«Über den Wundern der Ferne vergiss nie die herrliche Natur, die silbernen Gebirge deines Vaterlandes», schrieb Gottfried Keller im ausgehenden 20. Jahrhundert über die Schweiz. Heute erschwert die Corona-Pandemie das Reisen in die Ferne. Zum Glück hat die Schweiz – wie Keller bereits angedeutet hat – ebenfalls viel Reizvolles zu bieten.
Wer in diesen Tagen einen Ausflug plant, sollte sich vielleicht dem Kanton Glarus zuwenden – genauer dem Martinsloch über Elm. Es handelt sich dabei um eine spezielle Gesteinsformation, ein Loch in der Alpenwand.
Und zweimal im Jahr – jeweils im Frühling und im Herbst – scheint die Sonne am Morgen durch genau dieses Loch auf das Dorf Elm. Das nächste Mal findet das sogenannte Sonnen-ereignis am 13. und 14. März statt. Am Sonntag scheint die Sonne um 8:54 Uhr auf die Kirche und am Montag um 8:54 Uhr auf das Gasthaus Segnes in Elm.
Der Sage nach soll der heilige Martin bei einer Passübersteigung mit seinem Bergstock nach dem dort hausenden Teufel gehauen und diesen dabei verfehlt haben. Der Schlag soll dabei die Felswand am Fusse der Tschingelhörner getroffen und ein Loch hinterlassen haben.
Die Wissenschaft ist nicht minder begeistert vom Alpen-Phänomen:
Denn das Loch ist durch Erosion zwischen den beiden dort zusammentreffenden Gesteinsschichten entstanden und hat dabei eine «Felsbrücke» hinterlassen.
Das Loch taucht bereits in Chroniken aus dem 17. Jahrhundert auf. Zudem soll es einer der Gründe gewesen sein, warum der Kanton Glarus erst 1798 – also hundert Jahre nach dessen Einführung – den gregorianischen Kalender verwendet haben soll: «Einer der Gründe für die späte Anerkennung war anscheinend der, dass nachher die Sonne nicht mehr an den richtigen Tagen durch das Martinsloch bei Elm scheinen werde», schrieb der Naturphilosoph Wilhelm Blendinger in einem Beitrag zum Martinsloch in der Astronomie-Zeitschrift Orion von 1973.
Mittlerweile ist das Martinsloch ein beliebtes Ausflugsziel in der Schweiz. Es ist zu Fuss von beiden Bergseiten her erreichbar. Zudem veranstaltet Elm-Tourismus zum Sonnenereignis hin ein kleines Event. Treffpunkt ist die Kirche in Elm um 8:30 Uhr am Sonntag.
Einen Monat später findet dann noch ein Mondereignis statt. Am Abend des 15. Aprils ist der Mond durch das Martinsloch von Elm aus sichtbar. Der Mond wird dann fast vollständig von der Sonne beschienen, Vollmond ist am 16. April.
Solltest du dich für einen Ausflug nach Elm entscheiden, haben wir dir hier die wichtigsten drei Fragen und Antworten zusammengesucht:
Im März findet das Sonnenereignis am Wochenende des 13. und 14. statt. Am Sonntag beginnt es um 8:54 Uhr und am Montag um 8:48 Uhr. Das nächste Mal scheint die Sonne dann im Herbst durch das Martinsloch auf Elm herunter. Am 30. September beginnt das Spektakel um 9:32 Uhr und am 1. Oktober um 9:33 Uhr.
Vom Dorfkern von Elm und von der Kirche aus sieht man das Martinsloch sehr gut. Tatsächlich ist die Sonne im Umland auch an anderen Daten durch das Martinsloch zu beobachten. Am 13. und 14. März trifft der Lichtkegel jedoch das Dorf perfekt.
Zwar geht die Sonne zum Zeitpunkt des Ereignisses erst auf und die Strahlkraft ist noch nicht sehr hoch, trotzdem sollte man es vermeiden, direkt in die Sonne zu blicken. Es gelten also die gleichen Regeln wie bei einer Sonnenfinsternis.
Wettertechnisch sieht es besonders für den Sonntag gut aus. Doch auch am Montagmorgen stehen die Chancen gut, dass die Sonne nicht durch Wolken verdeckt wird. (leo)