Kürzlich präsentierten wir einen fixfertigen Ferienplan von Winterthur durchs Tösstal und Zürcher Oberland bis Rapperswil. Userin «3-blettligs-chleeblatt» war dabei von Winterthur hell begeistert und wünschte sich, einen «klitzekleinen Liebes-Artikel an Winterthur» schreiben zu dürfen:
Es sei gesagt: Sie erhielt für ihren Kommentar mehr Blitze als Herzen. Aber uns gefiel die Idee. Und darum:
Liebe Stadt Winterthur
Hast Du etwas Zeit für mich? Ja gerne, jetzt gleich. Vielen Dank, wie freundlich von Dir. Setzen wir uns doch ein wenig in Deinen Stadtpark, da ist es schön. Einverstanden? Super, Du bist so unkompliziert. Ich habe uns auch zwei Bier mitgebracht, Chopfab natürlich, eines Deiner eigenen. Prost!
Nun, liebe Stadt Winterthur, ich muss Dir gestehen, dass ich Dich liebe! Du siehst klasse aus. Es sind Deine runden und prallen Bäume, die mich umhauen. Und Du hast so viele davon. Ich bin oberflächlich und sexistisch? Mensch, lass mich zuerst ausreden. Danke schön.
Du bist hübsch eingepackt in viele schöne Wälder, Pärke und Rebberge. Doch nicht nur Deine natürliche Schönheit möchte ich erwähnen. Du hast Dir einiges machen lassen, erst kürzlich, aber auch schon vor vielen Jahren. Die alten Sulzerfabriken, in dem für Dich typischen Backsteinstil, und die alten Arbeiterhäuser sind ein echter Hingucker. Ich schaue so gerne Deine Beine an, die Du selber liebevoll «Roter Turm» und «Sulzerhochhaus» nennst.
Mehr als in Deine äussere Schönheit habe ich mich aber in Dein Inneres verliebt. Du hast einen grossartigen Charakter. Du hast Humor und bringst mich mit Deinem Schauspiel im «Sommertheater» jedes Mal zum Lachen. Du bist grosszügig, gibst so vielen Geld, die ums Überleben kämpfen, obwohl Du ein Loch in der Kasse hast. Okay, ja, einmal im Jahr kassierst Du dafür aber auch ordentlich ein.
Fussball ist Deine Leidenschaft und Du bist immer mit dabei, auch wenn der FCW gerade mal keinen Lauf hat. Du bist multikulti, bist ein wenig «Afro (Pfingsten)», ein bisschen «Alban(i)er», und vieles mehr. So wie du, sind auch deine Einwohner: Cool, locker, sozial, weltoffen, kreativ, ein bisschen Stadt, ein bisschen Land, interessiert, wohlwollend.
Tut mir leid, wenn ich sinnloses Zeugs schreibe. Ich habe die letzte Nacht im «Gotthard» verbracht, weil mir die Gedanken daran, wie ich Dir meine Liebe gestehen kann, den Schlaf geraubt haben.
Hör zu, ich weiss, dass Du neben mir noch andere hast. Nein, bitte, versuch jetzt nichts runterzuspielen. Ich habe gesehen, wie viele Leute an die Musikfestwochen gekommen sind und mit Dir tanzen und singen wollten. Dabei habe ich noch auf dem Festtisch gestanden und in voller Lautstärke «oh scho lo loo, miis Wintiii, ooh, mis Winti» gelallt. Aber egal.
Was? Du bekommst Ablehnung zu spüren? Wieso? Weil Du keinen See hast?! Dein Ernst jetzt?! Braucht man heutzutage einen See, um cool zu sein, oder was? Pfff, Du brauchst das nicht, Winterthur, du bist mit deinen Flüssen und Weihern wunderschön! Ich lege mich so gerne zu Dir an die Töss, nur schon beim Gedanken daran prickelt's in mir.
Ja, okay, ich war auch schon am schönen Zürichsee, aber es ist nicht so, wie es aussieht. Nein, ich habe nicht irgendwo auf einer Festbank gestanden und laut «oh scho lo loo miis Züriii, oh, mis Züri» gerufen. Du interpretierst das falsch, ehrlich, und Nachbarliebe ist nun echt nichts Schlechtes.
Winterthur, ich liebe Dich! Aus tiefstem Herzen. Ich bin glücklich, wenn es in der S12 heisst: «nächster Halt, Winterthur». Bei Dir fühle ich mich zuhause.
Ich möchte bis ans Ende meines Lebens in Deinen roten Reisekutschen vom Stadtbus cruisen, im Eulachpark in der Wiese liegen, beim Schützenweiher meinen Cheeseburger essen, im Kraftfeld bis ins Morgengrauen tanzen, in der Steinberggasse im Brunnen baden und an Silvester um 24.00 Uhr auf dem Kirchplatz mit allen anderen Bewohnern anstossen.
Winterthur, eine einzige Frage habe ich noch. Da steht jeden Morgen ein älterer Herr im Stadttor. Er trägt Falthosen und Pullover, verschränkt seine Hände über seinem Unterbauch und schaut dem Geschehen zu. Ich mag ihn und manchmal würde ich ihn gerne fragen, warum er jeden Morgen dort steht. Aber irgendwie gefällt es mir auch, nichts über ihn zu wissen.
Trotzdem, jetzt, wo wir unter uns sind, kannst Du mir doch sicher etwas über ihn erzählen. Wie bitte? Hä? Das verstehe ich nicht. Nein, ich verstehe es wirklich nicht. Was meinst Du mit: «Er ist Winterthur»?
Auf viele weitere wunderbare Tage zusammen.
Deine Aylin
Das muss man unbedingt gesehen/gemacht haben: Man war nicht in Winterthur, wenn man keinen Serpetin (früher Rasputin) getrunken hat. Den gibts nur im «Schmalen Handtuch», der Bar, in welcher der Drink erfunden und das Rezept geheim gehalten wird.
Lieblingsquartier: Veltheim
Lieblingsanlass: Musikfestwochen, Eidberger Openair, Afro-Pfingsten, Weihnachtsmarkt
Lieblings-Club/-Bar/-Restaurant: Kraftfeld Winterthur (Solltet ihr einmal in die Situation geraten, dass alle Bars und Clubs schliessen, ihr aber noch weiterfeiern wollt, empfehle ich Euch – dabei lächle ich rätselhaft – das «Gotthard» am Bahnhof. Dazu gebe ich keine weiteren Informationen, nur so viel: Wir alle haben unser «Gotthard-Erlebnis». Es gibt nichts, wofür man sich schämen muss 😉)
Lieblingsmusiker: Tüli (Songempfehlung Spotify: Tüli – Winterthur)
Für Regentage: Technorama Winterthur
Für Sportbegeisterte: 6a plus Kletterhalle, Skills Park Winterthur
Für Kulturliebhaber: Sommertheater Winterthur