Schnell noch einen Brief abschicken, aber keine Briefmarke zur Hand? Mit einer SMS an die Nummer 414 war dieses Problem schnell gelöst. Die Post schickte einen zwölfstelligen Code, der als Briefmarkenersatz diente. Die Briefmarke in Form eines Codes gibt es zwar noch. Seit Anfang Juli kann sie jedoch nicht per SMS, sondern nur noch über die Post-App mit einem Swiss-ID-Login gekauft werden.
Die Post begründete den Angebotswechsel vor allem mit der Digitalisierung. Immer mehr Kundinnen und Kunden würden die Post-App auf ihren Smartphones nutzen. «Logisch also, dass die Post digitale Briefmarken auch in der App anbietet», teilte der Staatsbetrieb mit. Ausserdem würden mit der Nachfolgelösung «Digital Stamp» die Funktionen erweitert, hiess es.
Tatsächlich konnte mit der abgeschafften SMS-Briefmarke lediglich ein Standardbrief mit A-Post verschickt werden, das heisst Briefe, die nicht mehr als 100 Gramm wiegen und nicht grösser sind als B5. In der App besteht nun die Wahl zwischen A- und B-Post sowie zwischen Standardbrief und Grossbrief bis B4. Jedoch sind dies nicht alle Frankieroptionen, wie ein Leser dieser Zeitung kürzlich empört feststellte, nachdem er für einen Brief deutlich mehr als den regulären Preis bezahlt hatte.
Weil die Kategorie Midibrief (bis B5 und 250 Gramm) in der Post-App nicht aufgeführt ist, wählte er die Option Grossbrief – und bezahlte 2.10 Franken statt des regulären Preises von 1.40 Franken. Dass in der App neben dem Midibrief auch der schwerere Grossbrief bis 1000 Gramm fehlt, bemerkte der Leser erst später, als er am Computer den Onlineshop der Post besuchte und dort das vollständige Frankierangebot vorfand. Nur die wenigsten würden die beiden Dienste miteinander vergleichen, schreibt er.
Auf die Frage, wieso nicht alle verfügbaren Briefmarken in der App erhältlich sind, schreibt die Post, sie richte das Angebot nach der Nachfrage aus und fokussiere auf die meistgenutzten Briefformate und Versandoptionen. Zudem werde damit eine möglichst einfache Bedienung der App sichergestellt.
Aktuell sei nicht geplant, das Angebot zu erweitern, teilt der Staatsbetrieb weiter mit und verweist auf den Onlinedienst «Webstamp», wo Briefmarken für alle Briefformate zum Ausdrucken erhältlich sind. Doch gerade weil die Post immer wieder betont hat, wie viele Kundinnen und Kunden ihre mobilen Dienstleistungen nutzten, dürfte diese Argumentation die Kundschaft nicht wirklich überzeugen. Werden Konsumentinnen und Konsumenten durch das neue Angebot in der App nicht viel mehr dazu verleitet, mehr zu bezahlen, als sie eigentlich müssten?
Bei der Stiftung für Konsumentenschutz löst die postalische Erklärung zum limitierten APP-Angebot Kopfschütteln aus. Der Leiter Politik und Wirtschaft, André Bähler, sagt:
In der Zwischenzeit empfiehlt er den Konsumentinnen und Konsumenten als Alternative zur Post-App auf den Onlinedienst «Webstamp» auszuweichen, da immerhin dort alle Marken für sämtliche Briefformate ausgedruckt werden könnten.
Etwas milder gestimmt ist der SKS-Konkurrent Konsumentenforum. Dessen Präsidentin Babette Sigg Frank verteidigt die Post in ihrem Bestreben, nur Marken für die gängigsten Sendungen anzubieten. Die App bleibe dadurch übersichtlich und benutzerfreundlich, was insbesondere älteren Benutzern zugutekomme.
Ganz generell finde ich dass - notabene staatliche - Unternehmen mit Grundversorgungsauftrag die Kunden bei ihren Online-Diensten nicht zur Nutzung eines Drittanbieters (SwissSign in dem Fall) zwingen dürfen sollten. Ich muss ja schliesslich auch keine Identitätskarte vorweisen wenn ich am Schalter Briefmarken kaufe...