants im Hotel Murtenhof & Krone sehen. Dieses liegt etwas erhöht mit Blick über den Murtensee. Für die letzte Nacht gönnen wir uns hier eine Übernachtung.
Am Ende unserer Ferien merken wir: Auch in der Schweiz lässt es sich reisen und Neues entdecken. Mit etwas Muskelkater in den Waden steigen wir in Murten in den Zug nach Bern ein.
Nein nicht. Es gibt nichts zu sehen, nichts zu wandern, nichts zu kaufen, nichts zu erleben, keine Landschaften zu bewundern, kein Handyempfang, rein gar nichts gibt es im Jura.
Geht nach Göschenen oder Spreitenbach. Ist wirklich schön dort.