Schweiz
Luftfahrt

Gaza-Krieg: Easyjet-Schweiz-Flugbegleiter wollen Tel Aviv nicht anfliegen

Passagiere verlassen das Flugzeug nach einem Europaflug der Fluggesellschaft Easyjet, am Sonntag, 22. April 2018 auf dem Flughafen Genf Cointrin. (KEYSTONE/Alessandro della Valle)
Easyjet plant die Wiederaufnahme seiner Flüge von Genf und Basel nach Tel Aviv am 31. März 2024.Bild: KEYSTONE

Easyjet-Schweiz-Mitarbeitende haben Angst, Tel Aviv wieder anzufliegen

Die Gewerkschaft SSP führte eine Umfrage unter dem Kabinenpersonal von Easyjet Suisse durch. Es stellte sich heraus, dass sich die Mehrheit aus Sicherheitsgründen weigerte, nach Tel Aviv zu fliegen. Jamshid Pouranpir von der Gewerkschaft erklärt sich gegenüber watson.
20.03.2024, 18:5420.03.2024, 18:54
Cynthia Ruefli / watson.ch/fr

«Heute gibt es keine Fluggesellschaft, die nach Kiew fliegt, warum sollte man dann nach Tel Aviv fliegen?», sagt Jamshid Pouranpir, Sekretär beim Schweizerischen Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD, französisch Syndicat des services publics (SSP)). Der Grund für seinen Ärger ist die geplante Wiederaufnahme der Easyjet-Flüge von Genf und Basel nach Tel Aviv am 31. März 2024.

«Ich erinnere daran, dass in Israel derzeit Krieg herrscht, es regelmässig zu Raketenangriffen kommt und der Luftraum nicht sicher ist.»
Jamshid Pouranpir, Gewerkschaftssekretär VPOD

Die Gewerkschaft VPOD führte kürzlich eine Umfrage unter den Flugbegleiterinnen und Flugbegleitern. 521 der über 700 betroffenen Angestellten antworteten, dass sie aus Sicherheitsgründen keine Flüge nach Israel durchführen wollten. Jamshid Pouranpir fügt hinzu: «Eine überwältigende Mehrheit ist gegen die Wiederaufnahme dieser Flüge, warum sollten sie also fortgesetzt werden?» Der Gewerkschafter nannte als Beispiel Easyjet Frankreich, die den Sozialpartnern mitgeteilt hatte, dass sie die Wiederaufnahme der Flüge nach Tel Aviv auf einen späteren Zeitpunkt verschieben würde.

«Wir erwarten von Easyjet Schweiz die gleichen Sicherheitsüberlegungen, die die französischen Crews genossen haben»
Jamshid Pouranpir, Gewerkschaftssekretär VPOD

Sicherheit laut Management garantiert

Die Gewerkschaft möchte nicht, dass der Flugbetrieb wieder aufgenommen wird, «bis ein Waffenstillstand und ein Friedensabkommen unterzeichnet sind». Von Seiten Easyjets wird bestätigt, «dass die Sicherheit und das Wohlergehen der Passagiere immer die höchste Priorität haben».

«Wir haben im Hinblick auf die Wiederaufnahme unserer Flüge nach Tel Aviv am 31. März eine umfassende Sicherheitsbewertung vorgenommen und werden die Situation weiterhin genau beobachten. Wir führen einen kontinuierlichen und offenen Dialog mit unseren Gewerkschaften und werden alle ihre Fragen direkt beantworten.»
Medienstelle Easyjet Schweiz

Die Gewerkschaft schliesst Aktionen bei der Wiederaufnahme der für den 31. März angekündigten Flüge nicht aus, möchte aber nicht mehr dazu sagen. Sie betont, dass es sich «nicht um eine politische Aktion handelt, sondern um Sicherheitsbedenken, die von der grossen Mehrheit des Personals geteilt werden». Sie fügt auch hinzu, dass 27 Angestellte sich freiwillig für diese Flüge melden wollten, aber «dies erweist sich als unzureichend für eine Wiederaufnahme des Flugbetriebs».

«Wir glauben, dass das Schweizer Management das Geschäft über die Sicherheit seiner Mitarbeiter stellt, denn die Easyjet-Flüge für den 31. März sind alle ausgebucht.»
Jamshid Pouranpir, Gewerkschaftssekretär VPOD

Vor Beginn des Krieges führte Easyjet sechs Flüge pro Woche von Genf und Basel nach Israel durch.

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5 Kommentare
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Musikuss
20.03.2024 20:00registriert September 2016
«Ich erinnere daran, dass in Israel derzeit Krieg herrscht, es regelmässig zu Raketenangriffen kommt und der Luftraum nicht sicher ist.» Ja das ist seit Jahren der Normalzustand in Israel, nur will das hier niemand zur Kenntnis nehmen, im Gegenteil man ist entrüstet, dass Israel den täglichen Terror nicht mehr duldet. Ich möchte die Empörung der Schweizer sehen, wenn die Jurassier täglich Raketen nach Bern geschossen hätten, um einen eigenen Kanton zu erhalten. Ja richtig, das durchaus vergleichbar!
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