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Jungfrauregion im Berner Oberland: Reise-Blog rät von Besuchen ab

Personen geniessen das schoene und milde Wetter mit Blick Eiger, Moench und Jungfrau, am Sonntag, 4. Februar 2024, im Schadaupark in Thun. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Diese Schweizer Bergregion steht bei einem bekannten Reise-Blog auf der «No List».Bild: keystone

Reise-Blog rät von Trips in diese Schweizer Bergregion ab

25.11.2025, 09:5325.11.2025, 09:53

Die Jungfrauregion hat es bereits in viele Listen der schönsten und beliebtesten Orte der Welt geschafft. Doch nun taucht die Ortschaft in einer Liste von Orten auf, die man sogar meiden sollte – aus Gründen der Nachhaltigkeit.

Der Reiseführer «Fodor’s» rät von Reisen in die Jungfrauregion ab. Die Ortschaft brauche eine Pause vom Massentourismus, um die Natur sowie die Lebensqualität zu schützen. Auch das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes berichtete über die Liste, die kein Aufruf zum Boykott darstellt, sondern als Hinweis auf Reiseziele dienen soll, bei denen der Tourismus Natur und lokale Gemeinschaften übermässig belastet.

Einheimische leiden unter dem Massentourismus

Konkret erwähnt das Tourismus-Portal die Jungfraubahnen, die jährlich neue Besucher- und Gewinnrekorde erzielen. «Der Eiger Express bringt Besucher in nur 15 Minuten von Grindelwald bis an den Rand des Eigergletschers. Für die Einheimischen hat diese Bequemlichkeit ihre Schattenseiten: Reisebusse verstopfen die schmalen Bergstrassen, die Wanderpfade rund um die Kleine Scheidegg zeigen deutliche Abnutzung, und Reisegruppen drängen sich an den einst ruhigen Wasserfällen von Lauterbrunnen», steht in dem Beitrag. Die Region ist vor allem bei asiatischen Touristen sehr beliebt.

Touristen fotografieren die Gletscherwelt bei der Station Eismeer, am Freitag, 21. Maerz 2025, auf der Fahrt zum Jungfraujoch. Gletscherforscher gaben am 1. Internationalen Tag der Gletscher einen akt ...
Touristen fotografieren die Gletscherwelt bei der Station Eismeer.Bild: keystone

Zu Wort kommen auch Einheimische, wie etwa Mico Witzke, der das Restaurant Eigernordwand und das Alpinhotel Bort oberhalb von Grindelwald leitet. Er beobachtet, dass es inzwischen deutlich mehr Tagesgäste gibt, die meist nur ein oder zwei Nächte bleiben. «Sie kommen an, fahren mit der Seilbahn, machen Fotos und reisen wieder ab.» Er wünscht sich, dass die Besucher sich mehr Zeit nehmen, um die Natur zu geniessen. «Viele merken gar nicht, wo sie sich eigentlich befinden – sie gehen einfach dorthin, wo alle anderen Touristen hingehen», so Witzke.

Kurztrip mit Folgen

Diese Beobachtung teilt auch der Hotelinhaber Matthias Michel: «Die Sommergäste sind oft Rundreisende, die von einem Hotspot zum nächsten hetzen und ein vollgepacktes Programm haben. Da ihnen wenig Zeit bleibt, bekommen sie kaum Gelegenheit, die lokale Kultur wirklich kennenzulernen.»

epa05458241 Tourists are taking selfies on the top of the Jungfraujoch, 3466 Meters above sea level, in Switzerland, 06 August 2016. EPA/MANUEL LOPEZ
Selfies auf dem Jungfraujoch. Bild: EPA/KEYSTONE

Der Zustrom von Tagesausflüglern verschärft die Situation in dem ohnehin schon sehr beliebten Ort, der sich von den Tälern Interlakens bis zu den imposanten Gipfeln von Eiger, Mönch und Jungfrau erstreckt. «Tagesbesucher nutzen die touristische Infrastruktur, ohne die örtliche Kurtaxe zu entrichten», sagt Michel. Oft beschränke sich der Konsum auf die Geschäfte der grossen Bahnunternehmen. Der Durchschnittsbürger würde von dem Tourismus kaum profitieren.

Ein weiteres Problem, das der Massentourismus mit sich bringt: der Wohnungsmangel. Viele Hausbesitzer vermieten ihre Wohnungen lieber über Airbnb, statt sie dauerhaft an Einheimische zu vergeben, erklärt Michel. Denn Kurzzeitvermietungen seien finanziell attraktiver und dienen oft als Sicherheit gegenüber der Bank.

Des Weiteren rät «Fodor’s» von Reisen auf die Kanarischen Inseln, in die Antarktis, nach Mexiko-Stadt, auf die Isola Sacra sowie in den Glacier-Nationalpark ab. (cst)

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Bau von Richtstrahlantennen auf dem Jungfraujoch
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Bau von Richtstrahlantennen auf dem Jungfraujoch
Zwei Mitarbeiter des PTT-Teams schleppen im Sommer 1948 Richtstrahlmaterial auf den Ostgrat der Jungfrau.
quelle: museum für kommunikation bern, fff_73025 / unbekannt
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Was an einem einzelnen Tag vom Jungfraujoch gepostet wird
Video: watson
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Die beliebtesten Kommentare
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avg(bünzli)
25.11.2025 10:11registriert März 2020
Und dazu die passende Werbung eingeblendet: bis 50% Rabatt aufs Jungfraujoch 🤣
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El_Chorche
25.11.2025 10:17registriert März 2021
Gibt es auch eine Liste unterlaufener Feriengebiete?

Olten weiss ich, aber gibt es auch Orte mit Sehenswürdigkeiten?
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Hey! Ho! Let's Go
25.11.2025 10:29registriert Februar 2022
Klar wünschen sich die zwei Hoteliers längere Aufenthalte der Gäste… aber nicht wegen der Natur, sondern wegen der Zimmerauslastung💵😄
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