Reise-Blog rät von Trips in diese Schweizer Bergregion ab
Die Jungfrauregion hat es bereits in viele Listen der schönsten und beliebtesten Orte der Welt geschafft. Doch nun taucht die Ortschaft in einer Liste von Orten auf, die man sogar meiden sollte – aus Gründen der Nachhaltigkeit.
Der Reiseführer «Fodor’s» rät von Reisen in die Jungfrauregion ab. Die Ortschaft brauche eine Pause vom Massentourismus, um die Natur sowie die Lebensqualität zu schützen. Auch das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes berichtete über die Liste, die kein Aufruf zum Boykott darstellt, sondern als Hinweis auf Reiseziele dienen soll, bei denen der Tourismus Natur und lokale Gemeinschaften übermässig belastet.
Einheimische leiden unter dem Massentourismus
Konkret erwähnt das Tourismus-Portal die Jungfraubahnen, die jährlich neue Besucher- und Gewinnrekorde erzielen. «Der Eiger Express bringt Besucher in nur 15 Minuten von Grindelwald bis an den Rand des Eigergletschers. Für die Einheimischen hat diese Bequemlichkeit ihre Schattenseiten: Reisebusse verstopfen die schmalen Bergstrassen, die Wanderpfade rund um die Kleine Scheidegg zeigen deutliche Abnutzung, und Reisegruppen drängen sich an den einst ruhigen Wasserfällen von Lauterbrunnen», steht in dem Beitrag. Die Region ist vor allem bei asiatischen Touristen sehr beliebt.
Zu Wort kommen auch Einheimische, wie etwa Mico Witzke, der das Restaurant Eigernordwand und das Alpinhotel Bort oberhalb von Grindelwald leitet. Er beobachtet, dass es inzwischen deutlich mehr Tagesgäste gibt, die meist nur ein oder zwei Nächte bleiben. «Sie kommen an, fahren mit der Seilbahn, machen Fotos und reisen wieder ab.» Er wünscht sich, dass die Besucher sich mehr Zeit nehmen, um die Natur zu geniessen. «Viele merken gar nicht, wo sie sich eigentlich befinden – sie gehen einfach dorthin, wo alle anderen Touristen hingehen», so Witzke.
Kurztrip mit Folgen
Diese Beobachtung teilt auch der Hotelinhaber Matthias Michel: «Die Sommergäste sind oft Rundreisende, die von einem Hotspot zum nächsten hetzen und ein vollgepacktes Programm haben. Da ihnen wenig Zeit bleibt, bekommen sie kaum Gelegenheit, die lokale Kultur wirklich kennenzulernen.»
Der Zustrom von Tagesausflüglern verschärft die Situation in dem ohnehin schon sehr beliebten Ort, der sich von den Tälern Interlakens bis zu den imposanten Gipfeln von Eiger, Mönch und Jungfrau erstreckt. «Tagesbesucher nutzen die touristische Infrastruktur, ohne die örtliche Kurtaxe zu entrichten», sagt Michel. Oft beschränke sich der Konsum auf die Geschäfte der grossen Bahnunternehmen. Der Durchschnittsbürger würde von dem Tourismus kaum profitieren.
Ein weiteres Problem, das der Massentourismus mit sich bringt: der Wohnungsmangel. Viele Hausbesitzer vermieten ihre Wohnungen lieber über Airbnb, statt sie dauerhaft an Einheimische zu vergeben, erklärt Michel. Denn Kurzzeitvermietungen seien finanziell attraktiver und dienen oft als Sicherheit gegenüber der Bank.
Des Weiteren rät «Fodor’s» von Reisen auf die Kanarischen Inseln, in die Antarktis, nach Mexiko-Stadt, auf die Isola Sacra sowie in den Glacier-Nationalpark ab. (cst)
