Es fühlt sich ein wenig an wie das Wiedersehen mit einem verschollenen Bekannten: In Zürich ist ein neues Tag von Europas wohl bekanntestem Sprayer Puber aufgetaucht – allerdings kein illegales.
Pubers Tags zieren nun eine Wand im Untergeschoss des Restaurants «Neo» an der Zürcher Europaallee. «Puber hat uns vor rund einem Monat besucht und wollte gerade beginnen, an der Bar zu taggen, bevor ich ihn davon abhalten konnte», sagt einer der Besitzer, selber Künstler.
Er kennt Puber seit Kindesbeinen. «Ich respektiere seine Kunst», sagt er. Puber scheint auch seinen Freund zu respektieren, denn er schreibt seinen Namen zusammen mit seinem: «Puber und Mate».
Die Entdeckung des neusten Puber-Werks in der Schweiz fällt auf genau ein Jahr nach dem Schuldspruch gegen den Sprayer in Wien. Nachdem der Schweizer mit seinen Tags praktisch ganz Wien zu seinem Revier gemacht hatte, verurteilte ihn ein österreichischer Richter zu einer 14-monatigen Haftstrafe, vier Monate davon unbedingt. Trotzdem konnte der Zürcher das Gefängnis gleich nach dem Urteil verlassen – er hatte die Strafe schon in Untersuchungshaft abgesessen.
Seit seiner Freilassung stellte sich die Frage, ob Puber nach Zürich zurückkehren oder in Wien bleiben würde. Denn in Wien ist er auf eine dreijährige Probezeit gestellt und in der Schweiz läuft schon seit Längerem ein unabgeschlossenes Ermittlungsverfahren gegen ihn. Vorwärts kommen will dieses allerdings nicht richtig. «Es ist in solchen Fällen oft schwierig, eine ausreichende Beweislage zu schaffen», sagt der verantwortliche Staatsanwalt Urs Lechner gegenüber Blick. «Den Täter in flagranti zu erwischen wäre weitaus effizienter.» Das hat aber seines Wissens in der Schweiz noch keiner geschafft.
Doch kann ein Puber das Sprayen sein lassen? Der Neo-Besitzer und Freund glaubt nicht daran: «Puber wird nie aufhören zu sprayen», sagt er. «Puber lebt das Sprayen.»
Er ist der Meinung, dass viel Unwahres über den Sprayer verbreitet wurde. «Puber wird missverstanden», sagt er. Die Vorwürfe in Wien, Puber «crosse» Werke anderer Künstler – ein verpönter Akt in der Szene – seien ungerechtfertigt. «Puber crossed nie unbegründet andere Künstler», sagt er. Das Auftragswerk von Streetart-Künstler Roa in Wien beispielsweise habe er nur übersprayt, weil für das Bezahl-Werk ein anderes Oldschool-Graffiti übermalt wurde.
«Puber ist ein Sprayer der alten Schule, der die Regeln genau kennt und sie lebt, ohne Kompromisse», sagt der Weggefährte. Er lebe mit seinem archaischen Stil die ursprüngliche Ghetto-Graffiti-Kunst. Und das würde er immer tun. (rar)
Ich spraye also auch mal einfach meinen 'Namen' an freie Stellen an einem Haus und fühle mich dann missverstanden.
Sollte es Puber wagen, mein Haus zu taggen, müsste er sich aber sehr warm anziehen. Für solch dumme Schmierereien habe ich keinerlei Verständnis.
Ein echter Harald Nägeli hingegen oder sonst ein Werk eines echten Grafitikünstlers könnte ich an meiner Fassade (aber bitte vorher fragen) durchaus akzeptieren.