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Bund darf künftig auf Handys von Asylsuchenden zugreifen

Bund darf künftig auf Handys von Asylsuchenden zugreifen

15.09.2021, 09:41
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Der Bund erhält künftig das Recht, Handys, Tablets und andere elektronische Datenträger von Asylsuchenden auszuwerten. Nach dem Nationalrat hat am Mittwoch auch der Ständerat einer entsprechenden Vorlage zugestimmt.

Die kleine Kammer nahm die Änderungen des Asylgesetzes mit 30 zu 12 Stimmen an. Das Geschäft ist bereit für die Schlussabstimmung.

Angestossen hatte die Vorlage der Zürcher SVP-Nationalrat Gregor Rutz mit einer parlamentarischen Initiative im Jahr 2017. Er argumentierte, dass viele Asylsuchende ohne Ausweispapiere in die Schweiz einreisen würden und deshalb ihre Identität nicht nachgewiesen werden könne.

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Gregor Rutz (SVP) reichte 2017 eine parlamentarische Initiative ein, um anzustossen, dass der Bund zukünftig mobile Datenträger von Asylsuchenden auswerten darf. Dadurch sollen Informationen über die Identität von Asylsuchenden gewonnen werden.Bild: keystone

Gemäss dem Parlamentsbeschluss kann das Staatssekretariat für Migration (SEM) künftig dann Handys, Tablets, Computer und USB-Sticks von Asylsuchenden auswerten, wenn die Identität, die Nationalität oder der Reiseweg des Asylsuchenden aufgrund der Identitätsausweise oder auf andere Weise nicht festgestellt werden kann.

Das SEM hatte von November 2017 bis Mai 2018 ein Pilotprojekt mit der Auswertung von mobilen Daten durchgeführt. In 15 Prozent der Fälle seien dabei nützliche Hinweise zur Identität oder zum Reiseweg der Gesuchsteller gefunden worden, bilanzierte das SEM.

Frage der Verhältnismässigkeit

Nach dem Nationalrat sah auch der Ständerat in der Auswertung von mobilen Datenträgern wie Mobiltelefone oder Tablets eine effiziente Methode, um Informationen über die Identität einer Person zu erhalten, wie der Tessiner SVP-Ständerat Marco Chiesa im Namen der Staatspolitischen Kommission (SPK-S) festhielt: «70 bis 80 Prozent der Asylsuchenden können ihre Identität nicht nachweisen.»

Die Überprüfung der elektronischen Daten solle nur «eine letzte Massnahme» sein, wenn alle andere Möglichkeiten ausgeschöpft seien, sagte Chiesa. Es handle sich um eine ausgewogene Lösung.

Der Präsident des Ständerates, Hans Stöckli, wirft dem Bundesrat bei der Lockerung der Coronavirus-Massnahmen vor, sich im Mikromanagement verirrt zu haben. (Archivbild)
Hans Stöckli (SP): «Wie Papiere können auch Handys plötzlich verschwinden.»Bild: KEYSTONE

Die Fraktionen von SP und Grünen lehnten die Überprüfung der elektronischen Daten grundsätzlich ab. Für sie stellt die Vorlage einen «unverhältnismässigen Grundrechtseingriff» dar. Ständerat Hans Stöckli (SP/BE) stellte auch die Praxistauglichkeit der Lösung infrage: «Wie Papiere können auch Handys plötzlich verschwinden.»

«Nur in wenigen Fällen»

Justizministerin Karin Keller-Sutter erinnerte daran, dass das Gesetz «nur in wenigen Fällen» angewendet werden solle. Die Überprüfung eines Datenträgers stelle einen schwerwiegenden Eingriff in das Grundrecht auf Schutz der Privatsphäre dar. Das Verhältnismässigkeitsprinzip müsse eingehalten werden.

Die Auswertung könne im Einzelfall zwar dazu führen, dass gewisse Verfahren länger dauerten, sagte Keller-Sutter, jedoch sei jedoch davon auszugehen, dass der Wegweisungsvollzug beschleunigt werden könne. Auch in mehreren anderen Staaten wie Deutschland oder den Niederlanden würden mobile Datenträger ausgewertet.

Wann der Bundesrat die Regelung in Kraft setzt, ist noch unklar. Sicher ist dagegen, dass drei Jahre nach Inkrafttreten der Gesetzesrevision dem Parlament ein Bericht über die Zweckmässigkeit, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der Massnahme unterbreitet werden soll. (yam/sda)

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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tss
15.09.2021 10:10registriert Juni 2020
Wenn Asylsuchenden was zu verbergen haben stimmt doch was nicht. Die Identität festzustellen ist auch für die Sicherheit der Bevölkerung wichtig.
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chäsli
15.09.2021 11:12registriert November 2017
Es wird langsam Zeit, dass Asyl-Touristen die ihre Herkunft verschweigen, entsprechend behandelt werden. Das heisst, Handys durchsuchen, Erkennungsdienstlich behandeln, Fingerabdrücke, DNA, Foto usw. Diese Leute tanzen uns lachend auf dem Kopf herum. Mit hat vor einiger Zeit so ein Typ gesagt, ihr solltet hören, was die über euch reden.
Diese Lügen werden von Flüchtlings- und div. Hilfswerken mit Steuergeldern unterstützt.
Da müssen wir uns nicht fragen wer blöd ist, sie die Profiteure oder wir die Steuerzahler.
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BlauerPulli
15.09.2021 13:59registriert April 2019
Die Asylsuchenden wollen in die Schweiz, also sollen sie auch alle Karten offen legen. Ist nur fair.
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