Das Resultat im Februar war eine Ohrfeige - für die Swiss-Chefs, aber auch für die Gewerkschaft des Kabinenpersonals, die Kapers. Denn die Flight Attendants der Lufthansa-Tochter hatten die Einigung der beiden Parteien für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag deutlich abgelehnt. Dies, obwohl er Lohnerhöhungen von bis zu 18 Prozent beinhaltet hätte. Diese wären insbesondere den neu eintretenden Kabinenpersonal-Angestellten zugute gekommen - ihr Startsalär wäre von 3400 auf 4000 Franken gestiegen. Doch viele Kolleginnen und Kollegen älteren Semesters fühlten sich benachteiligt.
Swiss-Chef Dieter Vranckx und Kapers-Chefin Sandrine Nikolic-Fuss mussten darauf erneut an den Verhandlungstisch. Nach intensiven Gesprächen kam es Ende Oktober zu einer Einigung, ein so genanntes Memorandum of Unterstanding wurde unterschrieben. Nun nennen die Swiss und die Kapers erstmals Details dazu.
Der Vertrag sieht vor, dass das Basissalär um 400 Franken erhöht wird, auf 3868 Franken. Sprich: Statt 18 Prozent sind es nun noch knapp 14. Dies lässt darauf schliessen, dass die Swiss im Gegenzug bei anderen Punkten deutlich nachbesserte. Auch, weil die Airline dringend auf neues Personal angewiesen ist. Kein idealer Zeitpunkt also für Vranckx, um hoch zu pokern.
Der neue GAV beinhaltet denn auch einen Inflationsausgleich von 2 Prozent. Die Flight Attendants erhalten ihre Einsatzpläne früher und monatlich sieben fixe freie Tage. Ausserdem enthalte das vorgeschlagene Vertragswerk neue Teilzeitmodelle zum Beispiel für Eltern und Studentinnen und Studenten, wie die Swiss schreibt. Und die Crew-Mitglieder haben die Möglichkeit zu wählen, ob sie einen garantierten 13. Monatslohn oder einen erfolgsgekoppelten, variablen Lohnanteil möchten.
Wie die Kapers weiter ausführt, konnte sie auch attraktivere Übergangsbestimmungen beim Pensionsalter aushandeln und erreichen, dass bei den Spesen das Kabinenpersonal der Cockpit-Crew gleichgestellt wird. «Das Kabinenpersonal der Swiss hat schwierige Jahre hinter sich», sagt Nikolic-Fuss, «es ist nun höchste Zeit für eine angemessene Entlohnung und bessere Arbeitsbedingungen. Der vorliegende GAV ist ein Schritt in die richtige Richtung.» Laut Nikolic-Fuss ist er sogar doppelt so gut ausgefallen wie die erste Variante.
Für die Swiss bedeutet das: Doppelt so teuer. Alle vorgeschlagenen Massnahmen würden die Personalkosten in der Kabine um rund 200 Millionen Franken über die nächsten fünf Jahre hinweg erhöhen. «Der neue Vertrag bringt nicht nur mehr Lohn, sondern geht zudem besser als bisher auf die individuellen Bedürfnisse der über 3500 Flight Attendants ein und bringt ihnen damit mehr Lebensqualität», sagt Vranckx.
Die Konsultationsfrist dauert nun 15 Tage. Ab dem 25. November können die Gewerkschaftsmitglieder bis zum 19. Dezember abstimmen. Bei einer Annahme tritt der neue Gesamtarbeitsvertrag per 1. Januar in Kraft. Für die Annahme braucht es eine Zweidrittelmehrheit.