Auch wenn die Grenzen doch noch öffnen: Ferien in der Schweiz dürfte für viele die Realität bedeuten. Damit wir nicht alle an den bekannten Hotspots die schönsten Tage im Jahr verbringen müssen, zeigen wir euch hier einige Vorschläge. Nach der Entdeckung des Juras und der Innerschweiz zieht es uns in der dritten Folge etwas nordöstlicher: von Winterthur via Tösstal ins Zürcher Oberland bis Rapperswil.
Warum? Der Autor kommt aus der Gegend. Eine Arbeitskollegin aus dem Aargau meinte kürzlich zu mir: «Ich fuhr erstmals mit dem Töff durch das Zürcher Oberland. Ist noch schön da, schöner als erwartet.» Hach, wenn sie wüsste, dass es abseits der Hauptstrassen noch viiiiel schöner ist.
Einpacken müssen wir für unsere Ferientage vor allem Wanderschuhe und Badekleider. Und gute Laune. Logisch.
Wir beginnen an einem Montag in Winterthur, das mit dem Zug einfach zu erreichen ist. Achtung, der Montag ist für den Verlauf der Reise (siehe Tag 7 entscheidend).
Als erstes schlendern wir durch die Altstadt, gönnen uns vielleicht noch einen Kaffee und deponieren unser Gepäck im Hotel Loge, wo wir übernachten werden.
Der Tag ist aber noch jung und so mieten wir am Bahnhof Velos für eine kurze Fahrt bis zum Wildpark Bruderhaus. Wir beobachten Luchse, Wölfe, Wisente und Co. und gönnen uns ein stärkendes Mittagessen.
Denn nachher geht es weiter auf die Kyburg. Das sind zwar nur 30 Minuten Velofahrt, aber auf dem letzten knappen Kilometer bewältigen wir 200 Höhenmeter – wer sich ein E-Bike mietete, ist klar im Vorteil.
Nach der Schlossbesichtigung begeben wir uns auf den Rückweg. Damit wir nicht den gleichen Weg zurück müssen, radeln wir erst noch ein paar Meter hinauf und dann via Brünggen hinunter zur Töss, bevor es zurück nach Winterthur geht.
Den verdienten Znacht gönnen wir uns grad hinter dem Bahnhof im Stricker's. Zum Abschluss schlendern wir durch die Altstadt, genehmigen uns einen Schlumi in einer Bar oder gar einen Film im Kino beim Hotel.
Heute setzen wir uns in den Thurbo, den vielleicht langsamsten Turbo der Welt und schaukeln durch das Tösstal bis Turbenthal. Wir deponieren im B&B Casa Almeida unser grosses Gepäck und ziehen mit Wanderschuhen und Badekleider weiter.
Wer will, kann sich die erste Wanderstunde auch schenken und mit dem Bus bis Freckmünd fahren (10 Minuten). Von dort folgen wir der Strasse ein Stück weiter, bevor es links ins wilde Tobel geht. Wir wandern bis zum Schreizer Giessen, wo wir eindrücklich unter der Nagelfluhwand und hinter dem Wasserfall durchwandern. Solche Wasserfälle (hier Giessen genannt) mit diesen Halbhöhlen (hier Gubel genannt) zeichnen die Region aus und wir werden in den nächsten Tagen noch mehrere davon sehen.
Wenig später erreichen wir Sitzberg und setzen die Wanderung dem bewaldeten Grat entlang bis Chabishaut fort, von wo es dann hinunter an den Bichelsee geht. In der Seebadi gönnen wir uns einen Sprung ins kühle Nass (durch welches die Kantonsgrenze zwischen Zürich und Thurgau verläuft), verweilen etwas und fahren dann mit dem Bus in etwas mehr als 30 Minuten zurück zur Unterkunft.
Tag 3 und wir nehmen den Thurbo für die kurze Fahrt bis Bauma. Hier haben wir den ganzen Tag zur Verfügung, um kleinere Exkursionen zu machen. Ein Besuch der Ruine Altlandenburg lohnt sich sicher. Wir können auch einfach der Töss entlang spazieren oder Velo fahren (mieten z.B. bei Eisenhut Bikes). Gelegenheiten, um zu baden oder für Kinder am Wasser zu spielen, gibt es immer wieder.
Wer Lust auf eine kurze Wanderung hat, kann ins Lochbachtobel (da gibt's mehr Giessen und Gubel). Als Schlechtwetterprogramm würde sich das Hallenbad Bauma anbieten.
Übernachten werden wir gleich beim Bahnhof im Hotel Adler. Wir nutzen den Tag auch, um noch Proviant für die anstehende dreitägige Wanderung zu besorgen. Da werden wir zwar nicht weg von der Zivilisation sein, aber an Einkaufsmöglichkeiten kommen wir nicht mehr vorbei.
Heute beginnt die erste Etappe der 3-Tageswanderung. Die reine Marschzeit beträgt gut drei Stunden. Wir haben aber diverse Möglichkeiten für Pausen. So beispielsweise beim Wasserfall vor dem Hagherenloch oder bei dieser alten Höhle selbst. An beiden Orten laden Grillstellen zum Verweilen ein.
Danach folgt Sternenberg – bekannt aus der gleichnamigen Komödie. Wer nicht grilliert hat, kann hier in einem Restaurant einkehren.
Anschliessend geht die Wanderung über die Zürcher Oberländer Hügel mit schönen Ausblicken bis an den Bodensee weiter auf das Hörnli. Den Sonnenuntergang auf der Terrasse mit Blick von den Glarner bis zu den Berner Alpen und dem Jura sollte man dort nicht verpassen.
Die Zimmer sind einfach, es gibt auch die Möglichkeit eines Massenlagers. Es fühlt sich schon fast ein wenig wie in den «richtigen» Bergen an.
Die zweite Wanderetappe dauert gut vier Stunden. Wir wandern dabei ein gutes Stück auf der Grenze zwischen dem Zürcher Oberland und dem Toggenburg. Höhepunkt ist sicherlich das Schnebelhorn (1291m), der höchste Berg im Kanton Zürich.
Für Abenteuerlustige gibt es danach allerdings noch einen Geheimtipp (für das Goldloch und die Zusatzschlaufe gut 90 Minuten einrechnen): Holt euch im Restaurant Tierhag den Schlüssel für das Goldloch am Dägelschberg. Mit Stirnlampen ausgerüstet kann man dieses dann erkunden. Auf dem Rückweg den Schlüssel wieder im Tierhag abgeben und weiter zur Meiersalp.
Hier fühlt man sich definitiv wie irgendwo auf einer SAC-Hütte. Die 18 Plätze im Massenschlag sind in einem alten Kuhstall, das Beizli herzig hergerichtet. Für den Sonnenuntergang lohnt sich der kurze Aufstieg zum Bänkli über der Alp – herrlich.
Schon ist der letzte Tag unserer Wanderungen gekommen. Wir wandern bis zum Tweralpspitz, bleiben dabei bis zur Chrüzegg, aber wenn immer möglich auf dem Grat, was nicht immer der angegebene Wanderweg ist. Märchenhaft wird es dabei im Wald vor der Chrüzegg, wo wir einkehren können.
Danach empfiehlt sich der Weg über den Tweralpspitz, der herrliche Blicke aufs Toggenburg mit den Churfirsten und den Säntis bietet.
Wer sich die letzten 40 Minuten Abstieg zum Atzmännig schenken will, der kann auf die Sesselbahn. Man sieht dann schon die rasante Rodelbahn, auf welcher sich eine Fahrt mindestens lohnt. Für Kinder bietet der Atzmännig auch weitere Attraktionen wie Trampoline, Streichelzoo oder einen Seilpark. Wir übernachten dann in einem der Podhäuschen auf dem Campingplatz. So haben wir Camping-Feeling, müssen aber nicht auf den Komfort eines Bettes verzichten.
Heute geht es mit dem Bus und Zug zurück nach Bauma, wo wir ja unser restliches Gepäck noch deponiert haben. Wir lassen dieses nochmals im Hotel Adler, weil wir die Nacht dort verbringen werden.
Doch zuerst machen wir eine Fahrt in die Vergangenheit: Mit der Dampfbahn fahren wir in 40 Minuten auf sonst kaum gebrauchten Gleisen nach Hinwil. Achtung: Fahrplan der Dampflokbahn checken. Normalerweise nur an ausgewählten Sonntagen. Im Idealfall nehmen wir einen der frühen Züge, so haben wir genügend Zeit für das folgende Programm.
In Hinwil steigen wir auf den Bus um und fahren bis zur Haltestelle Dorf in Wernetshausen. Nach rund einer Stunde Aufstieg erreichen wir den Bachtel. Hier gönnen wir uns erst einen späten Zmittag. Natürlich besteigen wir auch den Bachtelturm auf diesem beliebten Ausflugsberg mit einem grossartigen Panoramablick.
Anschliessend wandern wir auf dem Grat bis zum Ghöch, wo wir uns im Restaurant Berg einen feinen Dessert gönnen und den Blick auf den Hügelzug richten können, auf welchem wir die letzten drei Tage entlang wanderten. Die fehlenden 90 Minuten wandern wir vorbei am Baschlisgipfel und Sunnenhof (Trinkpause?) zurück nach Bauma. Vom 4. September bis 18. Oktober fährt hier gar täglich zweimal ein Oldtimer-Bus nach Bauma oder Bäretswil (Fahrplan checken!).
Im Hotel Adler erholen wir uns von den Wanderungen. Die Wanderschuhe benötigen wir für die letzten Tage nicht mehr.
Wir steigen am Morgen wieder in den Thurbo und fahren nach Wald. Dort werden wir im Hotel Bleiche übernachten, das in alte Fabrikhallen gebaut wurde und mitten im ehemaligen «Manchester der Schweiz» steht. Die Textilindustrie-Geschichte begleitet uns hier auf jedem Schritt.
Wir wollen aber die umliegenden Hügel entdecken und mieten bei HRF Bikes Mountainbikes (wer will auch E-Bikes). Touren für einen Tag im Grünen gibt es viele, ich schlage den Weg zum Wisse Gubel (Giessen und Gubel) bei Ried vor.
Weiter geht es über den Bachtelweiher – wer hat Lust auf ein kurzes Bad? – und den Bachtelspalt (nicht nur Kinder werden ihn lieben). An allen drei Stellen kann gebrätlet werden. Aber es bieten sich auch immer wieder Möglichkeiten in einer kleinen Gastwirtschaft.
Zum Abschluss gönnen wir uns ein Alpenbad im geheizten Holzpod. Das Wasser ist geheizt, es gibt ein feines Znacht und die Aussicht auf die Berge und die Lichter am Zürichsee sind einmalig. Normalerweise wird um 24 Uhr geschlossen. Aber denk dran: Wir sind ja mit dem Velo unterwegs und fahren am Schluss noch 10 Minuten zurück nach Wald. Es geht alles hinunter, anstrengend ist es also nicht, aber konzentriert muss man sein.
Heute geht es – ein letztes Mal mit dem Thurbo (oder auch mit dem direkten Bus) – nach Rapperswil. In der Rosenstadt fühlen wir uns wie irgendwo im Süden, während wir durch die Altstadt schlendern oder uns am Ufer des Zürichsees ein Glace gönnen. Das Schloss sollte unbedingt besucht werden, der Kinderzoo würde Abwechslung bieten, man kann Pedalos mieten, beim Erlebnisbauernhof Bächlihof vorbeischauen oder über den historischen Holzsteg nach Hurden spazieren.
Wir können aber auch einfach in der Sonne liegen und einen Tag am See geniessen. Zu empfehlen ist ein Ausflug auf die Insel Lützelau. Ein Shuttleschiff (keine Reservation möglich) bringt Gäste zum Restaurant auf der Insel – oder wer genügend Power für die gut 1500 Meter Luftlinie in den Beinen hat, legt die Strecke im gemieteten Pedalo zurück.
Am Abend übernachten wir mitten in der Altstadt im Hotel Jakob. Für das Abendessen suchten wir uns schon am Tag ein schönes Restaurant an der Seepromenade aus.
Schon ist der letzte Tag unserer Reise angebrochen. Falls wir gestern etwas in Rapperswil noch nicht machen konnten, ist jetzt die letzte Chance dazu. Für den Abschluss fahren wir mit dem Kursschiff über den See und erreichen 2:30 Stunden später Zürich.
Das Mittagessen kann es auf dem Schiff geben. Man könnte aber auch irgendwo unterwegs kurz aussteigen. Oder wer nach den Tagen in der Natur vor der Rückkehr etwas Städtisches will: Bei der Ankunft in Zürich noch eine kleine Stadtbesichtigung anhängen und sich irgendwo verpflegen, bevor es mit dem Zug zurück nach Hause geht.