Es war ein Sonntagabend. Wie jeden Tag stand auf der Abflugliste des Flughafens Newark um 21.55 Uhr die Bezeichnung LX19. Es ist die Verbindung der Swiss von New York nach Zürich. Doch weder die Crew noch die 236 Passagiere sollten am 31. März dieses Jahres ahnen, dass ihr Flug kurz nach dem Start wieder am Abflugort enden würde.
Grund dafür war ein renitenter Passagier an Bord. Verschiedene Medien berichteten, dass die Maschine zum Startflughafen zurückkehren musste und der Fluggast verhaftet wurde.
Nun sind Details des Vorfalls bekannt. Denn die zuständige Justizbehörde, die Staatsanwaltschaft von New Jersey, hat vor kurzem einen Bericht veröffentlicht, gestützt auf Untersuchungen eines FBI-Agenten. Demnach sah der Ablauf wie folgt aus.
Kurz nach Start verliess der belgische Passagier David P. (Name geändert) seinen Sitz und lief in Richtung einer Flugbegleiterin. Der 43-Jährige griff laut Report ihre Brüste mit beiden Händen. Dann schüttelte er die Frau und schrie sie an.
Die Kabinenangestellte konnte sich loslösen, ging in die Knie und rief ihre Teammitglieder um Hilfe. Kurz darauf marschierte David P. nach vorne, schlug immer wieder gegen die Cockpit-Tür und versuchte, sich Zutritt ins Cockpit zu verschaffen. Auch trat er mit den Füssen auf die Türe ein und warf sogar seinen ganzen Körper dagegen. Währenddessen fluchte er und schrie die Piloten an, sie sollen ihn hineinlassen.
Daraufhin näherte sich ein Mitglied der Kabinencrew dem aggressiven Passagier. David P. drehte sich nach einer kurzen Zeit zu ihm um und griff den Swiss-Flight-Attendant an. Er schlug und kickte diesen mehrmals. Dabei schlug er ihm mit der Faust ans Kinn und gegen die Schulter.
Während dieser Attacke konnte ein anderer Flugbegleiter per Durchsage um Hilfe rufen. Diesem Ruf folgten die Teammitglieder. Sie konnten in der Folge David P. auf den Boden drücken. Der Erste Offizier entschied sich in der Folge, den Flug nach Zürich abzubrechen und nach Newark zurückzufliegen.
David P. blieb bis zur Landung auf dem Boden, wo ihn die Mitglieder der Kabinencrew festhielten. Die Zeit bis dahin dürfte der Besatzung und den Passagieren ewig vorgekommen sein. Denn laut des FBI-Berichts versuchte David P. weiterhin die Flight Attendants anzugreifen. Er fluchte, schrie, spuckte und versuchte sie zu beissen. Zudem drohte er sie umzubringen.
Nach der Landung in Newark wurde der Belgier von der Polizei abgeführt. Der von ihm mit den Fäusten attackierte Flight Attendant wurde zur Behandlung seiner Verletzungen in ein Spital gebracht.
David P. ist in drei Punkten angeklagt: Belästigung von Kabinenpersonal durch Körperverletzung oder Einschüchterung, Körperverletzung und missbräuchlicher, sexueller Kontakt während eines Flugs. Nach einer Anhörung vor Gericht wurde er vor einigen Tagen gegen eine Kaution von 100'000 Dollar aus der Haft entlassen.
Für den ersten Anklagepunkt drohen dem Belgier eine Gefängnisstrafe von bis zu 20 Jahren und eine Busse von maximal einer Viertelmillion Dollar. Für den zweiten Punkt, die Körperverletzung, könnte ein weiteres Gefängnisjahr dazukommen sowie ein Strafgeld von 100'000 Dollar. Und bei einer Verurteilung beim dritten Punkt werden bis zu zwei Jahre hinter Gitter und ebenfalls eine Viertelmillion Dollar fällig. Laut der US-Staatsanwaltschaft handelt es sich bisher bloss um Anklagepunkte. Für David P. gilt die Unschuldsvermutung.
Swiss-Sprecher Michael Stief sagt auf Anfrage, dass der angegriffene Kabinenangestellte nur leicht verletzt wurde und kurz nach dem Vorfall mit der restlichen Crew zurück in die Schweiz reisen konnte. «Wir nehmen derartige Ereignisse sehr ernst und lassen unsere Besatzungen mit dem Erlebten nicht alleine.» Man stehe in engem Kontakt mit der gesamten Crew und biete auch Gespräche mit geschulten Expertinnen und Experten an.
Ein derart krasser Fall wie er sich an Bord des Flugs LX19 zugetragen hat, sei die Ausnahme, sagt Stief. Selbst habe man keine rechtlichen Schritte eingeleitet. «Wir arbeiten jedoch eng mit den Behörden zusammen, um solche Vorfälle in Zukunft zu verhindern.»
Laut dem Bundesamt für Zivilluftfahrt kam es im vergangenen Jahr zu 1347 Zwischenfällen bei Fluggesellschaften mit Sitz in der Schweiz wie der Swiss, Edelweiss oder Helvetic (CH Media berichtete). Das waren fast genauso viele Fälle wie im Vorjahr. 2022 war die Aviatik allerdings noch massiv von den Folgen der Coronapandemie geprägt, die Anzahl Flüge war deutlich geringer. Insofern nahm der prozentuale Anteil der Flugzeug-Flegel im Vergleich zum Passagiertotal ab.
2023 standen auf der Negativ-Hitliste die Ursachen «Nichtbefolgen der Anweisungen des Kabinenpersonals» sowie «verbal abuse», also verbale Entgleisungen. «Oftmals ist Alkohol im Spiel, zunehmend selbst mitgebrachter, es wird auf den Bordtoiletten geraucht oder gegen die Gurtanschnallpflicht verstossen», sagte Bazl-Sprecher Christian Schubert zuletzt gegenüber CH Media. Auffällig sei zudem die Zunahme an Fällen, bei denen die Crew die Polizei rufen musste. Und: «Unflätiges Verhalten an Bord hat in der Regel ein Strafverfahren zur Folge, und die Bussen sind in jedem Fall empfindlich.»
Weltweit hingegen nahm die Zahl der sogenannten «unruly passengers» 2023 auch prozentual zu. Laut dem Airline-Branchenverband Iata mit Sitz in Genf war im vergangenen Jahr auf jedem 480. Flug ein Rüpel-Passagier an Bord, 2022 nur auf jedem 568. (aargauerzeitung.ch)
Möge der Kerl für lange Zeit auf einer Flugverbotsliste stehen - solche Typen braucht niemand im Flieger.
¯\_(ツ)_/¯