Schweiz
Medien

Schweizer Medien: Wer auf Mobile setzt, gewinnt

Schweizer Medienstudie: Wer auf Mobile setzt, gewinnt – watson gehört auch dazu 

26.10.2015, 12:0227.10.2015, 06:45
Mehr «Schweiz»

Statt zur Zeitung greifen immer mehr Menschen zum Smartphone. Von diesem Trend profitieren in der Schweiz jene Medien, die mehr auf Unterhaltung als auf relevante Themen aus Politik und Wirtschaft setzen. Zu diesem Schluss kommt das Jahrbuch Qualität der Medien.

Unterwegs und auf den kleinen Bildschirmen der Mobilgeräte würden offensichtlich weniger anspruchsvolle Inhalte bevorzugt, heisst es im Jahrbuch 2015, das heute veröffentlicht wurde. Jene Nachrichtenportale, die viele unterhaltsame Sport- und Human-Interest-Geschichten bringen, würden häufiger auf dem Smartphone gelesen.

So hat sich watson positioniert.
So hat sich watson positioniert.

So ist der Anteil der Mobilnutzer bei Onlineportalen wie 20minuten.ch, blick.ch und watson.ch höher als bei nzz.ch oder tagesanzeiger.ch. Von der zunehmenden Mobilnutzung profitierten diejenigen Medien, die stärker auf sogenannte Softnews ausgerichtet sind, resümieren die Studienautoren.

Diese Entwicklung wird durch die steigende Bedeutung von Facebook und anderen sozialen Medien noch verstärkt. Von den 200 Beiträgen, die letztes Jahr am meisten verlinkt, getwittert oder auf den Newssites kommentiert wurden, waren rund 60 Prozent Softnewsbeiträge. Dieser Trend erhöhe den Softnewsgehalt weiter und senke dadurch das Qualitätsniveau.

Wenn der Nachwuchs fehlt

Sorge bereitet den Studienautoren auch der Publikumsschwund beim höherwertigen Informationsjournalismus. Der Anteil der jungen Erwachsenen, die wenig bis keine Informationsmedien konsultieren, wachse an. Das sei eine «demokratiepolitisch alarmierende Entwicklung».

«Am stärksten gesunken ist die Qualität zwischen 2010 und 2014 laut Jahrbuch bei den Onlineausgaben der Gratis- und Boulevardpresse, gefolgt von der Abonnementspresse (on- und offline). Die höchste Qualität attestiert das Jahrbuch dem öffentlichen Radio, gefolgt vom öffentlichen Fernsehen, den Sonntags- und den Abo-Zeitungen.»

Für die Informationsmedien sieht es laut dem Jahrbuch auch finanziell düster aus. Die Zahlungsbereitschaft für Online-Informationsmedien sei weiterhin gering, die Werbeeinnahmen blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Das führe unter anderem zu mehr Konzentration und weniger Vielfalt in der Medienlandschaft.

Laut dem Jahrbuch sinkt die Qualität weiter

Reduziert hat sich im Zuge der Sparrunden die Leistung der Medien, Ereignisse einzuordnen. Insgesamt sei die Qualität der Schweizer Medien gesunken, lautet – nicht zum ersten Mal – der Befund des Jahrbuchs.

Am stärksten gesunken ist die Qualität zwischen 2010 und 2014 laut Jahrbuch bei den Onlineausgaben der Gratis- und Boulevardpresse, gefolgt von der Abonnementspresse (on- und offline). Die höchste Qualität attestiert das Jahrbuch dem öffentlichen Radio, gefolgt vom öffentlichen Fernsehen, den Sonntags- und den Abo-Zeitungen.

SRG und Google als Feindbilder

Die zunehmende Digitalisierung führe auch dazu, dass das Feld der Konkurrenten ausgeweitet werde, lautet ein weiterer Befund der Studie. Allerdings sei sich die Branche uneinig in der Frage, woher den traditionellen Medienunternehmen die grösste Konkurrenz drohe – von Technologie-Giganten wie Google und Facebook oder von der SRG.

Bild
Bild: KEYSTONE

In diesem Zusammenhang erwähnen die Autoren auch die Debatte über die Abstimmung über das neue Radio- und Fernsehgesetz (RTVG). Die SRG sei hier einer «in dieser Vehemenz neuartigen Skandalisierung» ausgesetzt gewesen.

Das Jahrbuch «Qualität der Medien Schweiz Suisse Svizzera» wird vom Forschungsbereich Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich verfasst und erschien dieses Jahr zum sechsten Mal. Ins Leben gerufen hatte es der Zürcher Soziologieprofessor Kurt Imhof, der in diesem Frühling im Alter von 59 Jahren starb. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
Was den Schweizerinnen und Schweizern am meisten Sorgen bereitet
Das Thema Gesundheit und Krankenkassen ist gemäss dem Sorgenbarometer der UBS die grösste Sorge der Schweizerinnen und Schweizer. Auch der Rest der Top-20-Sorgen der Bevölkerung ist stark materialistisch geprägt.

Auch 2024 hat das Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der UBS die Schweizer Bevölkerung zu Sorgen und Identitätsmerkmalen des Landes befragt. Hauptsorge im laufenden Jahr waren Gesundheitsfragen und Krankenkassen. Dieses Thema hat im Vergleich zum Vorjahr um 8 Prozentpunkte auf neu 48 Prozent zugelegt, hiess es in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Zur Story