IT-Panne beim Bund – und das ausgerechnet in der grossen Krisenübung
Während zwei Tagen übt der Staat in Bern den Ernstfall. Es ist eine grosse Sache. Mit Martin Pfister und Ignazio Cassis sind laut Tamedia-Zeitungen zwei Bundesräte involviert. Dazu kommen Vertreterinnen und Vertreter der Bundesverwaltung, alle Kantone, das Fürstentum Liechtenstein und fünf Städte. Und nicht weiter beschriebene «Dritte», die dazu beitragen sollen, «das nationale Krisenmanagement weiter zu stärken, auch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit dem Ausland». So hat es das Finanzdepartement am 3. November mitgeteilt.
Am Donnerstagmorgen startet die Übung, die «eine hybride Bedrohung der Schweiz» zum Thema hat. Was das genau heisst, verrät der Bund vorerst nicht: «Das Szenario bleibt bis zur Übung vertraulich.» Dem Vernehmen nach geht es um einen Konflikt, in den Nachbarländer der Schweiz involviert sind. Es kommt auch zu massiven Cyber-Angriffen.
Problem bei der Verbindung ins Internet
Nun zeigen Recherchen, dass das fiktive Szenario am Donnerstagmorgen frontal mit der Realität kollidierte. Die Übung war gerade angelaufen, da erlitt die Informatik des Bundes eine grössere Störung. Das Krisen-Drehbuch sowie Videos waren laut zwei Quellen für die Teilnehmenden der Übung kurzfristig nicht mehr abrufbar. Und es stellte sich ihnen die bange Frage: Ist das nun ein echter Ernstfall – oder bloss die Simulation einer zusätzlichen Krise im Krisenfall? Eine Superkrise?
Eine Anfrage bei der Bundeskanzlei zeigt: So einfallsreich und raffiniert waren die Drehbuchautoren der Krisenübung nicht. Der Ausfall sei «eine echte Störung», nicht Teil des Übungsszenarios, teilt sie mit. Der Ausfall habe die gesamte Bundesverwaltung betroffen. So seien insbesondere die Onlinekonferenzlösung Microsoft Teams und das gesamtschweizerische Behörden-Login AGOV teilweise ausgefallen.
«Der Zugriff in der Bundesverwaltung war bis kurz nach dem Mittag erschwert oder nicht möglich», schreibt die Bundeskanzlei. Die Panne sei auf eine Störung im Bereich des Netzübergangs vom Bundesnetz ins Internet zurückzuführen. «Die Ursache wird analysiert.» Anders als von Teilnehmenden rapportiert, habe die Störung keine negativen Konsequenzen in Bezug auf die Übung gehabt.
Wie auch immer. Am Donnerstagnachmittag um 16 Uhr meldete die Bundeskanzlei: «Die Situation hat sich mittlerweile stabilisiert, der Zugriff auf Microsoft Teams und AGOV ist wieder möglich.»
Und die Behörden können sich wieder ungestört der Krisenbewältigung widmen. (aargauerzeitung.ch)
