Die grösste Krise in der Geschichte der Aviatik scheint lange her. Seit dem Abflauen der Coronapandemie sind die Flughäfen und Flugzeuge wieder voll. Die Swiss gehört zur seltenen Airline-Spezies, die 2022 sogar bereits wieder einen Gewinn einfliegen konnte. Die Devise ist klar: Wachstum. Dafür hat sie unter anderem auch neue Flugzeuge bestellt - fünf Airbus A350, die ab 2025 zur Flotte stossen und die kleineren A340-Maschinen ersetzen sollen.
Damit stellt sich nach mehreren Jahren ohne neue Langstreckendestination die Frage, welche fernen Ziele die Swiss in ihr Streckenportfolio aufnehmen möchte. Erst vor wenigen Wochen sagte Carsten Spohr, Chef der Swiss-Muttergesellschaft Lufthansa, dass Bangalore eine Kandidatin sei (CH Media berichtete). Doch die indische Metropole ist nicht in der Poleposition, wie sich nun zeigt.
In einem Interview mit dem Mitgliedermagazin des Swiss-Pilotenverbands Aeropers gibt Benedikt Escher, sogenannter Head of Network Management bei der Swiss, Einblick in die Planung. Und er verrät, dass gleich mehrere neue Langstreckenziele möglich sind: «Wir werden nächstes Jahr voraussichtlich zwischen zwei und vier neue Destinationen bringen.» Die Kandidaten seien in etwa die Gleichen wie vor der Pandemie. «Im Westen vor allem Washington und Toronto und im Osten insbesondere Osaka und Seoul.»
Von fünf möglichen Destinationen dürften laut Escher am Schluss drei oder vier zum Zug kommen - «vielleicht gibt es aber auch noch Überraschungen». Die Planung hänge von den verfügbaren Ressourcen ab sowie davon, was markttechnisch sinnvoll sei. Tatsächlich erhält die Swiss derzeit zu wenig Bewerbungen fürs Cockpit und die wirtschaftliche Lage kann sich in den entsprechenden Ländern jederzeit wieder ändern.
Kommt hinzu: «Die Herausforderung wird sein, dass wir nicht alle Strecken täglich fliegen können, wenn wir so viele neue bringen», sagt Escher. «Wenn die Frequenzen tiefer sind, sind die Crews nicht so produktiv. Dann könnte es sein, dass es nicht ganz reicht.»
Escher verweist darauf, dass zu den neuen Destinationen auch altbekannte gehören, wie etwa Peking, das seit der Pandemie nicht mehr angeflogen wird. Der Peking-Flug sei problematisch, weil die Swiss Russland umfliegen müsse, während chinesische und andere asiatische Airlines das nicht müssten, sagt Escher. Solche Umwege erhöhen die Kosten der Swiss, wodurch sich ein Flug möglicherweise finanziell nicht lohnen. Ob Peking bald wieder zum Swiss-Netzwerk dazugehört, und welche anderen Ziele dazustossen sollen, wird voraussichtlich vor Ende September entschieden.
Vor Ausbruch der Pandemie hatte die Swiss Washington D.C. und Osaka neu ins Netz aufnehmen wollen. Die Coronakrise machte aus diesen Plänen dann aber Makulatur. (aargauerzeitung.ch)