Die Sonnenstrahlen glitzern auf dem Wasser des St. Moritzersees, der im Winter eigentlich komplett gefroren sein sollte. Doch in den letzten Jahren habe sich jedes Jahr eine Wasserlache ausgebreitet, sagt ein White-Turf-Stammgast zu watson.
Für den traditionellen Pferdesportanlass in den Disziplinen Galopp, Trab und Skikjöring, ist ein gefrorener St. Moritzersee essenziell. Die Eisschicht muss nicht nur die über 45 Pferde tragen, sondern auch die 10'000 Besucherinnen und Besucher.
Es ist kurz nach Mittag am ersten von drei Renn-Sonntagen. Die Hälfte der sechs Rennen sind vorbei, als es durch den Lautsprecher tönt: «Liebe Gäste, wir müssen eine Tribüne schliessen, weil das Wasser darunter ansteigt. Damit verhindern wir, dass es sich auf die Rennbahn ausweitet.»
Von dieser Entwicklung bekommen nicht alle White-Turf-Gäste gleich viel mit: Während diejenigen, welche für die Tribüne bezahlt hatten, auf die anderen zwei Tribünen ausweichen müssen, vergnügen sich die 1000 VIP-Gäste unbeschwert weiter im eigens für sie abgesperrten Bereich. Dort sind sie unter sich.
In grossen Zelten werden sie mit Kaviar, Austern, Trüffel und weiteren extravaganten Köstlichkeiten bei Laune gehalten. Sie haben zwischen 390 und 690 Franken für ihr Ticket bezahlt.
Ein VIP-Gast ist Vittorio Salvi aus dem Kanton Bern, der mit seiner Frau ans White Turf gereist ist. «Standesgemäss mit dem Rolls-Royce», sagt er zu watson. Der Unternehmer fährt seit 10 Jahren jeweils an den Prestige-Anlass nach St. Moritz. Für vier Tage im Badrutt’s Palace Hotel rechnet er mit Kosten von rund 10’000 Franken. Für ihn – dem acht Luxusschlitten wie Ferrari, Lamborghini und Mercedes gehören – ein Klacks: Allein sein Outfit kostet mit Schmuck und Rolex über 170’000 Franken.
Salvi macht sich keine Sorgen über die Zukunft des White Turfs auf dem gefrorenen St. Moritzersee: «Ich glaube nicht an die Erwärmung der Welt. Früher gab es eine Eiszeit in der Schweiz, jetzt ist es normal.» Abwarten, sei seine Devise. Eine grössere Herausforderung sehe er in der aktuellen geopolitischen Lage. «Alle diese Kriege, die für nichts sind. Da geht es nur um Geldvernichtung und es gibt keine Gewinner», sagt er.
Ebenfalls ans White Turf gereist ist ein Paar aus Deutschland. Der Mann sagt zu watson, er möchte seinen Namen nicht in den Medien lesen. Er bezeichnet sich aber als «St. Moritz-Liebhaber».
Zusammen machen sie im Nobelort zwei Wochen Ferien – wo genau, will er nicht verraten. Nur so viel: Pro Tag gibt er bis zu 2000 Franken aus.
Auch ihm bereiten die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten Sorgen. Aber auch die Teuerung lässt ihn nicht kalt. «Wir alle spüren die Inflation, die bleibt niemandem erspart. Ich habe monatlich 30 Prozent höhere Ausgaben als noch vor drei Jahren», sagt er. Seinen Lebensstandard könne er jedoch noch halten.
Robert und Annie Wilkinson sind extra für das White Turf von England nach St. Moritz gereist – selbstverständlich Frist Class mit British Airways. «Es ist unser erstes Mal am White Turf. Wir dachten, jetzt müssen wir das machen, weil es den Anlass wegen der Klimaerwärmung vielleicht nicht mehr lange geben wird», sagt Annie.
Als grosse Pferdeliebhaber hätten sie unbedingt einmal dabei sein wollen. Auch wenn die Reise ins Geld geht. Für die vier Tage hat das Ehepaar rund 6000 Pfund (ca. 6500 Franken) budgetiert. Neben der Klimakrise bereitet ihnen auch die Inflation Sorgen: «Auch für uns wird alles teurer. Speziell die Kosten für unsere Pferdehaltung in England sind gestiegen.»
Julia verbringt eine Woche in St. Moritz. Mit Hotel und Essen würde sie mit Ausgaben von 20’000 Franken rechnen, doch dieses Mal sei sie in der Wohnung der Familie ihres Freundes.
«Ich komme gerne ans White Turf, weil man hier eine spezielle Gemeinschaft trifft und weil es Spass macht, den Pferden zuzuschauen», sagt sie. Julia sorgt sich um die Klimaerwärmung: «Ich mache mir Gedanken, ob dieser Anlass auf dem gefrorenen See in den nächsten Jahren noch existieren wird.»
Während einige Gäste über die Zukunft des White Turfs besorgt sind, machen sich die Organisatoren weniger Gedanken darüber. Es sei bei hohen Temperaturen schon vermehrt vorgekommen, dass die Eisschmelze zu einer Herausforderung geworden sei, teilen die Veranstalter auf Anfrage mit.
Ob sie wegen des Klimawandels befürchten, dass der Event nicht mehr lange stattfinden kann? «Momentan ist das kein Thema.» Zu gut läuft das White Turf, dass man an ein Ende des Anlasses denken möchte. Allein am ersten von drei Rennsonntagen geht ein Wettbetrag von über 87'000 Franken ein.
Würde das White Turf nicht mehr stattfinden, wäre das für St. Moritz und die Umgebung einschneidend. Speziell die Hotels profitieren von den gut betuchten Gästen während der drei Rennwochenenden.
Das Grand Hotel des Bains Kempinski schreibt auf Anfrage, dass sich der Anlass «in der Belegungsrate des Hotels positiv widerspiegelt». «Unser Hotel wird zum Treffpunkt für Liebhaber des Pferdesports, der Kunst und exklusiver Lebensart.» Auch die Preise würden durch die erhöhte Nachfrage ansteigen.
Ähnlich tönt es vom Luxushotel Kulm: «Unser Hotel ist während des ganzen Monats sehr gut gebucht, respektive ausgebucht.» Das White Turf hat sogar Strahlkraft bis in die Nachbardörfer, wie etwa das Hotel Cresta Palace in Celerina schreibt: «Wir sind über die White-Turf-Wochenenden ausgebucht. Diese Tage wirken wie ein Magnet im Engadin.»
Und den See in St. Moritz könnten wir künstlich zufrieren. Kühlaggregate statt Klimaerwärmung.
Denn wenn wir die Super-Reichen nicht mehr hätten, wäre unsere Welt so viel ärmer. Tun wir viel für wenige, haben alle was davon.
Die Bonzen treffen sich zum Wettstreit der Prachtentfaltung an einem Anlass der auf im Klimawandel schmelzenden Eis stattfindet, an den die einen nicht glauben während die anderen sich bereits damit abfinden. Weil bereits die Tribüne absäuft müssen die nicht ganz so Wohlhabenden weg, die Elite labt sich weiter an Champagner und Kaviar. Das rich Girl findets zwar irgendwie blöd nutzt aber ungerührt ihre Privilegien um die Rössli zu sehen.