Die Grenzen öffnen zwar bald, aber Ferien in der Schweiz machen im Sommer 2020 noch mehr Sinn als sonst. Nachdem wir den Jura, die Innerschweiz und das Zürcher Oberland vorgestellt haben, geht es dieses Mal in den Thurgau und Schaffhausen.
Die Region wird völlig zu unrecht immer wieder als Mostindien verschrien. Denn hinter Winterthur bietet die Schweiz nicht nur traumhafte Landschaften und Seen, sondern es gibt auch sehr viel zu entdecken. Für die vierte Folge unserer fixfertigen Urlaubsplan-Serie legen wir den Fokus auf eher sportliche Familienferien. Es gibt aber auch überall immer die Möglichkeit, auf den ÖV umzusteigen oder ein Stück damit zurückzulegen.
Wir starten in Romanshorn, das mit dem Zug gut erreichbar am Bodensee liegt. Gleich beim Bahnhof mieten wir bei Rent a bike E-Bikes oder Velos für drei Tage.
Heute radeln wir an Amriswil und vielen für die Region typischen Apfelbäumen vorbei rund 15 Kilometer nach Bischofszell, dem vermutlich schönsten Städtli der Schweiz (Heimatort des Autors: Bischofszell).
Vielen dürfte der Ort mit dem rot-gelben Bischofstab-Wappen zumindest bekannt sein: Steht er doch auf so vielen Konservendosen.
Doch «Bischi» hat viel mehr zu bieten. Wir radeln hoch ins Altstädtli und beziehen im Hotel Le Lion unsere Zimmer. Danach geht es zu Fuss auf Erkundungstour im kleinen Altstädtli mit dem kleinen Schloss. Natürlich besuchen wir auch die Thur, wo die alte Thurbrücke, eine der bedeutendsten mittelalterlichen Brückenbauten der Schweiz, wartet.
Den Nachmittag verbringen wir mit Baden (an der Thur/Sitter oder im Freibad). Zu empfehlen ist ein Ausflug – ob zu Fuss oder mit dem Velo – zur Waldschenke. Hier am Waldrand hat man einen wunderbaren Weitblick bis zum Säntis und den Alpen, während man sich verpflegen kann, vergnügen sich die Kinder auf dem grossen Spielplatz. Znacht könnte man hier auch essen.
PS: Übernachtungs-Option für Paare, da nur für zwei Personen: Das Baumhaus in Halden bei Bischofszell.
Heute geht es mit dem Velo zurück an den See. Wir haben am Morgen keinen Stress. Denn auf (direktem) Weg erreichen wir unseren Mittagsstopp – das Wasserschloss Hagenwil – in rund einer halben Stunde. Wer also Lust auf einen kleinen Umweg davor hat: nur zu. Beispielsweise über Hauptwil, St.Pelagiberg und Muolen wäre eine Möglichkeit.
Kurz nach der Weiterfahrt können wir uns im Hofladen des Sunnehof Beeri unter anderem mit den weit herum bekannten Erdbeeren eindecken. Dann geht es weiter zum Camping Seehorn in Egnach, wo wir ein PodHouse beziehen und den Tag am Wasser ausklingen lassen.
Der dritte Velotag bringt uns nach Kreuzlingen – und das alles dem Bodensee entlang. Während den etwas mehr als 20 Kilometern unbedingt in einer der Seebadis unterwegs eine Pause einlegen (Kesswil, Güttingen, Altnau, etc.). Wer sich das Gepäck liefern lassen will, hier gibt's die Möglichkeit dazu.
In Kreuzlingen beziehen wir ein Fischerhaus auf dem Camping Fischerhaus direkt am See. Danach bringen wir die Velos bei Rent a bike zurück.
Der heutige Tag steht im Zeichen Napoleons. Mit dem Zug fahren wir in knapp 20 Minuten von Kreuzlingen bis Mannenbach-Salenstein. Von dort spazieren wir in zehn Minuten zum Arenenberg, dem einzigen deutschsprachigen Napoleonmuseum.
Anschliessend wandern wir auf den Seerücken bis zum Napoleonturm in Hohenrain bei Wäldi. Wir könnten den direkten Weg wählen, dann benötigt man keine zwei Stunden. Es lohnt sich aber ein kleiner Umweg durch den Wald und auf kleineren Wegen. Das kostet vielleicht 30 Minuten mehr (hier gibt es gute Wandertipps dazu).
Der Turm selbst kann kostenlos besichtigt werden und bietet traumhafte Rundblicke auf den See, aber auch über den Thurgau bis zu den Alpen. Für den Rückweg nehmen wir ab Wäldi (Haltestelle Dorfplatz) den Bus bis Kreuzlingen. Die Nacht verbringen wir erneut im Fischerhaus – für das Abendessen lohnt es sich, durch die nahe Altstadt von Konstanz zu schlendern und sich ein Restaurant auszusuchen.
So, jetzt geht es endlich richtig auf's Wasser. Wir mieten in der nahegelegenen Jugendherberge für die nächsten zwei Tage Kanus. Diese gibt es in verschiedenen Grössen und für eine verschiedene Anzahl Personen. Unser Gepäck muss mit ins Boot. Wer das Gepäck lieber transportieren lässt, der kann das hier organisieren.
Auf dem Seerhein paddeln wir zum Untersee. Eine Pause lohnt sich auf jeden Fall in Gottlieben, dessen Schloss wir kurz vor dem Ort vom Wasser aus am besten sehen. Weiter geht es dem Ufer entlang bis Berlingen oder Steckborn. Beide Dörfer liegen hübsch am Ufer.
Wir entscheiden uns für Steckborn, wo wir im Hotel Frohsinn direkt am Ufer übernachten. Mit einem Spaziergang durch das Altstädtli und einem Sundowner am Ufer lassen wir den Tag ausklingen.
Die zweite Kanu-Etappe ist etwas kürzer. Vielleicht verspürt der eine oder andere auch etwas schwere Arme vom ersten Tag. Kanu fahren macht Spass, ist aber auch nicht ganz ohne. Auf jeden Fall erreichen wir Stein am Rhein, wo wir die Kanus abgeben. Danach bleibt genügend Zeit, um die herrliche Altstadt zu besichtigen.
Für die Übernachtung wählen wir ein Hotel in der Altstadt, beispielsweise das Garni-Hotel Mühletal. Etwas ausserhalb wären auch die Jugendherberge oder das Camping Wagenhausen, wo im Zirkuswagen übernachtet werden kann, eine Überlegung wert.
Am siebten Tag geht es zur Kartause Ittingen, wo wir im Familienzimmer übernachten – oder für Paare auch im spektakulären Bubble-Hotel.
Der Weg dorthin kann mit dem ÖV zurückgelegt werden. Wir fahren bis zur Haltestelle Kreuz in Warth, welche wir im Bus ohne Umsteigen in 20 Minuten erreichen.
Nach dem Einchecken in der Kartause geniessen wir den Tag in der Ruhe, optional mit kurzen Spaziergängen oder wer Lust auf eine Wanderung hat: Mit einer knapp dreistündigen Wanderung erreicht man Nussbaumen und passiert dabei die drei Seen Nussbaumersee, Hasensee und Hüttwilersee im Seebachtal. Vieles hier ist Naturschutzgebiet, im Hüttwilersee und Nussbaumersee kann aber an entsprechenden Stellen gebadet werden. Zurück geht es mit dem Postauto bis zur Haltestelle Rohr in Warth (danach noch 15 Minuten zur Kartause).
Wer will kann auch von Stein am Rhein über den Seerücken und an den Seen vorbei auf zwei Teilstücken des Thurgauer Rundwanderwegs zur Kartause wandern. Das dauert rund vier Stunden. Es würde sich in diesem Fall lohnen, den Grossteil des Gepäcks in Stein am Rhein zu lassen, wohin wir am nächsten Tag wieder zurückkommen.
Nach der Nacht in der Kartause kehren wir mit dem Bus nach Stein am Rhein zurück und nehmen das Schiff nach Schaffhausen.
Dort bleibt genügend Zeit, um die Stadt – natürlich mit dem Munot – zu besichtigen und sich beim Rheinfall von den Wassermassen beeindrucken zu lassen.
Wir übernachten im Kronenhof in der Altstadt. Interessant wäre noch eine Nachtwächter-Führung, allerdings lohnt es sich dabei preislich, wenn man eine grössere Gruppe ist.
Während den letzten beiden Tagen besuchen wir das Klettgau. Mit dem Zug geht es von Schaffhausen in 17 Minuten direkt bis Trasadingen. Dort werden wir am Abend im Fasshotel oder gleich daneben im WeinFassHotel Rüedi übernachten.
Den Tag verbringen wir mit dem Räuberweg im nahe gelegenen Wilchingen und auf dem Wein-Lehrpfad. Zum Nachtessen gönnen wir uns am letzten Abend natürlich einen Wein aus der Region.
Schon bricht der letzte Tag an. Wir spazieren nochmals zu Fuss durch das malerische Klettgau. Mit dabei: Esel. Denn wir haben eine Halbtagestour bei Picknick mit Esel gebucht. Die einfache Wanderung führt über Feldwege durch die Reblandschaft bis unterhalb der Bergkirche St.Moritz in Hallau. Man ist nach einer kurzen Einführung übrigens alleine mit den Eseln unterwegs – ein traumhafter Abschluss, vor allem für Familien mit Kindern.
Schon sind die zehn Tage um und am Nachmittag steht die Rückreise auf dem Programm.
Ging mir lange Zeit gleich, dass ich dachte, die Ostschweiz hat nicht so viel zu bieten für Ferien. Aber seit ich sie besser kenne, entdecke ich immer wieder neue schöne Flecken.