Er ist einer der erfolgreichsten, wenn nicht sogar der erfolgreichste Comedy-Podcast der Schweiz: «Comedymänner». Doch seit er von Stefan Büsser, Aron Herz und Michael Schweizer lanciert wurde, steht er immer wieder in der Kritik: für den ursprünglichen Namen «Quotenmänner», die Besetzung der Hosts ausschliesslich durch Männer und nicht zuletzt für den Inhalt.
Nach der Lancierung des Podcasts kommentierte der «Tages-Anzeiger» unter dem Titel «Warum ich Stefan Büsser und seine Quotenmänner nicht lustig finde», der Podcast sei auf mehreren Ebenen sexistisch und die Hosts immun gegen Reklamationen wegen diskriminierender Witze.
Dieser Linie scheinen die drei treu geblieben zu sein. Denn seit einigen Wochen kursieren auf Instagram und Twitter Videos mit Ausschnitten aus «Comedymänner». Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Sammlung der gelungensten Pointen – im Gegenteil. Der Account «uncover_comedymänner» veröffentlicht – aus seiner Sicht – diskriminierende Aussagen.
Die Vorwürfe sind happig – sie umfassen unter anderem Rassismus, Sexismus, Ableismus und die Verharmlosung sexueller Gewalt. Der Account äussert seine Kritik in Form von kurzen Sequenzen aus den Podcast-Gesprächen und einer Caption wie «Rassistische Witze bleiben rassistisch, auch wenn ihr sie zitiert». In welchem Kontext die Witze gemacht wurden, ist allerdings nicht zu erkennen.
In einer Sequenz geht es um eine Frau, die ihren Sohn in einem tschechischen Bordell unterrichtet. Der Witz gipfelt in einer möglichen Rechenaufgabe für den Jungen:
In einem weiteren Beispiel sprechen die drei Hosts über eine Frau, die in der Disco in Ohnmacht fällt. Im Zentrum des Gesprächs steht dabei, dass man so mit der Frau Händchen halten konnte, da sie sich nicht wehren konnte. Laut «uncover_comedymänner» wird dadurch sexuelle Gewalt verharmlost.
Wer die Köpfe hinter «uncover_comedymänner» sind, ist nicht bekannt – ihre Identität möchten sie auf Anfrage von watson nicht preisgeben. Auf die Frage nach der Motivation und dem Ziel hinter dem Account, der hauptsächlich Personen aus der Medien- und Unterhaltungsbranche folgt, antworten sie: «Wir möchten deutlich machen, dass einer der beliebtesten – wenn nicht sogar der beliebteste – Comedypodcasts der Schweiz diskriminierende Inhalte verbreitet.»
Satire dürfe vieles, aber nicht nach unten treten, begründen die Kritiker. Das Betreiben des Accounts bezeichnen sie selbst als «Aktivismus gegen Diskriminierung von Minderheiten». Eines ihrer Ziele sei zudem, «dass ihre Arbeit zur Folge hat, dass die ‹Comedymänner› sich besser reflektieren».
Konfrontiert mit den Vorwürfen, zeigt sich Stefan Büsser, der als einer der Favoriten für die SRF-Late-Night-Show «Deville» gehandelt wird, offen für ein Gespräch. Der Existenz des Instagram-Accounts sei er sich nicht bewusst gewesen. Auf die einzelnen Vorwürfe will er nicht eingehen. Er gibt aber folgendes Statement ab:
Wie beurteilen das andere Persönlichkeiten aus der Branche? watson hat nachgefragt, antworten wollte fast niemand. Die Gründe dafür sind divers. Komiker Viktor Giacobbo beispielsweise will sich dazu nicht äussern, weil sich die Personen hinter dem Account nicht zu erkennen geben: «Ich reagiere nicht auf anonyme Kritiker-innen, die Humorregeln aufstellen. Wenn diese eine ernsthafte Debatte wollen, dann sollen sie sich erst mal selber ‹uncovern›».
Einzig die Autorin und Moderatorin Gülscha Adilji, die den Podcast «Zivadiliring» hostet, meint, auch sie würde wie ein Depp wirken, wenn man aus ihrer Show kontextlos irgendwelche Gags zusammenschneiden würde. Weiter sagt sie aber auch: «Das sind drei erwachsene Männer, die sich sehr bewusst sind über ihren Output. Ob die Pointe auf marginalisierten Gruppen landen darf oder nicht, was weiss ich. Ich finde nein.»
Letztlich geht es einmal mehr auch um die Frage, was Satire darf. Eine Diskussion, die immer wieder aufs Neue entflammt. Kurt Tucholskys Meinung – «alles» – teilen längst nicht mehr alle. Andere sehen Comedy durch die «Cancel Culture» bedroht.
In diesem Zusammenhang hat auch Adilji eine Bitte an die «Comedymänner»: «Ich fände es wirklich spannend, wenn sie sich in einer Folge ernsthaft über den Drahtseilakt ‹Was darf Comedy?› oder ‹Cancel Culture› austauschen und die Diskussion nicht weglachen, sondern das mal aufdröseln würden.»
Wenn Trump einen rassistischen Witz macht finde ich das alles andere als komisch.
Hier sehe ich die Satire/Comedy als Rolle der Akteure und kann die Sätze so interpretieren wie sie gemeint sind: als Witz.
Comedymänner fand ich nicht relevant lustiger.
Inhalt sexistisch? Kann ich nicht beurteilen.
Zusammensetzung des Hosts sexistisch? Gewagte Behauptung - ich würde auch keinen Frauen-Podcast, in welchem nur Frauen die Hosts sind, sexistisch nennen.
Alles in allem:
Schweizer Comedyprodukt ab der Stange: langweilig und vorhersehbar. Wie 8/10 dieser Branche.