Im Jahr 2023 waren in der Schweiz 8,1 Prozent der Bevölkerung oder rund 708'000 Personen von Einkommensarmut betroffen. 6,3 Prozent hatten mindestens zwei Arten von Zahlungsrückständen in den letzten 12 Monaten und 5,5 Prozent mussten aus finanziellen Gründen auf wichtige Güter, Dienstleistungen und soziale Aktivitäten verzichten.
Der allgemeine Lebensstandard in der Schweiz gehört jedoch nach wie vor zu den höchsten in Europa. Dies sind einige Ergebnisse der Erhebung 2023 über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) des Bundesamtes für Statistik (BFS).
Die Armutsquote war im Jahr 2023 (Einkommen 2022) mit 8,1 Prozent etwa gleich hoch wie im Jahr davor (8,2 Prozent). Bei der erwerbstätigen Bevölkerung lag sie mit 4,4 Prozent (176'000 Personen) höher als in den Vorjahren (2022: 3,8 Prozent, 2021: 4,2 Prozent). Diese Entwicklung ist jedoch statistisch nicht signifikant.
Personen, die alleine oder in Einelternhaushalten mit minderjährigen Kindern lebten, Personen ohne nachobligatorische Ausbildung und Personen in Haushalten ohne Arbeitsmarktteilnahme waren besonders häufig einkommensarm.
Die Armutsgrenze wird von den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) abgeleitet und betrug im Jahr 2023 durchschnittlich 2315 Franken im Monat für eine Einzelperson und 4051 Franken für zwei Erwachsene mit zwei Kindern.
Davon müssen die Ausgaben des täglichen Bedarfs (Essen, Hygiene, Mobilität etc.) sowie die Wohnkosten bezahlt werden, nicht jedoch die Prämien für die obligatorische Krankenversicherung. Diese werden wie die Sozialversicherungsbeiträge, Steuern und allfällige Alimente vorgängig vom Haushaltseinkommen abgezogen.
2023 lag die Armutsgrenze höher als in den letzten Jahren, da die Pauschale für den Grundbedarf durch die SKOS an die Teuerung angepasst wurde und zugleich die Wohnkosten (inkl. Nebenkosten) gestiegen sind.
2023 hatten 10,1 Prozent der Personen in der Schweiz Schwierigkeiten, bis zum Monatsende finanziell über die Runden zu kommen. 5,5 Prozent der Bevölkerung waren in mindestens 5 von 13 Lebensbereichen von materieller und sozialer Deprivation betroffen; besonders häufig waren dies Personen mit niedriger Bildung, Personen, die in einem Einelternhaushalt oder einem Haushalt ohne Arbeitsmarktteilnahme leben sowie Ausländerinnen und Ausländer.
Die häufigste Art der Deprivation war die Unfähigkeit des Haushalts, eine unerwartete Ausgabe in der Höhe von 2500 Franken begleichen zu können (18,8 Prozent der Bevölkerung). Weiter lebten 11,1 Prozent in einem Haushalt, der es sich nicht leisten konnte, abgenutzte Möbel zu ersetzen.
Die häufigsten Deprivationen auf individueller Ebene waren der Verzicht auf eine regelmässige kostenpflichtige Freizeitaktivität (11,0 Prozent) und die Unmöglichkeit jede Woche etwas Geld für sich selbst ausgeben zu können, ohne ein anderes Haushaltsmitglied fragen zu müssen (7,3 Prozent).
Der Anteil der Bevölkerung mit Zahlungsrückständen ist nach einem Rückgang während der Covid-19-Pandemie wieder angestiegen: Nachdem 2022 lediglich 4,8 Prozent der Personen in einem Haushalt mit mindestens zwei Arten von Zahlungsrückständen lebten, lag dieser Wert 2023 mit 6,3 Prozent wieder fast auf dem Niveau von 2019 (7,0 Prozent).
Zahlungsrückstände sind Rechnungen, die in den letzten 12 Monaten aus finanziellen Gründen nicht rechtzeitig bezahlt werden konnten. Am häufigsten handelte es sich dabei um Rechnungen für Steuern und Krankenkassenprämien.
Umgekehrt zur Entwicklung der Zahlungsrückstände ging der Anteil Personen, die mit der finanziellen Situation ihres Haushaltes sehr zufrieden waren, im Jahr 2023 wieder auf 30,3 Prozent zurück. Zwischen 2019 und 2021 war dieser Anteil von 30,6 Prozent auf 38,2 Prozent angestiegen.
Die positivere Einschätzung der finanziellen Situation der Haushalte während der Pandemie lässt sich mit einem Rückgang des Konsums (z.B. für Mobilität, Ferien, Restaurantbesuche, Sport oder kulturelle Aktivitäten) erklären, während die Einkommen relativ stabil geblieben sind. Auf die Armutsquote hatte die Pandemie deshalb keinen erkennbaren Einfluss.
Obwohl ein Teil der Bevölkerung mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, gehört der Lebensstandard in der Schweiz nach wie vor zu den höchsten in Europa. Der allgemeine Lebensstandard wird anhand des medianen verfügbaren Äquivalenzeinkommens gemessen, wobei die Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern korrigiert werden.
In Europa lag dieses Einkommen 2023 nur in Luxemburg, Norwegen und Österreich höher als in der Schweiz. Trotz des hohen Preisniveaus in der Schweiz ist der Lebensstandard der Bevölkerung also höher als in den meisten Nachbarstaaten und der Mehrheit der EU-Länder.
(fox, mit Material der sda)
Aber immerhin weiss ich jetzt, dass ich mit der in 2 Jahren ausbezahlten AHV plus Pensionskassenrente offiziell als arm gelte.