Schweiz
Post

Die Schweizer Post bricht mit dem Portugal-Trick ihr Versprechen

NICHT VERWENDEN! 
DIE POST ARBEITET NICHT MEHR IN DIESEM GEBÄUDE 
/kma
Die Post geht neue Wege und verlagert Jobs ins Ausland.Bild: KEYSTONE

Personalabbau in der Schweiz: Die Post bricht mit dem Portugal-Trick ihr Versprechen

Die Post verlagert mindestens 140 Jobs ins Ausland – um Kosten zu sparen. Nun wird die Politik aktiv.
20.09.2025, 10:3620.09.2025, 10:36
Florence Vuichard / ch media

Wolfgang Eger kann vieles. Nicht weniger als 44 Kenntnisse sind in seinem Profil bei der Onlineplattform Linkedin aufgelistet. Zuoberst: «Outsourcing», also das Auslagern von Dienstleistungen und Jobs. Und genau das tut Eger nun auch als oberster IT-Chef bei der Post: Er lagert Arbeitsplätze aus, von der Schweiz nach Portugal.

Und das, obwohl er vor drei Jahren genau das Gegenteil versprochen hatte. «Die Post verlagert keine IT-Stellen ins Ausland», hielt der Staatskonzern damals fest, als er die Schaffung eines IT-Ablegers in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon publik machte.

Drei Jahre später ist das Makulatur. Die Post verschiebt nun sicher 140 IT-Stellen aus der Schweiz nach Portugal. Damit stockt die Post die Zahl der Vollzeitstellen in ihrem IT-Campus von Lissabon bis 2030 von heute 60 auf 200 auf. Hinzu kommen 60 weitere, externe Mitarbeitende, die dort zwar für die Post arbeiten, aber nicht von der Post angestellt sind. Im Gegenzug schrumpft der Personaletat in der Heimat.

Heute zählt die Post in der Schweiz 1440 IT-Vollzeitstellen, bis 2030 soll es hier «rund 500 interne Vakanzen» geben, aufgrund «natürlicher Fluktuation und Pensionierungen». Damit werde der Stellenabbau in der Schweiz abgefedert. «Es soll keine Kündigungen geben», heisst es bei der Post. Wie gross die IT-Abteilung in der Schweiz in Zukunft sein wird, will der Konzern in Bundesbesitz nicht sagen. Damit beantwortet sie auch die Frage nicht, ob jetzt «nur» die besagten 140 oder 200 Stellen abgebaut werden – oder mehr.

Jetzt geht es ums Sparen

Vor drei Jahren äusserten die Sozialpartner zwar ihre Skepsis, fügten sich jedoch – vielleicht auch wegen der abgegebenen Versprechen. Die Post sichere sich mit dem Portugal-Projekt nur «jene IT-Fachkräfte, die wir in der Schweiz nicht mehr ausreichend rekrutieren können», sagte Eger damals. Argumentiert wurde einzig mit dem hiesigen IT-Fachkräftemangel. Zudem wurde insinuiert, dass die Post so via Lissabon neue IT-Fachkräfte in die Schweiz lotsen könnte.

Die Post spricht zwar weiterhin von Fachkräftemangel, auf Nachfrage räumt Eger gegenüber der «Schweiz am Wochenende» aber auch ein: «Für die Post spielen indessen auch wirtschaftliche Überlegungen und der steigende Kostendruck eine Rolle.» Und weiter: «Die Schweiz ist und bleibt der Hauptstandort und Drehscheibe für unsere Informatik.» Die «grosse Mehrheit der IT-Stellen» werde deshalb nach wie vor in der Schweiz rekrutiert und besetzt.

Wie viel der Bundesbetrieb mit der Verlagerung der 140 Stellen einsparen will, verrät er nicht. Die Post hält nur fest, dass das Lohnniveau in Portugal unter dem Schweizer Niveau liege, auch wenn sie in Lissabon nach eigenen Angaben «überdurchschnittlich gute Anstellungsbedingungen» anbietet.

Politik soll eingreifen

Der Verlagerungsentscheid wurde Anfang September vom Verwaltungsrat der Post abgesegnet – und wird nun umgesetzt. Bei den Sozialpartnern ist die Enttäuschung ob der Täuschung gross. «Die Argumentation mit dem Fachkräftemangel funktioniert nicht mehr», sagt Kerstin Büchel vom Personalverband Transfair. «Die Post will ja nicht einmal mehr versuchen, offene Stellen in der Schweiz zu besetzen.» Die Auslagerung zukunftsträchtiger Arbeitsplätze schade dem Postkonzern und dem Wirtschaftsstandort, sagt auch Matthias Loosli von der Gewerkschaft Syndicom. «Das ist der völlig falsche Weg».

Und laut den Sozialpartnern ist es auch ein gefährlicher Weg. Transfair-Geschäftsleitungsmitglied Büchel jedenfalls befürchtet, dass das Portugal-Projekt erst der Anfang von weiteren Outsourcing-Übungen sein könnte. «Was kommt als nächstes?», fragt sie mit Blick auf die E-Post-Pläne des Bundesbetriebs.

Die Gewerkschaften wünschen sich in ihrem Kampf gegen die Verlagerungspläne der Post Hilfe von aussen: «Jetzt muss die Politik aktiv werden», fordert Büchel. Die Post gehört zu 100 Prozent dem Bund, er müsse als Eigentümer dafür sorgen, dass diese Stellenverlagerung ins Ausland gestoppt werde.

Erste Parlamentarier sind, aufgeschreckt durch einen Artikel der Tamedia-Zeitungen, schon aktiv geworden: Der Genfer SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor etwa oder sein freisinniger Ratskollege aus dem Waadtland, Olivier Feller. Bundesrat Albert Rösti versuchte diese Woche im Plenum die Gemüter zu beruhigen, etwa mit dem Umstand, dass hierzulande keine Entlassungen geplant seien. «Das ist mir ebenfalls wichtig», sagte der Post-Minister. Addor genügt das nicht. Er hat schon den nächsten Vorstoss nachgereicht. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
77 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Spellbinder
20.09.2025 11:03registriert September 2017
Sorry, aber das geht einfach nicht.
Mit Steuergeldern und Subventionen Leute im Ausland beschäftigen, die dann weder hier konsumieren, noch in die hiesigen Sozialwerke oder in die Staatskasse einzahlen.
17217
Melden
Zum Kommentar
avatar
HerbertBert
20.09.2025 11:02registriert Juni 2018
Niemanden in der Schweiz zu entlasten bedeutet aber gleichzeitig, dem Schweizer Nachwuchs viele Stellen zu verwehren, damit Manager eine schöne Bilanz haben.


Für einen Betrieb der 100% dem Schweizer Staat gehört, finde ich sollte dies nicht möglich sein. Outsourcing auf Kosten der Zukunft zu betreiben.

Ja, die Post finanziert sich zu 100% selbst, zahlt sogar Dividende an die Schweiz. Alles Geld, was in der Schweiz gewonnen wird und vor allem Dank dem Vertrauen der Kunden in einen Staatsbetrieb erwirtschaftet wird.


Ich finde, die Politik muss gier klare Grenzen setzen.
1115
Melden
Zum Kommentar
avatar
Offi
20.09.2025 14:04registriert Januar 2018
Die Stelle des Herrn Eger sollte man auch nach Portugal auslagern, da könnte die Post sicher auch viel Lohnkosten einsparen.
510
Melden
Zum Kommentar
77
Seufzen ist gut für die Gesundheit, sagt eine Studie der ETH
Ein tiefer Seufzer und wir fühlen uns gleich wohler. Das befreiende Gefühl in der Brust tut gut. Ein Forscherteam der ETH Zürich hat nun herausgefunden, wie das funktioniert.
Immer wieder mal kommt uns ein Seufzer aus der Brust. Sei es aus Erleichterung oder weil wir genervt sind. Forschende der ETH Zürich haben nun herausgefunden, dass tiefe Atemzüge wie ein Seufzer die Oberflächenspannung der Flüssigkeit in der Lunge verringern und so das Atmen erleichtern. Seufzen ist gesund – wie tiefe Atemzüge.
Zur Story