Der Frust über die krankheitsbedingte Absage der Band Florence + the Machine am Zürich Openair hat die Dimension des Prime Towers, also schon ziemlich gross. Der Ärger über die Reaktion der Festivalverantwortlichen gleicht allerdings dem Empire State Building – zumindest bei Teilen der Besucher. Anstelle der international bekannten Headliner aus England tritt der Schweizer Künstler Faber am Freitag am ZOA auf, eine Rückerstattung der Tickets gibt es nicht. Das Festival verweist auf die über 20 weiteren Acts, die an diesem Tag auf der Bühne stehen, und auf die Foodstände auf dem Areal.
In den Kommentaren unter dem Absage-Post auf Instagram ärgern sich speziell User aus dem Ausland, die extra für Florence + the Machine angereist sind, über den nicht adäquaten Ersatz. Für einen Auftritt in Frankreich am «Rock en Seine», den die Band um Frontfrau Florence Welch ebenfalls absagen musste, konnte als Lückenbüsser die US-amerikanische Hip-Hop-Kombo Cypress Hill verpflichtet werden. Definitiv eine Nummer grösser als der zweifellos talentierte und erfolgreiche Faber.
Christoph Bill, Gesamtleiter des Heitere Open Air und Präsident der Schweizer Konzertveranstalter-Vereinigung SMPA, kann den Frust über die Absage verstehen. Er appelliert aber ans Verständnis der Besucher: Künstlerinnen können auch krank werden und der Veranstalter sei kurzfristig vor vollendete Tatsachen gestellt worden.
Zum Argument einiger ZOA-Besucher, die auf Cypress Hill als Ersatz für Florence + the Machine am «Rock en Seine» verweisen, sagt Christoph Bill:
Dass es nicht ganz einfach sein dürfte, für einen internationalen Headliner so kurzfristig einen gleichwertigen anderen Act aufzutreiben, zeigt ein Interview mit Adrian Brugger, das im vergangenen November erschienen ist. Brugger ist Festivalleiter des Stars in Town in Schaffhausen und sagt zu den generellen Herausforderungen des Geschäfts:
Nebst der Tatsache, dass Faber für Florence + the Machine in die Bresche springt, ärgern sich Festivalbesucher auch darüber, dass Tickets nicht zurückerstattet werden können. Dazu meint SMPA-Präsident Christoph Bill:
Bill kennt das Problem mit Absagen von seinem eigenen Openair, auch bei ihm sei dies schon vorgekommen. Allerdings unterscheide sich das Heitere Open Air von verschiedenen anderen Festivals dahin gehend, dass viele gleichwertige Acts aufträten, es falle daher meist weniger ins Gewicht, wenn jemand absagen müsse. Das Vorgehen des Zürich Openairs finde er jedoch in Ordnung. «Viele Optionen, so kurzfristig einen adäquaten Ersatz aufzutreiben, hatten sie vermutlich nicht.»
Auch Stars-in-Town-Festivalleiter Adrian Brugger hat sich im angesprochenen Interview zur Absage-Thematik geäussert. Falle ein Headliner aus, – wie heuer am ZOA passiert – sei dieser fast nicht zu ersetzen. Es sei eines der vielen nicht kalkulierbaren Risiken, die ein Festival eingehen müsse.
Dass Absagen an Schweizer Festivals vorkommen, ist unbestritten. Heitere-Chef Christoph Bill betont jedoch: «Wenn man schaut, wie viele Bands verpflichtet werden in einem Schweizer Festivalsommer und wie wenige absagen müssen, dürfen wir sehr zufrieden sein.»
Geniesst die Musik, das Sommerwetter und habt Spass. Rumnörgeln können wir dann am Montag im Büro wieder.
Das war ja wohl in etwa das grösste Problem des Ganzen.