Nach einem Jahr Aussetzen ist am Donnerstagmorgen um Punkt 5 Uhr mit dem Urknall in Luzern die Fasnacht erwacht. Der Startschuss beim Seebecken mit tausenden Kostümierten machte den Sicherheitsabstand der Pandemie vergessen, Masken hatten aber wieder Hochkonjunktur.
Der Andrang war gross: An der Tagwache nahmen gemäss Schätzungen der Luzerner Polizei rund 16'000 Personen teil, das waren mehr als in den vergangenen Jahren. Die Stimmung sei aus polizeilicher Sicht friedlich, Meldungen von Sanitätseinsätzen oder Auseinandersetzungen habe es keine gegeben, hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Sorge bereitet hätten vereinzelte Feuerwerkskörper, die verbotenerweise in der Menge abgebrannt worden seien.
Der Fasnachtsauftakt, die Fritschi-Tagwache, liegt in Luzern traditionell in den Händen der Zunft zu Safran. Als deren Zunftmeister, auch Fritschivater genannt, waltet in diesem Jahr Viktor M. Giopp. Zusammen mit Fritschimutter Denise empfing er die Fritschifamilie, die mit dem Nauen bei trockenem Wetter mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt beim Schweizerhofquai eintraf.
Anschliessend marschierte der Tross, umrahmt von Guuggenmusiken, zum Kapellplatz. Anders als in früheren Jahren hielt sich das Gedränge in Grenzen. Beim Fötzeliregen schwirrten 200 Kilogramm Papierschnitzel vom Himmel. Sie stammen von 300 Telefonbüchern, von denen die Zunft angesichts der Digitalisierung vor einigen Jahren eine grosse Charge gekauft und eingelagert hat. Der Vorrat reiche noch einige Jahre.
Dass es dieses Jahr eine Luzerner Fasnacht im normalen Umfang gibt, ist erst seit dem weitgehenden Ende der Corona-Massnahmen definitiv. Während die Coronathematik bei den Kostümen kaum mehr eine Rolle spielte, waren trotz der kurzen Vorbereitungszeit auch aktuelle Sujets zu sehen.
So marschierte etwa Olympiasieger Marco Odermatt samt Skis und Nidwaldner Fahne durch die Gassen, Tennisspieler Novak Djokovic verpasste den Passanten mit einer Spritze Corona-Impfungen.
Nächster Höhepunkt ist der grosse Fritschi-Umzug, der um 14 Uhr beim Seebecken startet. Einige Guuggenmusiken holen dafür Kostüme der letzten Jahre wieder aus dem Schrank.
Am Güdismontag folgen die Tagwache der Wey-Zunft sowie der Wey-Umzug. Der Monstercorso bildet den Abschluss am Dienstagabend. So fulminant die Fasnacht in der Stadt Luzern startete, die Pandemie hinterliess ihre Spuren besonders auf der Luzerner Landschaft. Gab es da in früheren Jahren rund 100 Fasnachtsveranstaltungen, spricht die Luzerner Polizei dieses Mal von mehreren Dutzend.
In der Stadt Solothurn startet die Fasnacht in diesem Jahr fast wie in den Zeiten vor der Corona-Pandemie: Am Donnerstag um 5 Uhr ging es mit der gewohnt lärmigen Chesslete auf dem Friedhofplatz los.
Fasnächtler in ihren weissen Nachthemden nehmen jeweils ihre Glocken, Rätschen und Hörner in Betrieb und ziehen lärmend durch die Solothurner Altstadt und Vorstadt. Das Motto der Solothurner Fasnacht lautet in diesem Jahr: «VERCHERT22» («Verkehrt22»). Auf die grossen Fasnachtsumzüge wird jedoch verzichtet, denn für die Vorbereitung der grossen Wagen reichte die Zeit nicht mehr.
Die Stadt Solothurn nennt sich während der fünften Jahreszeit kurzerhand Honolulu. Der seit dem Jahr 1888 bekannte Brauch der Chesslete soll den Winter vertreiben – und für viel gute Laune sorgen.
Weiter wird am «Schmutzigen Donnerstag» auch in anderen Zentralschweizer Kantonen, im Aargau, in St.Gallen, Teilen des Tessins sowie im Wallis der Start in die fünfte Jahreszeit ausgiebig gefeiert. Bis am Aschenmittwoch ist es in den Stammlanden der Fasnacht mit der winterlichen Ruhe vorbei. (sda)